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| Marc Heiland | Kaffeewelten

deliano kaffeero stereiqjaaiainchslkDie Stadt Wasserburg am Inn liegt malerisch im oberbayerischen Landkreis Rosenheim und begeistert Besucher mit ihrem einzigartigen Charme. Eingebettet in eine Schleife des Inns, bietet die Altstadt einen beeindruckenden Anblick, der von mittelalterlicher Architektur und einer faszinierenden Geschichte geprägt ist.

Wasserburg zählt zu den ältesten Städten Bayerns. Ihre Geschichte reicht bis ins Jahr 1085 zurück, und dank ihrer strategischen Lage am Inn wurde sie früh zu einem wichtigen Handelsplatz. Die gut erhaltene Altstadt ist von einem nahezu geschlossenen mittelalterlichen Stadtbild geprägt. Besonders markant ist der „Grüne Turm“, das Wahrzeichen der Stadt, der die Besucher am Eingang der Altstadt empfängt.

Und inmitten dieser „Perle Oberbayerns“ liegt „Deliano“. Neben Café und Backstube ist unter dem Dach der „Genussgastronomie“ auch eine Kaffeerösterei zu finden, die von Christine Deliano geführt wird. Gemeinsam mit ihrem Team verwöhnt sie nicht nur vor Ort ihre Kundschaft mit wunderbaren Backwaren, Torten und anderen Leckereien, sondern bietet auch über ihren Online-Shop ihre Kaffees und Espressi Kaffeeliebhaberinnen und Liebhabern in Nah und Fern an. Umso mehr haben wir uns gefreut, dass wir in unseren „Kaffeewelten“ die „Kaffeerösterei Deliano“ vorstellen können.

Übersicht über das Sortiment

Aktuell (Stand 1/25) hat die Rösterei 11 Espressi (davon einen entkoffeinierten) und 11 Filterkaffee-Sorten im Sortiment. Hinzu kommen zwei ganz besondere Sorten, einen „Geisha“ von der Finca Las Flores auss Kolumbien und einen – noch selteneren – „Ombligon“ von der Farm „El Diviso“, - ebenfalls aus Kolumbien.

Die „regulären“ Sorten werden in Größen von 250g bis 5000g angeboten und können auf Wunsch der Kundschaft auch für verschiedene Zubereitungsmethoden gemahlen werden.

Neben Kaffees und Espressi findet ihr auf der Homepage auch verschiedene Teesorten, Zubehör, ein Angebot für individuell bedruckte Kaffeeverpackungen, ein kleines digitales Lexikon mit Fachbegriffen, Videos u.a. zur Zubereitung des Kaffees sowie Gutscheine und Seminare, die vor Ort in der Kaffeerösterei stattfinden.

Zu den unterschiedlichen Sorten gibt es auf der Homepage des Unternehmens umfassende Informationen zur genauen Herkunft des Rohkaffees, zur Anbauhöhe, zum Kaffeebauern, zur vorliegenden Varietät, zur Aufbereitungsmethode und auch zu sozialen Projekten, mit denen die Kaffeebauern vor Ort unterstützt werden. Christiana Deliano ist auch der persönliche Kontakt zu Bauern und Händlern wichtig, um bestmöglich nachverfolgen zu können, dass der Weg vom Strauch bis zur Tasse gewinnbringend für alle eingehalten wird.

Ausgewählte Sorten in der Vorstellung und im Geschmackstest

Für unseren Test haben wir von der Kaffeerösterei „Deliano“ die Sorten „Costa Rica Robelo“, „Äthiopien Adnan“, „Indien Dry Aged“ sowie den „Geisha“ zur Verfügung gestellt bekommen. Schauen wir uns – wie immer – zunächst einmal die Beutel an, in denen der Kaffee verpackt wird: Hierbei handelt es sich um die klassischen recycelbaren Standbeutel. Diese sind wiederverschließbar, um so die Aromen länger zu erhalten. Auf der Vorderseite der Beutel finden wir den Namen des Kaffees bzw. Espressos, der sich an seinem Usprungsland bzw. der Finca orientiert, die Aufbereitungsart und den Namen der Kaffeerösterei „Deliano“. Auf der Rückseite des Beutels finden sich eine stichpunktartige Beschreibung des Geschmacks des Kaffees, der Haupt- und Nebennote, Infos zur Füllmenge des Beutels, Angaben zur Anbauregion des Kaffees, der Farm, beim Filterkaffee auch des Farmers, der Anbauhöhe, der Aufbereitung und der Varietäten. Neben den Angaben zur Firmenanschrift und dem MHD (Das Röstdatum steht nicht auf der Verpackung, kann aber zurückgerechnet werden) befindet sich ein QR-Code, über den ihr zur Homepage der Rösterei gelangen könnt.

