Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: Kaffeerösterei Caffè Due Mani aus Frankfurt
In diesem Jahr fand vom 20.09. bis zum 22.09. das „Frankfurt Coffee Festival“ in der Klassikstadt statt. Nachdem wir es in den vergangenen Jahren leider aus terminlichen Gründen nicht geschafft hatten, an Hessens bekanntestem Kaffee-Festival teilzunehmen, war es uns in diesem Jahr endlich möglich. In der „RösterRevier“ trafen wir so manch bekanntes Gesicht von Röstereien, die wir bei uns in den „Kaffeewelten“ bereits vorgestellt haben, aber auch für uns neue Röstereien, wie Stephan Gruner, der zusammen mit seinem Partner, Max Jakubowski, die Kaffeerösterei „Caffè Due Mani“ aus Frankfurt leitet.
Wir kamen schnell ins Gespräch und fragten an, ob wir die Rösterei vorstellen dürfen. Schnell wurden Visitenkarten getauscht und kurz nach der Messe der Kontakt vertieft. Nun, exakt eine Woche nach der Messe, konnten wir ein Paket mit insgesamt neun Sorten in der Redaktion in Empfang nehmen. Was drin war und wie sich der Kaffee auf unserem „Prüfstand“ so gemacht hat, klären wir im Folgenden.
Kaffee rösten mit Blick auf den Main
„Caffè Due Mani“ befindet sich in einem Gewerbegebiet in Bornheim/Ostend, mit unmittelbarem Blick auf den Main. Dort werden verschiedene Kaffee-Spezialitäten auf dem UG22 von Probat geröstet. Außer Espresso-Blends finden sich auch Micro- und Nano-Lots sowie Arabica-Blends im Programm. Das Besondere: Im Gegensatz zu den meisten Kaffeeröstereien wird der Kaffee bzw. Espresso von „Caffè Due Mani“ ausschließlich als ganze Bohne verkauft, was wir sehr begrüßen, ist doch so die perfekte Frische bzw. Aromen-Vielfalt geboten, die Kaffee zu bieten hat.
Übersicht über das Sortiment
Schauen wir uns zunächst einmal das Angebot der Kaffeerösterei „Caffè Due Mani“ im Online-Shop an. Dort finden wir (Stand 10/24) 14 unterschiedliche Kaffee-Sorten, die in den Größen 250g, 500g und 1kg angeboten werden. Zu den Sorten gibt es ein knappes Tassenprofil und eine knappe Beschreibung der Aromen. Ausführliche Informationen erhaltet ihr auf der Verpackung.
Was uns leider auf der Homepage komplett fehlt, sind Aussagen zum „Social Impact“, also was Bauern vor Ort gezahlt wird, ob und wo man sich sozial vor Ort engagiert, wie der Weg vom Straub bis zur Bohne nachverfolgbar ist etc. Im Bereich Transparenz und Nachhaltigkeit bleibt vieles offen. Einzig, dass man als „Caffè Due Mani GmbH & Co. KG durch das Prüfinstitut Lacon GmbH nach DE-ÖKO-003 geprüft und zertifiziert“ ist und „biologisch angebaute Kaffees vertreiben“ darf, wird gesondert erwähnt.
Kaffeesortenauswahl im Überblick
Schauen wir uns - wie immer an dieser Stelle - die Verpackungen an, bevor wir euch von unseren Geschmackseindrücken berichten. Bei den Verpackungen hat man sich für klassische Standbodenbeutel entschieden. Der Beutel kommt mit einem Kunststoffventil (Vakuumventil) daher, sodass das CO2 entweichen kann. Angegeben wird, dass es sich um eine „Öko-Aromaschutz-Verpackung der Firma Ströbel GmbH“ handelt. Die Verpackungen sind weiß (Microlot), braun und schwarz (Espressi und Filter) gehalten. Auf der Vorderseite der Verpackungen finden wir das Firmenlogo, die Unterscheidung zwischen Microlot, Espresso und Kaffee, das Ursprungsland, sowie die Webseite aufgedruckt.
