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| Marc Heiland | Kaffeewelten

OracleJetBild1Es gibt Dinge in der Welt der Kaffeemaschinen und Siebträger, die eigentlich klar sind, wie beispielsweise bei der Firma Sage Appliances. Die „Oracle“-Serie steht an der Spitze und bietet das rundum Sorglospaket mit jeder Menge Features zum entsprechenden Preis, während sich die „Barista“-Serie in Sachen Features und Preis darunter einfindet. Doch mit dem Launch der neuen „Oracle Jet“ geht Sage einen anderen Weg. Was das ist, verraten wir euch im Test. Unser Video zum Test findet ihr über diesen Link.

Die Ausgangslage

Bisher waren die Sage Oracle-Maschinen halbautomatisch bzw.  vollautomatisch. Sie übernehmen viele Schritte, die normalerweise manuell durchgeführt werden müssen, wie z. B. das Mahlen der Bohnen, Dosierung, Tampen (Verdichten des Kaffeemehls) und sogar das Milchschäumen. Das macht die Oracle-Serie ideal für Benutzer, die Barista-Qualität zu Hause erleben möchten, aber weniger manuelle Arbeit aufwenden wollen.

Modelle wie die Sage „the Oracle Touch“ bieten sogar ein vollautomatisches Touchscreen-Interface, das mehrere programmierbare Einstellungen ermöglicht, einschließlich der Zubereitung von Espresso, Cappuccino oder Latte Macchiato mit einem einzigen Knopfdruck.

Die Sage „Barista-Serie“ bietet euch hingegen halbautomatisch funktionierende Maschinen, die von euch mehr manuelle Eingriffe erfordern. So müsst ihr den Mahlgrad, die Dosierung und das Tampen selbst einstellen und durchführen. Das Milchschäumen ist ebenfalls manuell, was mehr Kontrolle ermöglicht, aber auch mehr Geschick erfordert.

Doch mit der im Herbst 2023 erschienenen „Barista Touch Impress“ näherte sich Sage seiner Oracle-Serie weiter an. Der größte Unterschied, den die beiden Serien bis heute ausmachte, war die Technik dahinter! Denn während die Oracle-Serie über einen Dual-Boiler verfügte, der es ermöglicht, Espresso zuzubereiten und Milch gleichzeitig zu schäumen, was Zeit spart und mehr Kontrolle bietet, besaß die Barista-Serie bislang ein Thermoblock bzw. ein ThermoJet-Heizsystem, was bedeutet, dass entweder Espresso zubereitet oder Milch geschäumt werden kann, aber nicht beides gleichzeitig. Dennoch waren diese Maschinen immer sehr schnell betriebsbereit.

Bleibt alles anders

Nun werdet ihr euch möglicherweise fragen, warum ich in der Vergangenheit bei der Beschreibung der beiden Heizsysteme spreche. Die Antwort ist einfach. Denn mit der Einführung der neuen „the Oracle Jet“ hat Sage seinem Flagschiff erstmals ebenfalls einen Thermoblock spendiert. Als diese Information erstmals durch die Medienlandschaft ging (die Maschine ist außerhalb Europas bereits seit mehreren Monaten erhältlich), wurden zahlreiche kritische Stimmen unter Kaffeefans laut. Ob die Kritik allerdings in Zeiten, in denen mit dem „Model One“ von Maro oder der „Meraki“ Espressomaschine zwei spannende Alternativen in den Startlöchern stehen bzw. auf dem Markt angekommen sind, die beide auf Dickfilmheizer bzw. ein ThermoJet-Heizsystem setzen und keine Unmengen an Strom verbrauchen, nur um das ganze System aufzuheizen (wie beispielsweise bei den klassischen E61-Brühgruppen und den „alten“ Kesselmaschinen), berechtigt ist, haben wir natürlich ebenfalls überprüft. Andererseits werden bei Thermoblock-Maschinen die Siebträger häufig nicht erhitzt, was zu einer Instabilität der Temperatur unweigerlich führt.

In der Übersicht der Features finden wir zunächst, dass ihr einen 58mm-Edelstahl-Siebträger bekommt, der 18-22g Kaffeepulver aufnehmen kann. Dann wird euch das Mahlen, Dosieren und Tampern automatisch abgenommen. Ebenso wie das Aufschäumen der Milch, was hier die „Auto MilQ™“-Funktion übernimmt bzw. überwacht. Mit diesem Feature sollen Milchalternativen wie Sojamilch, Mandelmilch oder auch Hafermilch ebenso perfekt (für Latte Art) gelingen, wie bei klassischer Kuhmilch. Dank neuem Chip soll darüber hinaus der Touchscreen flüssiger und schneller reagieren und erstmalig könnt ihr Cold Brew und Cold Espresso von der Maschine zaubern lassen. Wie gesagt: Erstmals mit ThermoJet-Heizsystem!

