Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: Nord Coast Coffee Roastery aus Hamburg
Die Kaffeeröster-Szene in Hamburg ist lebendig und vielfältig, geprägt von einer tiefen Leidenschaft für hochwertigen Kaffee und handwerkliche Rösttechniken. Die Stadt hat sich in den letzten Jahren zu einem Hotspot für Kaffeeliebhaber entwickelt, mit einer Vielzahl von Röstereien, die sowohl traditionelle als auch innovative Ansätze verfolgen.
In Hamburg findet man zahlreiche kleine, unabhängige Röstereien, die oft direkt mit Kaffeebauern aus verschiedenen Anbauregionen zusammenarbeiten. Diese direkte Handelsbeziehung ermöglicht es den Röstern, die Qualität der Bohnen zu kontrollieren und gleichzeitig faire Preise für die Produzenten zu gewährleisten. Viele Röstereien legen großen Wert auf Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein, was sich in der Auswahl der Bohnen und der Verpackung widerspiegelt.
Zu diesen Röstereien gehört auch die „Nord Coast Coffee Roastery“, die ihre Wurzeln im Jahr 2016 hat. Damals begann alles mit einem kleinen Café in der Deichstraße. Seitdem hat sich das Unternehmen stetig weiterentwickelt und ist zu einem bekannten Namen in der Hamburger Kaffeeszene geworden. Aktuell gibt – neben dem Stammhaus in der Deichstraße die Standorte Eppendorfer Baum und Eppendorfer Weg. Die Kaffees bietet die Rösterei online und vor Ort an.
Übersicht über das Sortiment
Schauen wir uns zunächst einmal das Angebot der Kaffeerösterei im Online-Shop an. Dort finden wir (Stand 03/25) acht Filterkaffeesorten (einer davon ist ein Decaf) und zwei Espresso-Sorten. Besonders gefallen hat uns, dass „Nord Coast“ keinen Kaffee führt, der bei den meisten Röstereien zu finden ist, wie ein „Monsooned Malabar“. Versteht mich bitte nicht falsch: Der Kaffee hat durchaus seine Daseinsberechtigung und ist geschmacklich durchaus gut. Doch da er so oft geführt wird, ist er zum „Allerweltskaffee“ geworden, der seinen ursprünglichen Reiz eingebüßt hat. Dies gilt auch für anderen Kaffees. Daher soll der „Malabar“ nur als Beispiel gelten.
Das Sortiment wird in den Verpackungsgrößen zu je 250g bis 2,5 kg für verschiedene Zubereitungsarten (Filtermaschine, Frenchpress, Handfilter, Espressokocher oder Siebträger) gemahlen sowie in ganzer Bohne bestellt werden. Des Weiteren gibt es Informationen zu den einzelnen Farmen, der Qualität des Rohkaffees (Klassifizierung), den vorliegenden Varietäten, der Aufbereitung des Rohkaffees, der Produzierenden sowie der Anbauhöhe. Auch das Tassenprofil und der Röstgrad dürfen hier nicht fehlen. Im Sinne der Transparenz ist dies wirklich lobenswert! Neben den Kaffee-Sorten und Espressi könnt ihr auch eine kleine Auswahl an Zubehör bestellen.
Kaffeesortenauswahl im Überblick
Schauen wir uns jetzt einmal die Verpackungen an, bevor wir euch von unseren Geschmackseindrücken berichten. Bei den Verpackungen hat sich die Kaffeerösterei für Standbodenbeutel entschieden. Dies ist leider nach wie vor nicht bei allen Kaffeeröstereien die erste Wahl. Wir begrüßen diese Art von Verpackung, da die Beutel so hingestellt werden können und der Kaffee genau in der Menge entnommen werden kann, der benötigt wird. Nach der Entnahme der Bohnen oder des Kaffeepulvers, kann die Verpackung wieder verschlossen werden. Der Beutel kommt mit einem Kunststoffventil (Vakuumventil) daher, sodass das CO2 entweichen kann. Schöner Nebeneffekt: Man kann die Aromen des Kaffees bereits vor dem Brühvorgang „erschnuppern“.
Jede Verpackung wurde mit einer kleinen Karte quasi dem „Beipackzettel“ ausgestattet. Auf diesem finden wir die Angaben zum Ursprungsland des Rohkaffees, zum Röstgrad (hier 5stufig), zu den vorliegenden Varietäten, zur Anbauhöhe, zur Klassifizierung und zur Aufbereitung des Rohkaffees. Auf der Rückseite gibt es einen QR-Code mit Direktverlinkung zum Shop, Angaben zum MHD. Das Röstdatum ist nicht vorhanden, lässt sich jedoch zurückrechnen und die Hausanschrift.
Ein Wort zur Qualität der Kaffeebohnen: das Bohnenbild / Röstbild der uns für den Test zur Verfügung gestellten Sorten ist sehr gleichmäßig. Defekte sind nur wenige zu finden.
Zubereitung
Für unseren Test haben wir den Kaffee im Hiroia Hikaru V60 Smart Brewer (zu beziehen über Homebarista), die Chemex und die AeroPress bzw. den Siebträger (hier in der Essenza Raphael) zubereitet.
Die Test-Sorten: Beschreibung und Geschmackstest
Für diesen Test hat uns die Kaffeerösterei Nord Coast den Kenia Meteitei Filter, Artesano Espresso Brasilien und Peru, Black Opium Espresso Kolumbien und Honduras sowie den Guatemala Las Capuchinas Filter zur Verfügung gestellt.
