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| Marc Heiland | Kaffeewelten

CaTiendaMurumbuWas macht guten Kaffee eigentlich aus? Für die einen ist es das intensive Aroma, für andere die perfekte Crema – doch wer genauer hinschaut, weiß: Guter Kaffee beginnt lange bevor die Bohne in der Tasse landet. Herkunft, faire Bedingungen für die Bauern, nachhaltiger Anbau und schonende Röstung sind heute für immer mehr Genießer keine bloßen Schlagworte mehr, sondern echte Qualitätsmerkmale. Während Deutschland in Sachen Transparenz und Fairness beim Kaffee lange hinterherhinkte, sorgen engagierte Röstereien wie die CaTienda Kaffeebar und Röstwerkstatt aus Töging am Inn dafür, dass sich das langsam, aber spürbar ändert. Seit 2017 wird hier in liebevoller Handarbeit geröstet – direkt, fair, nachhaltig und vor allem: mit einem feinen Gespür für den individuellen Charakter jeder einzelnen Bohne. Grund genug für uns, die Kaffees dieser kleinen, aber ambitionierten Rösterei einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Was die Bohnen von CaTienda wirklich können? Das erfahrt ihr jetzt.

Übersicht über das Sortiment

Schauen wir uns zunächst einmal das Angebot der Kaffeerösterei „CaTienda“ im Online-Shop an. Dort finden wir (Stand 07/25) 24 unterschiedliche Kaffee-Sorten, die als Espresso, Filterkaffee und als Omniroast geröstet werden. Letzteres bedeutet, dass sie sowohl als Filterkaffee, als auch als Espresso geeignet sind. Im Sortiment gibt es bekannte Kaffees wie Kaffee von der Frauenkooperative „Pacha Mama“ aber auch etwas weniger bekannte Kaffees wie Kaffee aus Papua Neuguinea. So ist für quasi jeden etwas mit dabei. Neben dem Kaffee bietet „CaTienda“ auch Zubehör, Kaffeekirschen-Tee und Hochprozentiges. Wer sein Wissen auffrischen, erwerben oder vertiefen möchte, kann vor Ort auch Seminare belegen. Der Kaffee kann im Shop in den Verpackungsgrößen zu je 250 g, 500 g und 1 kg und als ganze Bohnen und für verschiedene Zubereitungsmethoden (Filterkaffee, Siebträger oder auch V60 und Stempelkanne) bestellt werden. Besonders erwähnenswert ist, dass die Rösterei auf Aromaschutzbeutel für die Kaffeebohnen auf Papier statt Aluminium setzt.

Ein Blick auf die einzelnen Sorten zeigt, dass hier eine sehr hohe Transparenz geboten wird. Ein kleiner Text führt in die Geschichte und Gedanken hinter dem Blend oder dem Single Origin ein. Dann gibt es Informationen zum „Social Impact“, also was mit einem Teil der Erlöse gemacht wird. Zu den Anbauländern erhalten wir ebenfalls Informationen, um etwas über den Ursprung des Rohkaffees, der sich in den Sorten wiederfindet, zu erfahren. Informationen zum Anbaugebiet, zur Farm bzw. zur Kooperative, zur Anbauhöhe, Varietät und der Verarbeitung dürfen natürlich ebenfalls nicht fehlen. Dass „CaTienda“ auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz setzt, erkennt man in der entsprechenden Rubrik. Hier wird dargestellt, dass man – wenn möglich – Kunden den Kaffee in kleinen Eimern mitgibt, Glashalme setzt oder auch in kleinen Gebinden Waren anbietet, um keine Überproduktion zu erreichen. Auch werden sämtliche Partner erwähnt, über den der Rohkaffee bezogen wird.

Kaffeesortenauswahl im Überblick

Wie bereits erwähnt, setzt „CaTienda“ auf stabile Papier-Verpackungen mit klassischem Standbodenbeutel. Auf der Vorderseite der Verpackungen ist das Label mit dem Namen des Ursprungslandes und der Farm, auf die der Rohkaffee angebaut wird. Darunter folgen stichwortartige Angaben zum Geschmacksprofil Kaffees, zur Aufbereitung, zur Röstung und zur vorliegenden Varietät sowie Bohnenmenge, Haltbarkeitsdatum bzw. das Röstdatum und Vorschläge zur Zubereitungsart. Mehr geht nicht!

Zubereitung

Für den Test haben wir den Espresso im Siebträger und V60 zubereitet sowie den Omniroast im Kaffeevollautomaten, um zu sehen, wie er hieraus schmeckt. Ein Wort zum Bohnenbild, das die Qualität des Kaffees bzw. der Röstung rein optisch bereits vor der Verkostung darstellt: Dieses ist gut, Defekte sind fast keine zu erkennen. Auch das Röstbild ist sehr gut.

