Zum Hauptinhalt springen
| Marc Heiland | Kaffeewelten

HauckVibrakleinBei dem ganzen Zubehör, dass es auf dem Markt gibt, sollte man kaum noch glauben, dass man als Heimbarista immer wieder neuem Equipment begegnet. Doch der Markt ist – das beweisen nicht zuletzt die große Leitmesse Host und die World of Coffee – immer noch für Überraschungen gut. Manchmal sind es die kleinen Dinge, von denen man sich denkt: „Warum ist da nicht eigentlich schon mal jemand eher draufgekommen?“; ein anderes Mal sind es größere Veränderungen, die die Kaffeezubereitung – und damit auch den Geschmack und Genuss auf ein neues Level heben.

Eine dieser neuen Erfindungen ist der „Hauck Vibra“, ein spannendes Tool von Otto Hauck, das wir euch im Folgenden einmal genauer vorstellen. Los geht’s!

Wer ist eigentlich Otto Hauck?
Innerhalb der Kaffeeszene ist Otto Hauck seit Jahren eine feste Instanz, wenn es um Tamper und Barista-Zubehör geht. Der Österreicher fertigt seit über 30 Jahren in seiner Heimat, dem berühmten Salzkammergut, für alle Kaffeeenthusiasten seine Modelle allesamt aus hochwertigen Materialien und perfekter Verarbeitung in Handarbeit. Alle Baristi, die eigene und unkonventionelle Ansätze für das Kaffee-Handwerk verfolgen, sind bei ihm ebenso gut aufgehoben, wie Einsteiger und Profis. Dazu passt auch die firmeneigene Aussage, dass es sich hier um „Präzisionswerkzeuge“ handelt. Denn neben einer hochwertigen Verarbeitung steht bei den Produkten von Otto Hauck vor allem die Ergonomie im Vordergrund, da jede Hand – und somit natürlich auch die Handhaltung beim Tampen – anders und die Wichtigkeit offensichtlich ist, hier Modelle für jeden anbieten zu können. Deswegen gibt es auch nicht DEN Tamper für jeden. So wurde von Otto Hauck unter anderem der „S-Tamper“ entwickelt, der es euch ermöglicht, immer exakt gerade zu Tampen. Durch das Aufsetzen auf den Siebträger zentriert sich der Tamper aufomatisch, sodass ein gerades Tampen garantiert ist.

Was steckt hinter dem „Vibra“?
Doch auch beim „S-Tamper“ bleibt ein Problem bestehen, welches wir alle kennen und welches vor allem dann, wenn es um eine optimale Verdichtung geht und darum, mehrere Espressi nacheinander zuzubereiten, ohne dabei auch nur ein wenig an gleichbleibender Qualität einzubüßen. Die Rede ist vom Anpressdruck. Dieser ist – neben dem richtigen Aufsetzen des Tampers, mit die zweite Gelenkstelle eines perfekten Espressos, an der es auf absolute Präzision ankommt. Und hier kommt der „Hauck Vibra“ ins Spiel. Denn mit diesem Tool „wird der PUCK nicht mehr mit Kraft, sondern durch Vibration optimal verdichtet“, so Hauck auf seiner Homepage. Möglich macht dies eine Vibration, die mit enorm hoher Frequenz für nur wenige Sekunden das Kaffeepulver im Siebträger gleichmäßig ausbreitet und andrückt. Hierdurch entfallen die Zwischenschritte wie das Arbeiten mit einem Leveler zum Planziehen oder einem Distributionswerkzeug, für eine gleichmäßige Auflockerung bzw. damit keine noch so winzigen Klümpchen entstehen, die zu Channeling, also dem ungleichmäßigen Durchlauf des Wassers durch den Puck, führen könnten.

Und nicht nur das allein ist ja schon eine kleine Revolution im Siebträger: Auch der Griff des Tools, der horizontal statt vertikal gelagert ist und so wie ein Werkzeug angenehm beim Führen in der Hand liegt, ist ein Novum.
Klar, dass die Begeisterung und die Neugierde für das Produkt auf der diesjährigen „World of Coffee 2024“ in Kopenhagen groß war und sich viele Besucherinnen und Besucher am Stand von Otto Hauck tummelten.

