Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: Kaffeerösterei Schvarz Kaffee aus Düsseldorf
Düsseldorf, die Landeshauptstadt von NRW, hat in den vergangenen Jahren einige hervorragende Kaffeeröstereien hervorgebracht. Eine davon ist die seit 2015 existierende Kaffeerösterei „Schvarz Kaffee“ im Stadtteil Flingern. Dort, auf dem Gelände der alten Farbwerke, wo sich mittlerweile zahlreiche Büros, Lofts, Lager- und Produktionsflächen angesiedelt haben, rösten Arthur Fuchs und sein Team nicht nur kleine Chargen Speciality Coffee, sondern schenken diverse Kaffees und Espressi aus ihrem Sortiment an ihre Gäste aus.
Dafür, dass die Getränke den Besuchern besonders gut schmecken, sorgt nicht nur die Röstereimanagerin Isabel, die sich mit den Kaffeebauern in den Ursprungsländern trifft und überwacht, dass vom Kaffeestrauch bis in die Tasse alle Standards eingehalten werden. Auch Luthfan Satrio Pradipto, der German Brewers Cup Champion von 2022 und 2024 trägt mit seiner Leidenschaft und seinem handwerklichen Geschick dazu bei, dass das Beste aus der Bohne in der Tasse landet.
Da ist was los – da geh ich hin
Bereits vor einigen Jahren hatten wir von der Kaffeerösterei „Schvarz“ gehört und in den Fachmagazinen gelesen. Doch so richtig in unseren Fokus gerückt ist die Rösterei eigentlich erst im Sommer dieses Jahres während des „Frankfurt Coffee Festival“. Dort hatte „Schvarz“ nicht nur – wie auch andere Röstereien – einen Stand. Vielmehr sammelte sich eine größere Menschentraube vor und neben dem Stand der Rösterei, um die neuen Kaffees zu probieren. Die Gäste nutzten die Zeit, um mit Luthfan und Arthur ins Gespräch zu kommen und waren – wie wir einstimmig erfuhren – von den abwechslungsreichen und spannenden Kaffees durchweg begeistert. Klar, dass auch wir neugierig wurden und uns im Anschluss an die Messe daran machten, einige Sorten für einen Test zu erhalten. Da das Team von „Schvarz Kaffee“ recht viele Termine hatte, dauerte es zwar ein wenig, bis der Kontakt zu Stande kam. Dafür haben wir jedoch einen kleinen, aber feinen „Geschmackseinblick“ in das Sortiment von „Schvarz“ erhalten.
Übersicht über das Sortiment
Doch bevor es um unsere Eindrücke geht, schauen wir uns zunächst einmal das Angebot der Kaffeerösterei im Online-Shop an. Dort finden wir (Stand 12/24) acht verschiedene Espresso-Sorten und den aktuellen „Weihnachtskaffee“. Neben den italienischen Röstungen „VRN“ (Verona) und „FLR“ (Florenz) sowie „MXP“ (Mailand), gibt es mit dem „LAX“ (L.A.), einen fruchtig-süßen Espresso Blend, sowie einem Arabica-Blend aus Nicaragua („El Limoncillo“) und einem Espresso aus Brasilien („Agua Limpa“). Abgerundet wird die Espresso-Sparte durch einen kolumbianischen Decaf. Bei den Abfüllmengen gibt es die Wahl zwischen den Größen 350 g, 1 kg und 2.5 kg.
Beim Filterkaffee sind es sechs Sorten, zu denen ein „Düsseldorfer“ Filterkaffee, ein Kenianer, ein Kaffee aus Äthiopien, drei Kolumbianer (einer davon als Decaf) und aktuell der „Weihnachtskaffee“ gehören. Wer eine Kapselmaschine besitzt, kann den Espresso von „Schvarz“ auch in Kapseln abgefüllt kaufen. Des Weiteren findet ihr auf der Homepage noch diverses Equipment sowie andere Getränke, Gutscheine, Kursangebote und mehr. Selbstverständlich darf auch ein Abo nicht fehlen.
Kaffeesortenauswahl im Überblick
Schauen wir uns - wie immer an dieser Stelle - die Verpackung an, bevor wir euch von unseren Geschmackseindrücken berichten. Bei den Verpackungen hat man sich für klassische Standbodenbeutel entschieden. Der Beutel kommt mit einem Kunststoffventil (Vakuumventil) daher, sodass das CO2 entweichen kann. Während wir beim „Weihnachtskaffee“, den wir für unseren kleinen Test sowohl als Espresso, als auch als Filterkaffee zugeschickt bekommen haben, leider nur Angaben zu den Geschmacksaromen und Angaben zur Stärke der jeweiligen Mischung erhalten, gibt es zum uns ebenfalls für diesen Test zur Verfügung gestellten Filterkaffee aus Kenia deutlich mehr Informationen. Dort finden wir – neben den Geschmacksnoten – Auskünfte zu den Varietäten, zur Aufbereitung des Rohkaffees, zur Anbauhöhe, der Farm und der Ursprungsregion des Kaffees, das MHD und das Röstdatum. Drehen wir die Verpackung um, so gibt es auf der Rückseite der Verpackung Angaben zur Abfüllmenge, Tipps zu Lagerung und Zubereitung sowie die Kontaktdaten und Social Media-Infos mit einer Direktverlinkung via QR-Code.
Zubereitung
Für den Test haben wir den Espresso in der „Raphael“ von Essenza-Espresso zubereitet. Gemahlen wurden sie in der G-Iota 54. Die Filtervarianten wir mit dem V60-Dripper und der Chemex zubereitet. Gemahlen haben wir die Bohnen hierbei per Hand mit der Comandante C40 MK4 Nitro Blade. Ein Wort zum Bohnenbild, das die Qualität des Kaffees bzw. der Röstung rein optisch bereits vor der Verkostung darstellt: Dieses ist gut, Defekte sind fast keine zu erkennen. Auch das Röstbild ist sehr gut.