Der „Meteitei“ – Kenia
Der erste Kaffee auf unserem Prüfstand ist Kaffee aus Kenia. Von dort stammen einige der aromatischsten und säurereichsten Kaffees der Welt. Der Geschmack variiert je nach Region, die meisten Kaffeesorten bieten komplexe Frucht- und Beerennoten, Zitrusanklänge sowie eine volle Textur. Der von Nord Coast verwendete Rohkaffee wird in einer Höhenlage von etwa 1800m in den K7 und Ruiru angebaut und gewaschen aufbereitet. Zur genauen Herkunft erfahren wird: „Meteitei Set Kobor liegt in Nandi County bei Kenia. Es ist ein Zusammenschluss von Farmern in eine Cooperative Society und wird von Jeremiah gemanagt. Sie besteht aus 323 Farmers (letztes Jahr waren es noch 190 und im Jahr der Gründung 2019 waren es 93). Sie haben ihr eigene Factory als Cooperative gebaut. Die Farmer liefern die Kirschen an, die dort verarbeitet und dann als gemeinsames Produkt angeboten werden. Die Farmer sind der Ursprung der guten Kaffeequalität
Sie haben auch eine Women in Coffee Projekt mit 50 Farmerinnen. Mary Korir ist die Vorsitzende der Frauen. Auf ihrer Farm befindet sich 1200 Kaffeebäume. Davon wurden 600 in 1999 angebaut (Varietät Ruiru11 & Batian) und weitere 600 in 2018 angebaut. Ein wichtiger Aspekt ist das Projekt Women in Coffee. Meteitei Set Kobor legt einen starken Fokus auf Diversität, und Frauen spielen eine wichtige Rolle in der Society.“ Das Besondere: 0,25€/kg Rohkaffee werden an die NGO Crossroads gespendet.
Unser Geschmackseindruck: Die saftigen Fruchtnoten treffen auf leichte schokoladige Anklänge. Eine absolut interessante Mischung. Vor allem im Handfilter machen sich die fruchtigen Noten bemerkbar. Kühlt der Kaffee ein wenig ab, verändert sich der Geschmack von roten Beeren hin zu Steinobst. Im Abgang ist der Kaffee hervorragend und sehr fein nuanciert mit einer feinen Textur.
Der „Las Capuchinas“ – Guatemala
Guatemaltekische Kaffees können sehr unterschiedlich ausfallen: mal schmecken sie süß mit Kakao- und Toffee-Noten, mal krautig und zitruslastiger oder auch floral mit einer spritzigen Säure. Dank der mannigfaltigen Mikroklimata von den Berghängen bis zu den Tiefebenen, die zusammen mit Niederschlag und fetten Böden für geschmackliche Vielfalt sorgen, gibt es hier ein spannendes Angebot einzigartiger Kaffees.
Der Rohkaffee, der für den „Las Capuchinas“ zum Einsatz kommt wird in einer Höhe von 1450 – 1800 m angebaut, gewaschen aufbereitet und liegt in den Varietäten Catuai und Bourbon vor. Leider erfahren wir weiter nichts Genaues zum Ursprung des Kaffees.
Unser Geschmackseindruck: Wow! Das war mein erster Eindruck. Dieser Kaffee geht (selbst im Handfilter) ordentlich nach vorn. Tolle Aromen, feine Anklänge von Schokolade, ein wenig erdig und in den Obertönen leicht nussig mit einer minimalen Würze. Sehr interessant!
Der Espresso „Black Opium“ – Äthiopien
Bei diesem Blend handelt es sich um Rohkaffees aus Kolumbien und aus Honduras. Der Kaffee wird in Höhenlagen von 1400 – 1900 m angebaut und gewaschen bzw. natural aufbereitet. Der gewaschene Kaffee aus Kolumbien stammt von der Finca San Gabriel von Graciela Rodriguez Ospina aus der Region Huila.
Unse Geschmackseindruck: Der Espresso besticht durch seine Nougatnote und Anklängen von Orange sowie einem langen, schokoladigen Abgang. Der Espresso weist eine angenehme Säure auf, die sich jedoch zu keiner Zeit in den Vordergrund drängt. Die schöne Textur weiß zu überzeugen. Ein wunderbarer Kaffee, der auch mit Milch genossen werden kann.
Der BIO-Espresso „Artesano“
Der letzte unserer „Testkandidaten“ ist der dunkel geröstete BIO-Espresso mit Rohkaffee aus Brasilien und Peru. Er wird in einer Höhe von 1200 – 1800 m angebaut und natural bzw. gewaschen aufbereitet.
Unser Geschmackseindruck: Der nussige Ersteindruck, den man beim Öffnen der Verpackung vernimmt, verstärkt sich während des Brühvorgangs. Als Espresso wirkt er kräftig und schmeckt ein wenig nach Zartbitter-Schokolade. Auch hier wirken die Aromen gleichberechtigt nebeneinander. Da der Espresso nahezu keine Säure aufweist, kann er auch von empfindlichen Naturen genossen werden. Im Test haben wir ihn auch als Kaffee Latte getrunken. Sehr lecker.
Fazit: Die Kaffeerösterei „Nord Coast“ bietet euch tolle Kaffee-Sorten und Espressi, die und durch die Bank überzeugen. In Punkto Qualität, Transparenz, Nachhaltigkeit und Fairness bietet man viele Informationen, wenngleich noch mehr möglich wären, um zu sehen, was „from seed to cup“ mit dem Kaffee und für die Kaffeebauern gemacht wird. Auch fehlen bei einigen Sorten generelle Angaben zur Herkunft.
Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.
Zusammensetzung der Gesamtbewertung:
Qualität: 8,5 von 10 Punkten
Fairness und Nachhaltigkeit: 7 von 10 Punkten
Geschmack: 8 von 10 Punkten
Transparenz: 7 von 10 Punkten
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei der Kaffeerösterei „Nord Coast Coffee“ für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.
D. Stappen