Wie kam es zur Entwicklung des „Vibra“?
Bereits seit einigen Jahren schlummerte bei Otto Hauck die Idee, durch ein „Durchrütteln“ des Espressopulvers eine optimale Verteilung der Partikel und somit einen noch besseren Geschmack zu erhalten. Doch fehlte es ihm an der Umsetzung. Wie es der Zufall so will, kreuzten sich 2023 die Wege von Hauck und Dr. Alexander Neagos. Dieser experimentierte fast ein Jahrzehnt mit Espressi, um den besten Geschmack in die Tasse zu bekommen. Ihm zur Seite stand dabei seine Frau, die beim Tampen jedoch ihre Schwierigkeiten aufgrund ihrer Größe hatte. Also überlegte Neagos, wie man das Tampen auch für kleinere Menschen angenehmer gestalten könne. Hierdurch kam er auf den Gedanken der Vibration zum Verdichten, um weniger Kraft beim Tampen einsetzen zu müssen. Im Gespräch mit Otto Hauck tauschten sich die beiden Männer nicht nur darüber aus, sondern begannen auch, ihre Stärken zusammenzuführen. Und so entstand binnen nicht mal eines Jahres der „Hauck Vibra“.

HauckVibraBild2kleinDer „Hauck Vibra“ – Die Technik
Der „Vibra“ besteht aus einem Griff aus Holz, in den der leistungsstarke CR123a-Akku der Firma Ansmann, der im Lieferumfang dabei liegt, eingesetzt wird, einen Druckknopf im Griff, über den verschiedene Vibrationen aktiviert werden können, einer Achse zum exakten Aufsetzen der Basis. Damit alle Standardgrößen an Siebträgern mit dem „Vibra“ genutzt werden können, wählt ihr bei der Bestellung des Tools zwischen 54 mm, 54,45 mm, 58 mm und 58,45 mm Durchmesser der Base (inklusive Auflagering) aus. Optisch sehen Nuss, Eiche und Olive sehr elegant aus. Wer es ein wenig „fetziger“ mag, kann die Variante „Skater“ mit bunten Streifen in drei verschiedenen Ausführungen wählen. Mit diesen Modellen fallt ihr garantiert auf!

Da der „Vibra“ mit Akku daherkommt und Hauck und sein Team sich bewusst gegen einen USB-C-Anschluss entschieden haben, müsst ihr nicht immer wieder darüber nachdenken, wo ihr euer Kabel hingelegt habt, sondern könnt direkt nach dem Einlegen des Akkus starten. Praktisch!

Wer sich für den „Hauck Vibra“ entscheidet, muss allerdings etwas tiefer in die Tasche greifen. Denn der Preis liegt für jedes Modell bei 449 Euro. Derzeit könnt ihr sämtliche Modelle allerdings noch mit Rabatt für 359 Euro bestellen. Also schnell zugreifen!

„Vibra“ – Einrichtung…
Wer meint, dass das Ganze bis hierhin schon etwas Besonders ist, der irrt! Denn der „Vibra“ ist nicht nur absolut innovativ – er kann auch an eure Anforderungen angepasst werden, da er programmierbar ist. So könnt ihr einerseits die Anzahl der Vibrationen einstellen (1x ist dabei der Standardwert, 2x bietet mehr Power, da hier zwei Vibrationen durchgeführt werden, während 3 Impulse zur maximalen Leistung führen. Stufe vier ist dann für einen Single Cup reserviert). Hierzu nutzt ihr einfach den Druckknopf. Andererseits könnt ihr auch die Zeit einstellen. Hierzu wird der Druckknopf entsprechend lange gehalten. Im Anschluss lasst ihr einfach den Knopf wieder los und die Zeit ist automatisch einprogrammiert! Ist der Vorgang abgeschlossen, erhaltet ihr ein kurzes Feedback mittels Vibration. Bei der Anzahl und Länge der Vibrationen heißt es in der Praxis: Einfach austesten, was euch in Sachen Geschmack am besten zusagt! Aber ambitionierte Espresso-Fans wissen es ja: Ausprobieren und üben gehört zum A und O eines guten Espressos einfach dazu.

… und erste praktische Erfahrungen
Für unsere Tests haben wir je 18g von verschiedene (dunkle und helle) Espresso-Sorten zunächst mit unserer G-Iota 54 gemahlen. Danach haben wir das Kaffeepulver in den 58er-Siebträger gefüllt und mit dem klassischen Leveler bzw. unserem „Normcore“-Tamper gearbeitet. Mit einer Brühtemperatur von 93°C haben wir dann in etwa 25-32 Sekunden 36 ml an Espresso mit der „Essenza Modena“ bezogen. So haben wir eine Brew-Ratio von 1:2. Heraus kamen angenehme und ausgewogene, teils recht vollmundige Espressi.