Interessant wird es auf der Rückseite der Verpackung. Hier finden wir Informationen zum Produzenten, zum Ursprung des Kaffees, zu vorliegenden Varietäten, der Anbauhöhe, der Aufbereitung des Rohkaffees und dem Cupping-Score. Darüber hinaus gibt es Auskünfte zum Geschmacksprofil, dem Röstdatum und dem MHD sowie den Kontaktdaten der Rösterei. Damit sind sämtliche wichtigen Informationen auf einen Blick zu finden.
Zubereitung
Für den Test haben wir den Espresso in der „Modena“ von Essenza-Espresso zubereitet. Gemahlen wurden sie in der G-Iota 54. Außerdem haben wir die klassischen Filtermethoden mit dem V60-Dripper und der Chemex für weitere Zubereitungen genutzt. Gemahlen haben wir die Bohnen hierbei per Hand mit der Comandante C40 MK4 Nitro Blade. Ein Wort zum Bohnenbild, das die Qualität des Kaffees bzw. der Röstung rein optisch bereits vor der Verkostung darstellt: Dieses ist gut, Defekte sind fast keine zu erkennen. Auch das Röstbild ist sehr gut.
Die Test-Sorten: Beschreibung und Geschmackstest
Für diesen Test hat uns die Kaffeerösterei „Caffè Due Mani“ die Microlots „Asman Arianto“ aus Sumatra, „AB Kiangoi #028“ aus Kenya, „Buku Sayisa #6“ aus Äthiopien, den Espresso „Dolce Cerrado“ aus Brasilien, einen entkoffeinierten Kaffee aus Kolumbien, den BIO-Espresso „Torino“, den Espresso „Milano“, den Espresso „Il Quinto“ und den „Coffee Frankfurt“ zur Verfügung gestellt.
Die Microlots
Die Microlots sind absolut interessant. Mit dem „Asman Arianto“ hat man hier eine echte Perle im Sortiment, da Kaffee aus Indonesien hierzulande leider immer noch viel zu selten angeboten wird. Gerade die Geschmacksvielfalt des Landes bietet einige sehr aromenreiche Kaffees. Das bekannteste Anbaugebiet des Landes liegt im an der Nordspitze des Landes, in Aceh. In einer Höhe von 1500 bis 1700m wächst hier feinster Arabica, der als natural vorliegt. Sein Cup Score liegt bei 86,5. Rote Trauben, Pflaume und dunkle Schokolade werden hier angegeben und sind auch wunderbar herauszuschmecken. Der Kaffee ist eher filigran und hat einen schönen Abgang.
Mit dem Microlot aus Kenia gibt es einen weiteren filigranen Kaffee. Der in der Provinz Kirinyaga angebaute, und gewaschen aufbereitete Kaffee, der einen Cup Score von 88,25 besitzt, baut einen sehr nuancierten Geschmack aus mit einem eher zarten Körper, schmeckt ein wenig teeig und bietet leicht fruchtige Noten von Grapefruit, Pfirsich und schwarze Johannisbeere. Damit ist er nicht der typische „Obstsalat“-Kaffee, wie man ihn manchmal aus Kenia bekommt, sondern ein dezenterer, aber nicht minder interessanter Kaffee. Hier würden wir sogar dem Kaffee einige Minuten Zeit geben, um ein klein wenig abzukühlen. Dann schmeckt er noch facettenreicher.
Bei dem äthiopischen Microlot haben wir einen „typisch“-äthiopischen Kaffee, der als naturla heirloom angebaut und aufbereitet wird. Viele Kaffees werden in Äthiopien in „Kaffeegärten“ in einheimischen heirloom-Sorten angebaut und zeichnen sich durch unverkennbar florale, elegante und stellenweise recht fruchtige, aber auch zitrusartige Noten aus. Hier haben wir eine spannende Kombination aus Ananas und Pfirsich, wobei letzterer sich etwas deutlicher im Mund ausbildet. Bei den „weißen Blüten“ müssen wir hingegen passen. Der lange Abgang kann uns überzeugen.