Zubereitung

Für den Test haben wir den Espresso im im Siebträger getestet, den Filterkaffee mit der V60-Brühmethode. Ein Wort zum Bohnenbild, dass die Qualität des Kaffees bzw. der Röstung rein optisch bereits vor der Verkostung darstellt: Dieses ist gut, Defekte sind fast keine zu erkennen. Auch das Röstbild ist sehr homogen.

IMG 5825Indien Dry aged

Zugegeben: Als ich den Namen „Dry Aged“ Indien gelesen hatte, war ich für einen kurzen Augenblick irritiert, da mir der Begriff bislang nur in Verbindung mit Fleisch, welches in entsprechenden Kühlschränken über Wochen und Monate vor sich hin reift, untergekommen ist. Denn eigentlich steckt hinter dem dem, was in der Kaffeeszene als „Aged Coffee“ bezeichnet wird die Zubereitung bei der Kaffee durch eine lange und kontrollierte Lagerung nach der Aufbereitung einem zusätzlichen „Reifeprozess“ unterzogen wird. Hierdurch kann der eigene Geschmack des Kaffees in den Vordergrund gestellt werden, während die natürlichen Säuren, die jeder Kaffee mit sich bringt, stark zurückgenommen werden. In Verbindung mit Indien handelt es sich hier überwiegend um „Monsooned Malabar“.

Beim „Dry Aged“ geht die Rösterei „Deliano“ allerdings noch eine Stufe weiter und nutzt eine Canephora Bohne, die semi-washed aufbereitet wurde und lässt den Kaffee 5-6 Jahre im Rohzustand in luftdichten Grain-Pro-Säcken nachreifen, bevor er geröstet wird. Dadurch kommen dem Kaffee ganz besondere Eigenschaften zu.

Unser Geschmackseindruck: Es ist tatsächlich das erste Mal, das wir einen Kaffee von 2019, also knapp sechs Jahre nach dessen Erzeugung, probieren. Dementsprechend neugierig waren wir vor der Zubereitung des „Dry Aged“. Und was soll man sagen? Absolut beeindruckend! Keine Säure, tiefe und intensive Aromen, tolle Anlänge von Nougat und ein wenig Zartbitterschokolade sowie ein langer, intensiver Abgang. Interessanterweise auch überhaupt nicht bitter. Der Espresso schmeckt sowohl mit Milch als auch pur. Ein wirklicher Genuss!

Äthiopien Adnan

Äthiopien, die Wiege des Kaffees, bringt immer wieder fantastische Kaffees hervor. Mit eleganten, floralen, mal krautigen und zitrusartigen Noten, können wir immer wieder eine enorme Vielfalt an Aromen entdecken.

Äthiopien hat nicht viele Kaffeefarmen, die unter anderem als „Gärten“, „Wälder“ oder „Plantage“ bezeichnet werden, aber von der Ernte und dem Verkauf leben rund 15 Millionen Menschen in Äthiopien. Der meist wild angebaute Rohkaffee in „Heirloom“-Sorten wird aktuell besonders geschätzt, da sie eine hohe Diversität besitzen und aufgrund des immer stärkeren Klimawandels für die Zukunft des Kaffees mit entscheidend sind.

Der vorliegende Kaffee „Äthiopien Adnan“ stammt von der Adnan Washing Station im Kebina Dorf in Sidamo, die für besonderen Geschmacksreichtum bekannt ist und neben Yirgacheffe, Harer und Limu bzw. Djimmah zu den größeren Anbaugebieten des Landes gehört.

Bei der Kooperative sind ungefähr 750 Klein- und Kleinstbauern beteiligt, die dort gemeinsam ihren Kaffee aufbereiten. Die Kaffees werden in der Regel natural aufbereitet. Der Rohkaffee wird in einer Höhe von 1900 bis 2100 Metern angebaut.

Unser Geschmackseindruck: Der „premium natural“ schmeckt nach roten Beeren, ein wenig vanillig und provoziert ein feines Prickeln am Gaumen, ist vollmunig und hat im Abgang Noten von Karamell. Sehr klar definiert im Geschmack und einfach lecker, wenngleich vielleicht nicht ganz „mainstreamig“, was aber absolut in Ordnung ist.