HauckVibraBild3kleinIm zweiten Schritt haben wir dann dieselbe Teststation aufgebaut nur mit dem Unterschied, dass wir sowohl auf den Leveler als auch auf den Tamper verzichtet haben. Stattdessen kam der „Hauck Vibra“ zum Einsatz. Getestet haben wir zuerst das einfache Rütteln, danach die Stufen zwei und drei. Da es auch verschiedene Zeitstufen gibt, hat man einige Möglichkeiten, seinen perfekt gerüttelten Espressopuck zu finden. Der erste Versuch schlug noch fehl und der Puck war so hart, dass kein Wasser durchlief. Eine kurze Nachfrage bot rasch die Lösung! Denn wie wir es ja vom klassischen Tampern gewohnt waren, hatten wir beim Tampen während der Vibrationsphase zusätzlich mit Kraft nach unten gedrückt. Dieses „antrainierte Verhalten“ ist jedoch beim „Hauck Vibra“ geradezu kontraproduktiv, da das Gerät ja die Arbeit für uns übernimmt! Daher riet uns Otto Hauck, den Tamper lediglich leicht zu Führen. Nachdem wir diesen Hinweis befolgt hatten, funktionierte es ohne Probleme mit der Verdichtung des Espressomehls und wir waren erstaunt, was tatsächlich ohne Leveler und Tamper mit dem reinen Rütteln so möglich ist. Ein zusätzlicher Nebeneffekt des Tools ist, dass wir weniger pressen und uns keine Gedanken mehr über den Anpressdruck machen müssen. Dadurch dass der „Vibra“ sehr angenehm in der Hand liegt, ist die Bedienung angenehm und auch mehrere Espressi nacheinander führen zu keinerlei Ermüdungserscheinungen im Handgelenk.

Der Geschmackstest im Vergleich zur „klassischen“ Vorgehensweise
Kommen wir nun zum wahrscheinlich interessantesten Teil – dem Geschmack. Denn sicherlich wollt ihr wissen, ob die Espressi mit dem „Vibra“ anders schmecken als ohne. Dies können wir mit einem klaren „Ja“ beantworten. Zwar sind es in der Regel nur Nuancen. Doch insgesamt werden die Noten noch besser herausgearbeitet. Mal war es die Säure, die feiner in den Vordergrund rückte; ein anderes Mal die Beeren oder die Süße. Nun mag der eine oder andere unter euch einwenden, dass dies auch vom Mahlgrad herkommen kann oder sich – je nach Brühvorgang und äußeren Einflüssen – der Geschmack verändert. Dies sind klar auch Einwände, die berechtigt sind. Allerdings haben wir an den Parametern, die den Geschmack beeinflussen können, soweit als eben möglich geschraubt. Wir haben mit fünf Personen getestet und alle kamen zu demselben Ergebnis, dass durch die Vibration der Geschmack beeinflusst wird. Was das Tool außerdem so stark macht, dass ein klassischer (!) Tamper (nehmen wir andere spezielle Varianten einmal aus) nicht dagegen ankommt, ist, dass bei allen fünf testenden Personen das Ergebnis einwandfrei zu reproduzieren war, was bei einem gängigen Tamper aufgrund des Anpressdrucks und dem richtigen Aufsetzen auch schon mal ein wenig anders ausfallen kann. Nicht hier! Denn der „Hauck Vibra“ arbeitet immer zuverlässig nach genau demselben Schema - vorausgesetzt, ihr nutzt ihn so, wie er genutzt werden soll!

Fazit: Auch wenn bei uns zu Anfang sowohl die Neugierde als auch die Skepsis gleichermaßen vorhanden waren, ob der „Hauck Vibra“ auch ein erkennbares Ergebnis mit sich bringt, müssen wir sagen, dass die Skepsis schnell gewichen ist. Denn das Tool sorgte – neben einem leicht anderen Geschmack in der Tasse – bei der Anwendung nicht nur für eine kleine Zeitersparnis, sondern auch für Spaß bei der Bedienung und eine entspanntere Körperhaltung während der Arbeit. Natürlich dürft ihr bei so einem Tool keine Wunder erwarten, da der „Vibra“ aus einer schlechten Bohne keinen Geisha zaubern kann. Doch wer sich mit der Materie intensiv beschäftigt und gerne experimentiert, der wird hier ein tolles, nützliches Tool erwerben. Einzig der Preis könnte einige potenzielle Käufer abschrecken. Denn natürlich zahlt ihr hier (wie bei allen Produkten auf dem Markt) nicht nur die Handarbeit, die wir ebenfalls begrüßen und die hohe Qualität, sondern auch den Namen mit. 9Dennoch können wir euch das Tool absolut empfehlen.

In den kommenden Wochen werden wir das Tool nun weiterhin nutzen und es am Wochenende mit zum Frankfurt Coffee Festival nehmen, um uns weitere Eindrücke zu verschaffen. Wir sind schon sehr gespannt und werden den Test dann dementsprechend für euch updaten!

Wir bedanken uns bei Herrn Otto Hauck für das zur Verfügung gestellte Testexemplar.

M. Heiland, D. Stappen

Impressum - Datenschutz

Copyright 2016 © Inn-Joy.de All Rights Reserved. 

Joomla! © name is used under a limited license from Open Source Matters in the United States and other countries.