Der „Dolce Cerrado“
Der vorliegende Single Origin-Kaffee stammt aus der Region Carrado Minero von Ismael José de Andrade, einem der wohl bekanntesten Kaffeeplantagen-Besitzer in ganz Brasilien. Unter einer „Cerrado“ versteht der Brasilianer die Savannen in Zentral-Brasilien mit einem überwiegend trockenen Klima mit einer Regenperiode zwischen Oktober und April. Die von den Fincas stammenden Kaffees gehören mit zu den besten weltweit, was dadurch belegt wird, dass Kaffees von Ismael José de Andrade in den vergangenen Jahren mehrfach beim Cup of Excellence die vorderen Plätze erreichte. Das Besondere beim Anbau der Kaffeepflanzen ist, dass Andrade auf Einsatz von Düngemitteln verzichtet. Seine Fazendas „Capim Branco“ und „Sao Silvestre“, liegen in einer Höhe von rund 800-1250m. Geerntet wird der Kaffee maschinell zwischen Juni und September. Der Kaffee wird „natural“ und aufbereitet und liegt in den Varietäten „Red Catuai“ und „Yellow Catuai“ vor.
Die Bohnen des Yellow Catuai wachsen auf dem berühmten Cerrado Plateau. Nachdem der Kaffee aufbereitet wurde, lässt Isamel Andrade den Kaffee bis zu einem halben Jahr weiter reifen. Erst danach wird er geschält und poliert.
Unser Eindruck: Bereits während des Mahlvorgangs verströmt der Kaffee ein intensives Bouquet, dass an Nussschokolade und Toffee erinnert. Beim Aufbrühen verstärkt sich diese Wahrnehmung noch einmal deutlich. Der volle Körper weiß zu gefallen und der kräftige Geschmack ist ein Highlight. Vor allem der nussig-schokoladige, und mit einer gewissen würzigen Note versehene Grundton überzeugt. Leichte Röstaromen sind vorhanden, drängen sich jedoch nie in den Vordergrund. Der recht lange, runde Abgang gefällt.
Die Espressi „Milano“, „Frankfurt“ und „Il Quinto“
Zu den drei Espressi gibt uns „Caffè Due Mani“ leider keinerlei Auskünfte zur Herkunft der Bohnen, was sehr schade ist. Die drei Sorten sind allesamt sehr schmackhaft. Heraus sticht besonders der „Frankfurt“, der von der Basisnote her typisch nach Espresso schmeckt. Doch das Spannende ist die Obernote, die mit einem Hauch von Bergamotte über dem Espressogeschmack schwebt. So wird er aus der Masse an Espressi herausgehoben. Der „Milano“ ist ein eher milderer Espresso, während der „Il Quinto“ einen deutlich ausgebildeten Körper bietet, mit Nussschokolade als Hauptnote und ein wenig Kirsch anbei. Der Espresso liegt angenehm im Mundraum und hat einen recht langen Abgang.
Der BIO Espresso „Torino“
Der „Torino“ ist eine spannende Alternative zu den anderen vorgestellten Espressi. Er besticht durch eine feine Crema, schmeckt sehr schokoladig und ein wenig rauchig. Die Würze ist etwas zurückhaltender und im Abgang bleibt er nicht ganz so lange stehen. Wir finden diesen Espresso wirklich toll komponiert!
Fazit: Geschmacklich konnten uns alle neun Sorten komplett überzeugen. Vor allem der Sumatra-Kaffee und die Mikrolots sind absolut spannend. Auch den Verpackungen gibt es die wichtigen Infos zum Rohkaffee. Was uns aber fehlt, ist der Bereich Fairness und Nachhaltigkeit. Was wird den Bauern vor Ort gezahlt? Welche sozialen Projekte werden unterstützt? Mit welchem Händler bzw. Importeur arbeitet man zusammen? Im Sinne von „Third Wave“ und der Nachverfolgbarkeit vom Strauch bis zu Tasse bleibt man hier nebulös.
Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.
Zusammensetzung der Gesamtbewertung:
Qualität: 9 von 10 Punkten
Fairness und Nachhaltigkeit: keine verlässlichen Aussagen
Geschmack: 9 von 10 Punkten
Transparenz: 8 von 10 Punkten
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei der Kaffeerösterei „Caffè Due Mani“ für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.
D. Stappen, M. Heiland