Dank optimaler Menge an frisch gemahlenen Bohnen, einer präzisen Temperaturregelung (in der Brühgruppe befindet sich eine kleine zusätzliche Heizung!) und optimalem Wasserdruck soll so das perfekte Getränk erzeugt werden. Dank einer erhaltet ihr innerhalb von knapp drei Minuten einen leckeren Cold Brew, während ihr auf einen Cold Espresso gerade mal eine Minute warten müsst.

OracleJetBild2Was hat die Maschine so zu bieten?

So viel zum PR-Sprech bzw. den vorgestellten Features, die ihr auf dem Karton und im Handbuch lesen könnt. Da fragen wir uns natürlich, wie sich das alles in der Praxis bemerkbar macht!

Fangen wir zunächst beim wohl wichtigsten Punkt (neben gutem Kaffee, dem A und O eines leckeren Espressos) an – der Mühle! Seitdem Sage vor einigen Jahren den Mühlenhersteller Baratza übernommen hat, setzt man natürlich bei der Entwicklung neuer Maschinen auf die bewährte Erfahrung, welche Baratza über viele Jahre gesammelt und bei der Übernahme mitgebracht hat. In der „the Oracle Jet“ arbeitet ein (konisches) Kegelmahlwerk aus gehärtetem Kohlenstoffstahl mit 45 Mahlgradeinstellungen, das sehr präzise arbeiten soll. Das Einstellen der einzelnen Mahlstufen erfolgt stufenlos, auch wenn im Display Mahlstufen angezeigt werden. Die Verarbeitung der Mühle und des Bohnenbehälters ist – ebenso wie der Rest der Maschine – hochwertig! Mit einer Füllmenge von 340g fasst der Bohnenbehälter mehr als genug Kaffeebohnen. Am besten ist es sowieso, so viele Bohnen in den Behälter zu schütten, wie ihr an einem Tag verbraucht, damit sie auch immer frisch bleiben und euch so der bestmögliche Geschmack geboten werden kann. 

Der Wassertank der „Oracle Jet“ ist mit rund zwei Litern ebenfalls absolut ausreichend groß. Das Wasser kann auf der Oberseite der Maschine eingefüllt werden, der Füllstand ist an der Front zu sehen. Die Maschine verfügt über 10 voreingestellte Rezepte. Dies sind: Flat White, Latte Macchiato, Cappuccino, Espresso, Americano, Babyccino, heiße Schokolade, Tee, Cold Brew, und kalter Espresso. Da die Maschine auch über WLAN verfügt, können weitere Getränke vom Hersteller hinzugefügt werden. So kamen beispielsweise nach dem ersten Update weitere Getränke hinzu, wie ein Espresso Martini samt Rezept.

Im Lieferumfang liegen – außer dem Siebträger, der einmal mehr nur mit einem Griff aus Kunststoff daherkommt – die obligatorischen 1-Tassen- und 2-Tassen-Siebe, ein Reinigungsset, eine kleine, gut verarbeitete Abschlagbox für den Kaffeekuchen („Puck“), ein Milchkännchen mit einem Fassungsvolumen von 500 ml sowie ein Tropfschalenschutz mit dabei. Neben der Variante aus gebürstetem Edelstahl gibt es die (in unseren Augen wesentlich schickere) Variante in „Trüffelschwarz“. Etwas kritisieren müssen wir hier allerdings, da es keine Möglichkeit gibt, die Tassen höher an den Siebträger heranzubringen. In unserem Test landete somit nicht nur in der Espressotasse die Flüssigkeit, sondern spritzte auch etwas rum.

Was – wie auch bei der zuletzt von uns getesteten „Barista Touch Impress“ – uns absolut überzeugt hat, ist die vollautomatische Führung durch den gesamten Zubereitungsprozess. Sobald ihr die Maschine zum allerersten Mal anschaltet, werdet ihr in einer Art Tutorial durch sämtliche wesentliche Schritte vollkommen selbsterklärend geleitet. Somit lässt sich sagen, dass die „the Oracle Jet“ auch ohne Vorkenntnisse mühelos bedient werden kann!

Lasst ihr euch euren Espresso automatisch aufbrühen, weist euch das System aufgrund der automatischen Erkennung einer zu stark oder zu schwach extrahierten Espressomenge hin und hilft dank des „Barista Guidance“ dabei, den Mahlgrad anzupassen, um den idealen Espresso zu erzielen. Ist der Espresso zu schnell durchgelaufen, müsst ihr einfach den Mahlgrad ein wenig feiner stellen und umgekehrt. Vor allem bei neuen, heller und dunkler, oder besonders frisch gerösteten Bohnen, kann sich der zuletzt eingestellte Mahlgrad teilweise deutlich verändern.

Wer gerne Getränke mit Milch genießt, kann sich dank „Auto MilQ™“ die Milch in 8 unterschiedlichen Konsistenzstufen und mit Temperaturen zwischen 40° C und 75°C von der Maschine aufschäumen lassen, aber auch selbst Hand anlegen. Beides funktioniert perfekt und mit konstanter Temperatur, was nicht selbstverständlich ist, da gerade diese vollautomatischen Maschinen oft dazu neigen, die Getränke und die Milch etwas zu kalt auszugeben oder aber nicht über den gesamten Zubereitungszeitraum konstant hochzuhalten.