Die Test-Sorten: Beschreibung und Geschmackstest
Der „Weihnachtskaffee“ - Espresso
Der Rohkaffee für diesen Espresso stammt aus Indien, genauer gesagt von den Barda Estates in den Bababudan Giri Gebirgen und aus Brasilien. Kaffee aus Indien wächst überwiegend unter Schatten und meist mit anderen Nutzpflanzen auf einem Gebiet. Der Kaffee wird sowohl nass als auch trocken aufbereitet. Eine weitere beliebte Aufbereitungsart ist die „monsooned“-Aufbereitung, bei der die Kaffeekirschen dem feucht-heißen Wetter und dem Monsun-Wind ausgesetzt werden. Dadurch schwellen die Kirschen zunächst an, schrumpfen wieder und ändern ihre Farbe. Auf den Badra Estates, von der dieser Rohkaffee stammt, wird der Kaffee 1936 von der Mammen Familie gegründet, liegt in den Hügeln von Bababudan Giri in der südindischen Region Karnataka. Der Robusta weist eine sehr schöne Crema auf.
Der brasilianische Arabica-Anteil stammt aus der Kooperative „Sancoffee“, der ersten brasilianische Kaffeekooperative mit 100 % Klimaneutralität und zertifiziert von B-Corp und Rainforest Alliance.
Zubereitung / Brührezept
Den Espresso haben wir nach dem Rezept von „Schvarz Kaffee“ gebrüht. Hierbei haben wir 2 g Kaffee gemahlen, mit 93° C Wassertemperatur 30 Sekunden auf 45g zubereitet bei einer Brew Ratio von 1:2,5. Beim Filterkaffee haben wir 20g Kaffee mit 300g Wasser bei einer Brühtemperatur von 94°C zubereitet. Das Ganze bei einer Zeit von 3:25min.
Unser Geschmackseindruck: Der Blend überzeugt durch seinen intensiv-vollmundigen, aber nicht zu ausgeprägten Geschmack. Die schokoladig-nussigen Aromen kommen hier gut zur Geltung und die seidige Crema rundet das Ganze auch optisch fein ab. Insgesamt ein schönes Mundgefühl mit einem langen Abgang.
Der Filterkaffee aus Kenia – „Karimikui Rungeto“
Der Rohkaffee dieser Sorte stammt aus der Region Kirinyaga mitten im Herzen Kenias. Dort sind die Höhenlage an den Hängen des Mount Kenya und zwei Regenzeiten pro Jahr ideale Voraussetzungen für Qualitätskaffee. Dieser wird in einer Höhe von rund 1700m bis 1900m angebaut, gewaschen aufbereitet und liegt in den Varietäten SL28 und SL34 vor.
Die Aufbereitungsstationen und Landwirtschaftsbetriebe Karimikui und Kii & Kiangoi schlossen sich 1997 zusammen und gründeten die Rungeto Farmer’s Co-operative Society. Neben dem Kaffeeanbau und der Aufbereitung betreibt die Bauernkooperative eine Molkerei, die zu den größten Milchlieferanten Kenias zählt.
Mehrere und vor allem differente Einnahmequellen sind wichtig, um ein stetiges Einkommen für die Bauern und Bäuerinnen zu sichern. Mit FairTrade Prämien konnte man Karimikui um eine Tankstelle erweitern, was die gesamten Gemeinkosten der Kooperative deckt.
Unser Geschmackseindruck: Dieser Filterkaffee ist ein „typischer“ Kenianer. Er besticht durch seine aromatische Vielfalt, mit komplexen Beerennoten (hier vor allem Cassis), einer saftig-vollen Textur und einer angenehmen Säure. Im Nachhall ist er recht kurz.
Fazit: Geschmacklich konnte uns der Espresso bzw. Filterkaffee überzeugen. Aufgrund der kleinen Auswahl können wir nur einen eingeschränkten Einblick an dieser Stelle bieten, empfehlen daher, euch durch das Sortiment zu probieren. Auf den Verpackungen gibt es die wichtigen Infos zum Rohkaffee. Was uns aber fehlt, ist der Bereich Fairness und Nachhaltigkeit weiter auszudifferenzieren, was auch zulasten der Transparenz geht. Was wird den Bauern vor Ort gezahlt? Welche sozialen Projekte werden unterstützt? Mit welchem Händler bzw. Importeur arbeitet man zusammen? Im Sinne von „Third Wave“ und der Nachverfolgbarkeit vom Strauch bis zu Tasse, bleibt man hier etwas nebulös und hält sich eher an allgemeine, nicht viel aussagende Phrasen wie beispielsweise „Eine transparente Lieferkette ist für uns höchste Priorität, um verantwortlich zu handeln. Wir achten besonders auf ökologisches und menschliches Wohlbefinden, was für uns faire Bezahlungen und Bedingungen in den Ursprungsländern bedeutet. Gemeinsames Wachstum ist der Leitgedanke unserer Wertevorstellungen.“ Darüber hinaus können wir euch „Schvarz Kaffee“ jedoch empfehlen. Ein Besuch vor Ort lädt zum Plausch, gemütlichen Sitzen und genießen ein.
Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.
Zusammensetzung der Gesamtbewertung:
Qualität: 9 von 10 Punkten
Fairness und Nachhaltigkeit: schwierig nachzuvollziehen
Geschmack: 9 von 10 Punkten
Transparenz: 7 von 10 Punkten
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei der Kaffeerösterei „Schvarz Kaffee“ für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.
D. Stappen, M. Heiland