Hiroia Hikaru V60 Smart Coffee Brewer - Powered by Hario im Test
Wer als Anfänger in die Welt des Filterkaffees einsteigt, der schaut sich vielleicht in den sozialen Netzwerken zunächst einmal Videos an, welche Techniken für den perfekten Filterkaffee-Aufguss die „Stars der Szene“ wie James Hoffmann oder Lance Hedrick ihren Pour-Over zubereiten. Und obwohl es doch eigentlich nur um den klassischen Aufguss von Filterkaffee handelt, gleicht das Ganze einer Wissenschaft für sich.
Da geht es um „Brew Ration“, das Verhältnis von Wasser zu Kaffeepulver, um eine perfekte Aufgusszeit, um „Blooming“, das Aufquellen des Kaffeepulvers, um gebundenes CO2 und somit die Aromen freizusetzen und weitere Aspekte, von denen man als Laie oder Neuling schnell überfordert sein kann. Und dann, nachdem man sich das Equipment zugelegt und alles exakt nach den YouTube-Videos ausgeführt hat, schmeckt der Kaffee doch nicht so, wie beim Röster des Vertrauens. Diese Arbeit möchte euch der „Hiroia Hikaru V60 Smart Brewer - Powered by Hario“ abnehmen. Wie er das machen will und ob der „Smart Brewer“ mehr kann, als nur schick auszusehen, haben wir für euch getestet. Um diesen Test überhaupt durchführen zu können, haben wir von „Homebarista“ aus Belgien, die den Vertrieb der Maschine für Europa aktuell innehat, ein Exemplar zur Verfügung gestellt bekommen. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf unseren Test sowie die Ergebnisse.
Ein langer Weg, der endlich am Ziel ist
Wie ihr bereits in der Einleitung zu unserem Test lesen konntet, steckt hinter „Hiroia“ als Mutterkonzern einer der bekanntesten Spezialisten in Sachen Pour Over-Dripper der Welt, Hario. Hiroia hat sich auf intelligente („smarte“) Kaffeemaschinen spezialisiert. Für den neuen „Hikaru V60 Smart Brewer“ setzt Hiroia auf eine Mischung aus traditionellem V60-Aufguss und moderne Technik, die euren Kaffee so darstellen soll, wie es sich der Kaffeeröster eures Vertrauens vorgestellt hat, als er seine Kaffeespezialitäten entwickelte. Filterkaffee at its best sozusagen. Das Wichtige ist dabei nicht nur die Qualität, sondern auch die Reproduzierbarkeit. Die entsprechende gute Mühle und Bohnen vorausgesetzt, soll jedes Rezept von der Maschine immer gleich gut sein, sodass quasi jeder, der ein Rezept bekommt und dieses mit dem Smart Brewer nutzt, zum selben Geschmackserlebnis kommen kann. Um dies zu erreichen, muss das Kaffeepulver immer gleich benetzt und das Wasser immer exakt gleich aufgegossen werden, um Über- oder Unterextraktionen zu vermeiden und so die Aromen des Kaffees optimal zur Geltung zu bringen.
Was sich einfach anhört, war für die Entwickler eine lange Phase des Ausprobierens, Abwägens, Tüftelns und Gestaltens. Bis man so weit war, eine erste Serie zu veröffentlichen, um den „Hikaru V60 Smart Brewer“ auf Kickstarter zu launchen, dauerte es mehrere Jahre. Angefangen mit den ersten Konzepten 2022 über erste Prototypen ein Jahr später, bis zum Launch über Kickstarter Ende September 2023, haben auch wir das Projekt verfolgt und waren vom ersten Moment an begeistert.
Dies lag und liegt an zwei Dingen: Zum einen sieht die Maschine unglaublich schick aus und begeistert mit ihrem schlichten und dennoch außergewöhnlichen Design sowohl potenzielle Kundinnen als auch Kunden. Zum anderen nimmt sie uns als Verbraucher das Aufbrühen des Filterkaffees ab und geht dabei einen etwas anderen Weg als viele ihrer Konkurrenten, die bereits seit einigen Jahren auf dem Markt sind und sich dort durchaus einen festen Platz sichern konnten. Die Maschine wurde zunächst im asiatischen Raum verkauft und ist mittlerweile in Europa über Homebarista in Belgien auch für unsere Breitengrade exklusiv erhältlich. Homebarista hat uns für diesen Test dankenswerterweise ein Exemplar zur Verfügung gestellt.
Der Hikaru V60 zeichnet sich durch ein schlankes, modernes Design aus, das sich nahtlos in verschiedene Küchendesigns einfügt. Mit seinen kompakten Abmessungen von 407 mm x 171 mm x 297 mm (B x T x H) und einem Gewicht von 2,8 kg passt er auch in kleine Küchen. Der Wassertank mit integrierter Waage, um auch die richtige Wassermenge auszugeben, besteht aus BPA-freiem Tritan und verfügt über ein Fassungsvermögen von 700 ml, sodass bis zu drei Tassen pro Brühvorgang gebrüht werden können. Ein LED-Atmosphärenlicht verbessert das Brüherlebnis, indem es während der verschiedenen Phasen des Prozesses visuelle Hinweise liefert. Die Maschine liefert Temperaturen von 80 bis 96° C, eine 10 stufige Durchflussmenge (3 ml/s bis 12 ml/s), neun voreingestellte Rezepte für Mengenvolumen von und für helle, mittlere und dunkle Röstungen. Verbunden wird der Brewer mittels Bluetooth 5.2. Neben der manuellen Einstellung an der Maschine könnt ihr auch über die kostenlose App die Maschine steuern. Neben der Maschine befindet sich ein V60 Dripper mit Servierkanne und Filterpapier der Standardgröße 02 im Lieferumfang sowie eine Bedienungsanleitung.
