Loewe aura.pure | Siebträgermaschine im Test
Loewe kennen wohl vor allem die Älteren unter euch. Früher gehörte das Unternehmen zu den führenden deutschen Herstellern von Röhrenfernsehgeräten. Gegründet vor mittlerweile 102 Jahren, entwickelte sich das Unternehmen zum Trendsetter und gehörte auch bei Radios zu den großen richtungsweisenden Unternehmen. Diesen Trend will Loewe nun auch im Bereich der Siebträgermaschinen verfolgen und hat mit der „Loewe aura.pure“ die erste Siebträgermaschine mit integrierter Mühle auf den Markt gebracht. Wir durften sie ausgiebig testen und stellen euch das Modell und unsere Eindrücke im Folgenden vor.
Attraktive Schönheit
Ich muss zugeben: Als ich las, dass Loewe jetzt auch ins Geschäft mit den Siebträgermaschinen eingestiegen ist, musste ich zunächst ein wenig schmunzeln. Nicht, dass ich daran gezweifelt hätte, dass Loewe als „Seiteneinsteiger“ es nicht schafft, eine gute Maschine auf dem an Maschinenanbietern übersättigten Markt zu platzieren. Vielmehr, weil ich mit Loewe eben alles Mögliche verbunden hatte, sie aber überhaupt nicht in den Bereich der Siebträgermaschinen gesehen hatte. Doch ich sollte mich täuschen…
Umfangreiches Zubehör
Im Lieferumfang enthalten ist all das, was man von einem Top-Produkt erwartet. Neben einem mehrsprachigen Handbuch, das mit ausführlichen Texten zur Erstinbetriebnahme, zum Zubehör, zur Nutzung der Maschine und weiteren Aspekten überzeugt und sehr wertig ist (endlich mal dickes Papier!), befinden sich zwei Siebträger (mit 58 mm Durchmesser!) mit einem bzw. zwei Ausläufen, ein 350 ml fassendes Milchkännchen, ein hochwertiger Tamper aus Edelstahl, eine Tamper-Matte aus Silikon, ein Einzel-, ein Doppel- sowie ein Blindsieb zur Reinigung der Brühgruppe, eine kleine Bürste, ein Pinsel, ein schwarzes Tuch und eine zweite Wasserfilter-Kartusche mit im Paket. Der Pinsel, der Tamper und die beiden Siebträger besitzen alle einen Griff aus Echtholz, was nicht nur schick aussieht, sondern dazu beiträgt, dass sie gut in der Hand liegen und nicht verrutschen. Was fehlt ist eine kleine Abschlagbox (Knock Box), um die Pucks nach dem Brühvorgang zu entsorgen. Andere Tools, wie ein Leveler oder ein anderes Distributionstool fehlen ebenfalls, können aber natürlich auch nachgekauft werden.
Die „aura.pure“ ist sehr gut verarbeitet. Nicht nur, dass sie unglaublich sexy aussieht (endlich denkt mal jemand an die Fingerabdrücke und nutzt ein mattes Gehäuse!) – sie hat auch keinerlei scharfe Kanten. Nichts wackelt und in puncto Spaltmaß gibt es ebenfalls nichts zu kritisieren. Mit 23 kg ist die Maschine recht schwer, was jedoch für die Qualität der Maschine und ihrer Bauteile spricht. Die Maße von 49 x 36 x 49 Zentimeter (Länge x Breite x Höhe) sprechen eine deutliche Sprache und setzen so ein Ausrufezeichen.