OracleJetBild3Unsere ersten Praxiserfahrungen mit der „the Oracle Jet“

Wie aber hat die Maschine in unseren ersten Testläufen performt? Fangen wir mit der Mühle an: Diese ist wirklich gut verarbeitet, bietet eine für eine vollautomatische Maschine eine hohe Qualität und ein sehr homogenes Mahlergebnis. Von der Lautstärke her könnte sie etwas dezenter ans Werk gehen. Doch wer sich ein wenig auf dem Markt auskennt, der weiß, dass Mühlen aus dem Hause Baratza nicht wirklich zu den leiseren Vertretern ihrer Zunft gehören. Ein Problem von semi- und vollautomatischen Maschinen ist, dass der Totraum bei einigen Modellen etwas größer ist, also das, was nach dem Mahlen noch in der Mahlkammer bleibt und beim nächsten Mahlvorgang mit ausgegeben wird. Wir haben in unseren Testläufen das ausgegebene Kaffeemehl nachgewogen und hatten stets ein Ergebnis von +/- 0.6 - 0.8, was durchaus aktzeptabel ist. Das Besondere: Ihr könnt den Mahlvorgang entweder per Berührung auf den Button starten oder, indem ihr den Siebträger im Mahlschacht nach rechts bewegt. Hier wird Komfort und Usability großgeschrieben. 

Die Menüführung über den 5-Zoll-Bildschirm ist sehr einfach gehalten und der Prozessor sorgt dafür, dass es keine erkennbaren Verzögerungen bei den Wischgesten oder bei der Bestätigung der einzelnen Schritte gibt. Hier ist Sage auf der Höhe der Zeit angekommen. Das Beziehen der Getränke läuft insgesamt recht flott ab, sodass wir unsere Getränke binnen weniger Minuten auf dem Tisch stehen hatten. Geschmacklich holt die Maschine einiges aus den Bohnen heraus und bietet mehr Konstanz als so mancher klassische Siebträger. Dies liegt nicht nur an der permanenten Überwachung der einzelnen Zubereitungsschritte, sondern auch daran, dass die Temperatur sehr gut gehalten wird. Hier merkt man eindeutig, dass sich die Heizspule in der Brühgruppe auszahlt. Dank einer eingebauten PID-Steuerung könnt ihr die Temperatur auch in 1-Grad-Schritten einstellen. Dennoch empfehlen wir euch, vor dem Bezug immer einige Sekunden das Wasser durch die Brühgruppe bei eingespanntem Siebträger laufen zu lassen. So geht ihr absolut sicher, dass der Siebträger auch wirklich heiß genug ist, um während des anschließenden Brühvorgangs keine Temperaturschwankungen zu bekommen. Apropos Temperatur: Wer einen „Cold Brew“ bezieht, der benötigt in jedem Fall Eiswürfel, da die Maschine natürlich keinen „kalten Espresso“ produziert, sondern ihn bei Raumtemperatur das Wasser durch den Puck gibt. Besonders empfehlen können wir hier fruchtigere Espresso-Sorten 

Ein Wort zum Aufschäumen der Milch: Neben dem automatischen Milchschäumen funktioniert das manuelle Schäumen ebenfalls gut, da die Dampflanze ausreichend Druck aufbauen kann. Latte Art ist somit problemlos möglich. Beim automatischen Aufschäumen war bei unseren Testläufen die Milch nicht so seidig, wie wir sie manuell führen können. Hier war beim Cappuccino zu viel Luft drin.

Abschließend lässt sich sagen, dass auch die Reinigung der „the Oracle Jet“ sehr einfach ausfällt, da die Maschine alle Reinigungsprozesse selbstständig durchführt. Lediglich die Pucks müssen von Zeit zu Zeit entsorgt und die Tropfschale geleert werden. Dass die Dampflanze nach jedem Bezug kurz mit einem feuchten Tuch abgewischt werden sollte, versteht sich ebenfalls von selbst!

Fazit: Obwohl sich Sage bei seiner neuen „the Oracle Jet“ erstmals für ein Thermoblock- bzw. ThermoJet-Heizsystem entschieden hat und sich somit ein Stück der „Barista“-Reihe annähert, bietet sie ein hervorragendes Gesamtpaket, das 9einmal mehr beweist, dass Sage tolle Maschinen für ein nahezu perfektes Espresso- und Milchmischgetränke-Erlebnis anbietet. Einzig der Preis ist nicht unbedingt ein Schnäppchen. Doch dessen sind sich Fans der „Oracle“-Serie ja schon immer bewusst, wenn sie eine neue Generation „ihrer“ Maschinen im Blick haben.

Wir bedanken uns bei der Firma Sage Appliances für das zur Verfügung gestellte Testexemplar.

M. Heiland, D. Stappen

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