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| Marc Heiland | Kaffeewelten

DieRosterinMit Liebe zur Bohne und Respekt für ihren Ursprung bringt Melanie Graf in Leutkirch-Urlau fair gerösteten Spezialitätenkaffee in die Tasse ihrer Kundschaft. In kleinen Chargen von ca. 15 kg, traditionell im Trommelröster – und immer mit Blick auf die Farmer, die dahinterstehen. Die Kombination aus regionalem Engagement, Qualität und einem starken sozialen Ansatz macht „Die Rösterin“ zur idealen Inspirationsquelle für uns. Deswegen - und weil „Die Rösterin“ in der aktuellen Ausgabe des „Cremagazin“ in der Rubrik „Bohnen die lohnen“ zu finden sind, haben wir für eine Vorstellung angefragt.

Grüße aus dem Allgäu

Mit dem Thema Kaffee befasst sich Melanie Graf seit vielen Jahren. Und auch das Rösten liegt ihr quasi im Blut. Seit 2018 hat sie bereits in der „Allgäuer GenussManufaktur“ in Leutkirch-Urlau Kaffee geröstet und im vergangenen Jahr die Rösterei übernommen.

Wichtig ist für Melanie Graf die faire Bezahlung der Kaffeebauern und damit die soziale Fairness gegenüber denjenigen, die den Kaffee, den sie röstet, durch ihre Arbeit überhaupt erst möglich machen. Und gemeinsam mit ihrem Team versucht Melanie nicht nur ihrer Kundschaft vor Ort sondern auch über das Internet durch ihren Shop, jeden Tag ein aufregendes Geschmackserlebnis zu bieten.

Mit diesem Ansatz hat sie auch uns neugierig gemacht und wir durften eine kleine Kollektion aus ihrem Sortiment testen. Dies sind der Filterkaffee „Friedenskaffee“, der Espresso „Tacheles“ sowie der Espresso „Sapperlot“ (besagter Kaffee aus der „Cremagazin“-Ausgabe).

Übersicht über das Sortiment

Doch bevor es um unsere Eindrücke geht, schauen wir uns zunächst einmal das Angebot der Kaffeerösterei im Online-Shop an. Dort finden wir (Stand 08/25) sechs Filterkaffee-Sorten, wovon einer aus Demeter-Anbau stammt und einer aus dem Frauenprojekt aus Ruanda und drei Espressi sowie ein entkoffeinierter Filterkaffee. Bei den Abfüllmengen gibt es die Wahl zwischen den Größen 250 g, 500 g und 1 kg. Sowohl die Filterkaffees als auch die Espressi sind als ganze Bohne und in verschiedenen Mahlgraden erhältlich.

Kaffeesortenauswahl im Überblick

Schauen wir uns - wie immer an dieser Stelle - die Verpackung an, bevor wir euch von unseren Geschmackseindrücken berichten. Bei den Verpackungen hat man sich für klassische Standbodenbeutel entschieden. Die Beutel enthalten Karten mit Angaben zum Geschmack, zur Herkunft (Land, Produzent, Finca), zu Anbauhöhe, den Varietäten und der Aufbereitung. Diese genauen Angaben finden wir leider nicht bei den Espressi. Wie bei vielen Röstereien wurden die Blends nur mit ihrer Herkunft angegeben. Hinzu kommen Informationen zum Geschmack, zum Mischungsverhältnis, zum Röstgrad und zum Aroma. Das MHD befindet sich auf der Innenseite der Karten. Das Röstdatum ist nicht zu finden. Was komplett fehlt, ist der auf der Homepage angegebene „Social Impact“ sprich: Was den Bauern genau gezahlt wird, welche sozialen Projekte vor Ort unterstützt werden etc. Hier wären weitere Informationen wünschenswert, da es auf der Webseite ja erwähnt wird.