Die Test-Sorten: Beschreibung und Geschmackstest

Für unseren Test hat uns die Kaffeeröstere „CaTienda“ den Espresso „La Reforma“, ein Microlot-Kaffee aus El Salvador, den Filterkaffee „Murumbu“, ein Direct Trade aus Papua-Neuguinea, den Espresso „Pacha Mama“ aus Peru (ebenfalls ein Direct Trade-Kaffee) sowie den Espresso „Kalledevarapura Coffee“ aus Indien zur Verfügung gestellt.

Der Espresso „La Reforma“ – El Salvador

Der Rohkaffee, der als Basis für diesen Espresso dient, stammt von einem Microlot aus El Salvador, genauer gesagt, aus der Region des Santa Ana Volcano, der größten des Landes, von der Finca La Reforma. Geleitet wird die Finca als reiner Familienbetrieb bereits seit Ende des 19. Jahrhundert und gehört damit wohl zu den ältesten Kaffee-Fincas des Landes. Um geschmacklich erstklassigen Kaffee zu erhalten, arbeitet die Familie Alvarez auf ihrer Finca ausschließlich mit Red Bourbon-Kaffeebäumen, auf die sie sich so ohne Kompromisse konzentrieren kann. Und der Erfolg gibt ihnen recht. Ihr Kaffee nahm bereits mehrfach am „Cup of Excellence“, dem „Oscar des Kaffees“, teil und erhielt diverse Auszeichnungen. Um eine langsame Reife zu ermöglichen wir der sortenreine Kaffee auf rund 1300m bis 1550m angebaut. Nach der Ernte wird der Kaffee im „natural“-Verfahren aufbereitet.

Zum von „CaTienda“ gerösteten Espresso sollte auch erwähnt werden, dass er von den Leserinnen und Lesern des Fachmagazins „Crema“ 2021 zum Espresso des Jahres gewählt wurde.

Unser Geschmackseindruck: Der Espresso überrascht bereits beim Öffnen der Verpackung. Denn „CaTienda“ bewirbt ihn mit Noten von dunkler Schokolade und Mandeln, mit Rum, Rosine und Orangen. Das Interessante ist, dass wir beim Öffnen der Verpackung eher an Tomaten dachten und eine kleine rauchige Note wahrnahmen. Doch beim Zubereiten wechselten die Aromen tatsächlich eher zur herben Schokolade mit leichten Anklängen von Rosine und Steinobst. Absolut spannend und lecker. Allerdings solltet ihr mit dem Mahlgrad nicht allzu stark spielen, da sich hier schnell eine gewisse Säure in den Fokus schiebt.

Der „Murumbu“ – Neu Guinea

Habt ihr schon mal Kaffee aus Papua-Neuguinea getrunken? Falls nicht, ist das kein Wunder. Denn Papua-Neuguinea ist seit den 1920er-Jahren ein bedeutendes, wenn auch oft unterschätztes Kaffeeanbaugebiet. Die ersten Pflanzen kamen aus Jamaika – vor allem die berühmte Typica-Varietät, ein Ableger des Jamaica Blue Mountain, was bis heute den Ruf des Kaffees beeinflusst.

Das Anbaugebiet liegt größtenteils in den Hochlandregionen auf 1.200 bis 2.100 Metern Höhe, insbesondere rund um Goroka, Mount Hagen und die Eastern Highlands. Die vulkanischen Böden, das feucht-tropische Klima und die isolierte geografische Lage sorgen für sehr eigenständige Kaffees mit teils außergewöhnlichem Geschmacksprofil. Rund 85–90 % des Kaffees stammt von kleinen Farmern mit oft nur wenigen hundert Pflanzen. Die Bohnen werden traditionell gewaschen (washed) aufbereitet, was für die saubere Säure und Klarheit sorgt. Durch die schwer zugängliche Infrastruktur bleibt vieles handgemacht; das birgt Potenzial, führt aber auch zu Qualitätsunterschieden.

Spitzenkaffees kommen von zertifizierten Kooperativen oder Plantagen, z. B. Sigri Estate, bekannt für exzellente Microlots.

Warum ist Kaffee aus Papua-Neuguinea dennoch noch relativ unbekannt? Trotz des Potenzials kämpft Papua-Neuguinea mit strukturellen Problemen: Da wäre vor allem die schwierige Logistik zu nennen, da es im Hochland kaum Straßen gibt. Auch die politische Instabilität des Landes trägt dazu bei, dass der Kaffee international noch nicht ein derartiges Standing dauerhaft aufbauen kann. Umso schöner ist es, dass er bei den Speciality Kaffeeröstereien gerne zum Einsatz kommt.