Die Oberseite der Maschine nimmt der Bohnenbehälter der integrierten Mühle auf der linken Seite ein, der mit einem luftdichten Deckel daherkommt. Wer viel Kaffee trinkt oder eine große Zahl von Kaffeetrinkern verköstigen muss, der mag sich aufgrund des etwas kleinen Fassungsvermögens des Bohnenbehälters von 200 g einen etwas größeren Behälter wünschen. Die Meisten dürften sich vermutlich nicht daran stören, zumal in einem Bohnenbehälter sowieso lediglich die Menge an Bohnen gefüllt werden sollte, die pro Tag getrunken wird, damit die Bohnen auch lange frisch bleiben. Das Kegelmahlwerk ist aus Edelstahl und kommt mit Standardmahlscheiben daher. Mit knapp unter 70 Dezibel ist die Mühle auch recht leise. Für die Zubereitung eures Espressos stehen euch 66 verschiedene Mahlstufen zur Verfügung. So könnt ihr das Kaffeepulver exakt anpassen, eine optimale Extraktion des Kaffees erreichen und sogar in der Theorie Filterkaffee produzieren, was natürlich mit der „echten“ Methode eines Filters nicht realisierbar ist, da er hier schlicht fehlt. Dafür ist eine Siebträgermaschine aber auch nicht da. An der Mühle selbst könnt ihr den empfohlenen Bereich für Espresso ablesen. Prinzipiell gilt auch bei dieser Maschine: Je feiner ihr mahlt, desto besser die Extraktion! Von der Qualität der Mühle und dem gleichmäßigen Mahlgut waren wir wirklich angetan. Gerade Maschinen mit eingebautem Mahlwerk haben hier oft ihre Schwachstelle. Nicht so jedoch hier. Und damit nicht genug: Die Antistatik funktioniert gut, sodass sich nur wenig Partikel am Auswurfschacht befinden. Und auch der Totraum ist ok. Mehr könnt ihr aber auch nicht erwarten, da es sich um keine Single Dose Mühle handelt. Praktisch: Wollt ihr die Mühle reinigen, könnt ihr das Mahlwerk ohne Vorwissen ausbauen, reinigen und wieder einsetzen. Besser geht es nicht!
Wenn ihr das Zubehör und die Maschine auspackt, werdet ihr euch möglicherweise wundern, ob Loewe nicht vergessen hat, die Siebe beizulegen. Doch keine Sorge: Diese befinden sich in einer kleinen Aussparung neben dem Wassertank. Diesen könnt ihr, nachdem ihr den Deckel hochgenommen habt, problemlos nach oben herausnehmen. Mit einem Fassungsvermögen von 2,5 Litern habt ihr ausreichend Frischwasser auf Vorrat. Einen Festwasseranschluss besitzt die Maschine nicht. Wie bereits erwähnt, befindet sich auch ein Wasserfilter im Lieferumfang. Der andere Filter ist bereits im Wassertank zu finden.
Richten wir unser Augenmerk nun auf die Vorderseite der „aura.pure“. Dort ist das Bedienfeld zu finden. Neben der Taste, die die Maschine ein- und ausschaltet, gibt es ein kleines Display, welches euch alle notwendigen Informationen anzeigt. Solltet ihr hier einmal überfragt sein, schlagt ihr einfach im Handbuch nach! Rechts neben dem Display gibt es einen kleinen, drehbaren Knopf, mit dem ihr verschiedene Einstellungen, wie die Präinfusion, die Brühtemperatur oder auch die Mahldauer der Mühle individuell einstellen könnt. Der Knopf lässt sich sehr einfach bedienen. Es folgen abschließend noch drei Knöpfe, welche für den Bezug von einem oder einem doppelten Espresso und Heißwasser zuständig sind.
Im Hauptbereich der Front erwarten euch der Auswurfschacht des Mahlguts, der an eine E61 erinnernde Brühkopf mit dem Manomter zur Kontrolle des Brühdrucks und die Dampflanze. Diese ist mit einem innenliegenden Schlauch ausgestattet und einer kleinen Manschette, damit ihr euch nicht die Finger verbrennt. Die Brühgruppe ist massiv und hochwertig. Über eine PID wird geregelt, dass die Brühtemperatur stabil bleibt. In unseren Testläufen blieb die Temperatur sehr konstant und wies nur minimale Schwankungen von um die 2-3 Grad auf.