Der „Costa Rica Robelo“

Costa Rica bietet euch Kaffees mit komplexer Süße, kombiniert mit einer feinen Säure, sanfter Textur und einer Reihe von blumigen- und Zitrusnoten. Die bekannteste Anbauregion ist Tarraz. Die Farm der Familie Robelo, von der der vorliegende Filterkaffee stammt, liegt in Turrialba und wurde von den Besitzern „Aquiares Estate“ genannt. Sie ist die größte zusammenhängende Farm des Landes und ist CO2 neutral.

Aquiares produziert qualitativ hervorragenden und geschmacklich sehr unterschiedlichen Kaffee, die teilweise in Tanks fermentiert werden, um sie danach auf Kaffeebetten in der Sonne trocknen zu lassen. Der Rohkaffee liegt in der weniger bekannten Varietät „Centroamericano“ vor, die eine Kreuzung von äthiopischen mit eigenen Arten bildet.

Unser Geschmackseindruck: Ein sehr interessanter Filterkaffee, der ein aromatische Bouquet bildet. Noten von Rosinen, Blaubeere, einem Hauch von Kirsche, Rohrzucker und Muskatnuss sind zu erkennen. Ein seidiger Körper und ein ausgeprägter, langer Nachklang, machen den Filterkaffee zu einem besonderen Erlebnis.

Geisha

Die Sorte „Geisha“ gehört mit zu den edelsten Kaffees und kann von 140 bis zu mehreren 1000 Euro pro Kilogramm kosten. Geisha ist damit (neben Jamaica Blue Mountain) zweifellos die berühmteste Varietät im Spitzenkaffeebereich. Bekannt für extrem aromatische Bergamotte-Noten, eine grandiose Süße und intensive florale Noten lässt sie die Tasse Kaffee zu einem besonderen Erlebnis werden. Ursprünglich aus Äthiopien, wurde Geisha in Panama zum Panama Geisha weitergezüchtet, der die Süße und floralen Noten noch weiter in den Vordergrund stellt. Die meisten heute erhältlichen Geishas sind Panama Geisha. Aber auch Kolumbien züchtet seit Jahren ausgezeichnete Geishas.

Angebaut wird der Rohkaffee auf der in der Kaffeeszene äußerst renommierten Farm „Las Flores“, die 1990 von Edilberto Vergara und Nubia Ayure gegründet wurde. Ursprünglich aus dem Department Cundinamarca stammend, wuchsen beide in einer Kaffeeproduzentenfamilie. „Las Flores“ ist ca. 16 Hektar groß. 2006 nahm die Mutter des heutigen Inhabers Jhoan am Cup of Excellence teil und erreichte den 16. Platz. Mittlerweile ist sie leider verstorben, hat jedoch das Talent und ihr großes Wissen über Kaffeeanbau und Verarbeitung weiter vererbt.

2019 gewann Jhoan den ersten Platz beim MASTER OF COFFEE-Wettbewerb mit der Rosé-Bourbon-Sorte in einem halbgewaschenen Verfahren und erzielte den ersten Platz bei einer Auktion in Südkorea.

Tipp zur Zubereitung: Wir haben den Kaffee mittelfein gemahlen (33 clicks in der Comandante) mit 20 Gramm Kaffee auf 300 ml Wasser bei 93 Grad, 30g Wasser für ein Blooming über 30 Sekunden in 3:15 Minuten Zubereitungszeit.

Unser Geschmackseindruck: Dieser Geisha besticht durch reiche Noten von Frucht, wie Mandarine, Hibiskus und leichten Anklängen von Feige, sowie florale Noten von Jasmin und hat einen langen, karamelligen Abgang. Die ausgeprägten Noten von Bergamotte sind hier nicht vorhanden, was aufgrund der besonderen Geschmacksnuancen von Bergamotte aber auch gut ist.

Fazit: Die von uns getesteten Sorten haben uns durch ihre Aromenvielfalt und Qualität überzeugt. Gerade der „Dry Aged“ ist etwas ganz anderes, da abseits von Mainstream zu verorten. In Sachen Nachhaltigkeit und Fairness könnte es noch mehr Informationen geben. So bleibt beispielsweise zum Teil offen, wie die Bauern vor Ort unterstützt werden, welche sozialen Projekte auf den Farmen angestoßen und intensiviert werden oder welche Beträge bei den Kaffeefarmern ankommen bzw. bezahlt werden. Insgesamt gibt es von uns ganz klar eine Kaufempfehlung

Zusammensetzung der Gesamtbewertung:

Qualität: 9 von 10 Punkten

9Fairness und Nachhaltigkeit: 8

Geschmack: 10 von 10 Punkten

Transparenz: 8 von 10 Punkten

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Christine Deliano von der Kaffeerösterei „Deliano“ für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.

M. Heiland, D. Stappen

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