Der Rohkaffee des „Murumbu“ stammt aus den Southern Highlands, wo aufgrund der ergiebigen Niederschläge die komplexesten Kaffees des Landes entstehen und wird von Carl-Leon Grupe und seinem Team von Kleinbauern in einer Höhe von 1900m bis 2500m angebaut. Der gewaschene Kaffee liegt in den Varietäten Bourbon, Caturra und Mundo Novo vor. Bei letztere Varietät handelt es sich oft um Perlbohnen, die mit weinartigem, saftigem Charakter bestechen.

Unser Geschmackseindruck: Wie für einen „typischen“ Kaffee aus Papua-Neuguinea hat auch dieser Kaffee eine dichte Textur, eine mittlere Säure und leicht krautige, aber auch zugleich fruchtige Noten. Die Blaubeere und die Steinfrucht werden gut herausgestellt. Der mittlere Abgang bietet dann auch eine fein-nussige Note. Lasst ihr den Kaffee ein wenig abkühlen, kommt die Aprikose gut hervor. Ein sehr interessanter Kaffee.

CaTiendaIndienDer Kalledevarapura Coffee - Indien

Der nächste Kandidat auf unserem „Prüfstand“ kommt aus Indien, genauer gesagt aus der Region Bababudangiri im Distrikt Chickmagalur. Dort wird der Rohkaffee von der Familie Shankar auf der Farm „Classic Synergy“ angebaut. Er liegt in der Varietät Bourbon S795 vor und wurde honey / pulped sundried aufbereitet. Da der Kaffee in Indien unter Schatten oftmals von anderen Früchten wie Pfeffer, Kardamom, Ingwer, Nüssen, Orangen, Vanille, Bananen oder auch Mangos wächst, ist der Kaffee sehr facettenreich. Durch die honey-Zubereitung wird die Süße noch ein wenig intensiviert.

Unser Geschmackseindruck: Der Kaffee ist sehr vollmundig im Geschmack und hat einen schönen Körper. Die Nuss-Nougat-Note erinnert an gebrannte Mandeln von der Kirmes. Die reduzierte Säure fällt hier ebenfalls angenehm auf. Der lange Abgang bringt noch fein-rauchige Anklänge mit, die sich jedoch zu keiner Zeit in den Vordergrund schieben.

Der „Pacha Mama“ - Peru

Treue Leserinnen und Leser unserer „Kaffeewelten“ kennen natürlich den „Pacha Mama“ von der Asociación Miguel Grau“. Diese befindet sich in einer Höhenlage zwischen 1.320 und 1.620 m. Die Berghänge der Anden verfügen über sehr nährstoffreichen Boden und die Region Chanchamayo gehört zu den besten Lagen Perus.

Die etwa 50 einzelnen Kaffeebauern dieser Kooperative besitzen mittelgroße Plantagen und arbeiten an der steten Qualitätsverbesserung ihres Kaffees. Dabei wird nach ökologischen Vorgaben, nachhaltig und mit Rücksicht auf die einzigartige Kulturlandschaft Perus gewirtschaftet. Zudem werden vor Ort Projekte für Bildung, Gesundheit und Naturschutz gefördert.

Unser Geschmackseindruck: Bei diesem Kaffee handelt es sich um einen dem Gaumen angenehm schmeichelnden Kaffee. Der vollmundige Geschmack und die leichte Würze sind zwar dominant, drängen sich jedoch zu keiner Zeit in den Vordergrund. Die „obstigen“ Noten erinnern an Sommerfrische, gemischt mit Anklängen an Schokolade ergänzt sich hier eine wunderbare Komplexität im Mund mit einigen Überraschungen. Ein toller Kaffee!

Fazit: Die von uns getesteten Sorten haben uns durch ihre Aromenvielfalt und Qualität überzeugt. In Sachen Nachhaltigkeit und Fairness bietet man mehr als manch anderer Röster und auch die Transparenz wird großgeschrieben. Geschmacklich sind die von uns getesteten Kaffees gut bis sehr gut, aber nicht außergewöhnlich. Dennoch empfehlen wir euch einen Blick auf das Sortiment der Kaffeerösterei „CaTienda“ zu werfen und zu probieren.

Zusammensetzung der Gesamtbewertung:

Qualität: 9 von 10 Punkten

9Fairness und Nachhaltigkeit: 9 von 10 Punkten

Geschmack: 8,5 von 10 Punkten

Transparenz: 9,5 von 10 Punkten

Wir bedanken uns bei Elke Gäbelein-Nitzl und Josef Nitzl von „CaTienda“ für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.

D. Stappen, M. Heiland

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