Wie aber funktioniert nun das System? Was ist daran „smart“? Diese Frage wollen wir jetzt beantworten. Im Smart Brewer befindet sich – neben der integrierten Waage, die ständig überprüft, wie viel Wasser im Tank ist, dies euch anzeigt und misst, wie viel Wasser verbraucht wird und nachgegossen werden muss – ein sehr präziser Steuerungsalgorithmus innerhalb eines verbauten 32-Bit-Mikroprozessors, um den manuellen Pour Over-Vorgang so umzuwandeln, dass es zu einer optimalen Extraktion kommt. So überprüft das System den Zeitpunkt, die Wassertemperatur und den Durchfluss während des Übergießvorgangs. Dabei wird das Kaffeemehl von verschiedenen Wasserstrahlstärken benetzt, um bereits während der Blooming-Phase eine optimale Benetzung des Kaffeepulvers zu erreichen. Wir empfehlen dennoch, das Wasser im V60-Dripper zu schwenken, bevor die richtigen Aufgussphasen beginnen, da die Mitte etwas besser benetzt wird als die Ränder. So werden alle Geschmacksstoffe und Öle freigesetzt und das Aroma und das Gesamterlebnis der Tasse verbessert.
Wer möchte, der kann auch alle Parameter selbst von Hand in der App festlegen, um so den eigenen Ansprüchen oder denen des Kaffeerösters zu entsprechen. Dies ist auch insofern praktisch, als dass hier als Maximum 580 ml angegeben ist, wir aber persönlich gerne 500 ml als Endresultat haben. Eine größere Servierkanne oder eine große Chemex passen leider nicht in den Smart Brewer.
Die Bedienung des Smart Brewers ist sehr einfach. Auf der Vorderseite befindet sich ein An- und Ausschalter, den ihr einige Sekunden drücken müsst. Ein entsprechender Ton teilt euch mit, wenn die Maschine dann ein- oder ausgeschaltet wird. Auf der Oberseite der Maschine befinden sich drei Buttons für kleine, mittlere oder große Tassen und einen Start-Stopp-Button. Sobald die Maschine gestartet wurde, färben sich die LEDs im Rahmen der Maschine Orange und das Wasser wird erhitzt. Ist sie bereit, wechseln die Farben auf Weiß. Sobald euer Kaffee servierbereit ist, wechseln die LEDs erneut und es gibt einen akustischen Hinweiston.
Die Maschine teilt euch ebenfalls mit, falls zu wenig oder zu viel Wasser im Wassertank enthalten ist. Ein wenig schade ist, dass der Tank selbst nicht erleuchtet ist, da wir im Test Mühe hatten den Wasserstand ablesen zu können. Hier sollte bei einem zukünftigen Update der Maschine nachgebessert werden.
Ein zweiter Punkt, der uns während unserer Testdurchläufe etwas gestört hat, ist der laute „Fiepton“ während des Brühvorgangs. Wer morgens in Schlafzimmernähe seinen Kaffee brüht, der sollte an seine Mitbewohner denken.
Ebenfalls nicht ganz optimal finden wir, dass in der Mitte eines Aufgusses das Kaffeebett ziemlich tief ist, was zeigt, dass ihr der große Teil der Extraktion draufgegeben wird. Dennoch ist der Geschmack des fertig aufgebrühten Filterkaffees überzeugend und weder unter- noch überextrahiert. Ja, er kann sogar gut mit einem manuellen Pour Over mithalten.
Was wieder sehr positiv bewertet werden kann, ist die Tatsache, dass die Temperatur des Kaffees nach der kompletten Extraktion hervorragend ist. Apropos Temperatur: Wir empfehlen euch, den Kaffee nach der Zubereitung direkt zu trinken, da der Smart Brewer über keine Warmhaltefunktion verfügt!
Fazit: Der „Hiroia Hikaru V60 Smart Brewer powered bei Hario“ ist mehr als nur ein optisch beeindruckendes Stück Technik: Er verbindet technologische Innovation mit traditionellen Kaffeebrühtechniken, bietet eine präzise Kontrolle über die Brühparameter und andere Parameter, die für einen perfekten Filterkaffee notwendig sind und macht dank der benutzerfreundlichen Funktionen und seines eleganten Designs ihn zu einer absolut empfehlenswerten Anschaffung. Das Einzige, was es von eurer Seite aus noch bedarf, sind gute Bohnen sowie eine gute Filterkaffeemühle.
Wir bedanken uns bei der Firma Homebarista Belgien für das zur Verfügung gestellte Testmuster. Bestellen könnt ihr die Maschine innerhalb Europas unter diesem Link.
M. Heiland, D. Stappen