Damit gute bis sehr gute Ergebnisse erzielt werden können, kommen drei (!) Thermoblöcken daher. „Angetrieben“ wird die „aura.pure“ mit zwei Vibrationspumpen. Diese sorgen für eine gleichmäßige und gleichzeitige Espressoextraktion bzw. das Aufschäumen und Erwärmen der Milch. Das Aufheizen der Maschine dauert rund 4,5 Minuten, wenn ihr das heiße Wasser durch die Brühgruppe laufen lasst. Ohne die Brühgruppe durchzuspülen, könnt ihr knapp die doppelte Zeit rechnen. Solltet ihr früher beginnen, werdet ihr Temperaturbrücken haben, die bei einem perfekten Espresso zu vermeiden sein sollten. Ihr könnt also nach dem Anschalten der Maschine schon mal euren Tisch decken oder etwas anderes zwischendurch erledigen. Der Vorteil der Thermoblöcke ist jedoch nicht nur das recht schnelle Aufheizen, sondern ergibt hierdurch auch einen deutlich geringeren Stromverbrauch als bei „klassischen“ Siebträgermaschinen, die deutlich mehr Strom ziehen müssen, um zu einem ähnlichen Ergebnis kommen zu können.
Ein Wort zur Tropfschale: Diese ist absolut ausreichend und fasst fast einen Liter. Sollte sie voll sein, zeigt euch ein kleiner Schwimmer dies an. Einen Pluspunkt verdient sich die Maschine auch mit ihrem recht großen Abstand zum Brühkopf, wodurch auch recht große Tassen untergestellt werden können, was auch nicht selbstverständlich ist. Etwas schade ist, dass es keinen Shot-Timer gibt und ihr somit für einen guten Espresso mit einer Feinwaage arbeiten solltet, um euer Brührezept auch für euch (oder andere) reproduzierbar zu machen.
Kommen wir nun zur Königsdisziplin, der Zubereitung des Espressos. Wie bereits erwähnt, kann die Maschine schon durch eine gute Ausgabe des Kaffeepulvers überzeugen. Wie aber sieht es mit dem fertigen Puck und dem eigentlichen Brühvorgang aus? Zunächst spannen wir den Siebträger ein und stellen fest, wie einfach er einzuspannen ist, aber auch festsitzt. Qualität zahlt sich aus! Die Präinfusion funktioniert zuverlässig und der Espresso wird (wenn ihr den Puck richtig vorbereitet habt), von der Maschine recht leise ausgegeben.
Wollt ihr Milch aufschäumen, solltet ihr vorab die Dampflanze ausblasen, damit das Kondenswasser nicht in eurer Milch landet. Die Zweiloch-Düse hat ordentlich Power und in der Kanne wird so im Handumdrehen ein guter Milchschaum zubereitet. Auch hier gibt es nichts zu kritisieren, zumal es zehn Stufen gibt, die Dampfstärke anzupassen.
Fazit: Für knapp 2000 Euro bietet euch Loewe mit der „aura.pure“ eine äußerst stylische, qualitativ hochwertige und einfach zu bedienende Siebträgermaschine ohne Firlefanz, dafür aber mit großem Zubehörumfang. Damit kann sie sowohl für Neulinge als auch Heimbarista (die keine Volumetrik benötigen, denn diese hat die Maschine nicht) gleichermaßen gute Dienste leisten. Für diejenigen, die nicht noch in eine externe Espressomühle investieren wollen (oder können), ist die fest eingebaute Mühle ein absoluter Gewinn. Allerdings müsst ihr euch darüber im Klaren sein, dass ihr euch keine andere Mühle einbauen könnt. Dies ist aber sowieso eher für Profis interessant. Dafür ist die Maschine auf Langlebigkeit ausgelegt, was das Wichtigste ist.
Wir bedanken uns bei der Firma Loewe für das zur Verfügung gestellte Testexemplar.
D. Stappen, M. Heiland