Zubereitung

Für den Test haben wir den Espresso in der „Model 1“ von MARO zubereitet. Gemahlen wurden die Sorten in der DF 64. Die Filtervarianten wir mit dem V60-Dripper und der Chemex zubereitet. Gemahlen haben wir die Bohnen hierbei per Hand mit der Comandante C40 MK4 Nitro Blade. Ein Wort zum Bohnenbild, das die Qualität des Kaffees bzw. der Röstung rein optisch bereits vor der Verkostung darstellt: Dieses ist gut, Defekte sind fast keine zu erkennen. Auch das Röstbild ist gut. Die Texte stammen von der Kaffeerösterei selbst.

Die Rosterin Bild 2Der Friedenskaffee

„Lorenzo, Martha und Paulino produzieren unseren Friedenskaffee. Sie sind Mitglieder der Genossenschaft Asprounion in Südkolumbien aus der Region La Union. In dieser Genossenschaft arbeiten und entwickeln 250 Kleinbauern zusammen einen besonderen Kaffee: den Friedenskaffee.

Dem kolumbianischen Künstler „Danilo Ortiz“ ist es eine Herzensangelegenheit, den Frieden durch eine faire Zusammenarbeit sichtbar und greifbar zu machen. Aus dieser Vision “somos parte del cambio“ („Wir sind alle Teil des Wandels“) entwickelte er das Projekt: Friedenskaffee. Es ist uns eine Freude und Ehre, durch das Veredeln der Rohbohnen diesen Prozess zu würdigen. Würdevoller Umgang bedeutet auch immer Frieden. Mit dem Genuss des feinen Kaffees können Sie teilhaben an dieser Entwicklung und gleichzeitig die wertvollen Aromen in jedem Schluck schmecken.“

Der Rohkaffee, welcher dieser Röstung zugrunde liegt, wird er in einer Höhe von ca. 1500 bis 1750 m in den Varietäten Columbia y Catura und Castillo angebaut und gewaschen aufbereitet. Die Berge Kolumbiens erzeugen eine Vielzahl von Mikroklimata, die dem Kaffee einzigartige Charakteristika verleihen. Hierdurch ist es gut möglich, einzelne Anbauregionen voneinander zu unterscheiden.

Unser Geschmackseindruck: Der „Friedenskaffee“ besticht durch einen vollen Körper, ist recht mild und hat eine ganz feine Säure. Im Mund erinnert er an gebrannte Mandeln von der Kirmes. In der Nase machen sich leichte Anklänge an Zitrusfrüchte bemerkbar. Der Filterkaffee hat keinen ausgeprägten Abgang und ist das, was wir gerne als einen „Terrassenkaffee“ bezeichnen, also einen Kaffee, den man gemeinsam mit Familie oder Freunden draußen genießt.

Der Espresso „Tacheles“

Wer es da stärker und auch gerne mal würziger mag, der sollte den Espresso „Tacheles“ (Klartext) probieren. Der Blend aus Brasilien und Guatemala (Arabica-Anteil) und Indien (Robusta) wurde dunkel geröstet.

Für diesen Blend wurden Kaffees aus den bekanntesten Kaffee-Anbauländern genutzt. Während der Arabica aus Brasilien für eine gewisse Süße, aber auch ein wenig Säure steht, sind guatemaltekische Arabicas für ihren Facettenreichtum bekannt. Dieser reicht von Kaffee- und Kakaonoten über krautige und zitrusartige Noten bis hin zu floralen und süßen Anklängen, aber auch knackige Säure. Indien hingegen ist weltweit bekannt und geschätzt für seine erdigen und körperreichen, aber auch meist säurearmen Robustas, die sowohl trocken und nass, aber vor allem durch die Monsun-Winde aufbereitet werden. „Monsooned“, so die Bezeichnung, bedeutet, dass die Kirschen dem feucht-heißen Wetter und Wind des Monsuns ausgesetzt werden. Dadurch schwellen die Kirschen an, schrumpfen wieder und ändern ihre Farbe.

Unser Geschmackseindruck: Das „Triumvirat“ aus brasilianischem und guatemaltekischem Arabica werden vom indischen Robusta hervorragend getragen. Ein „zünftiger“ Espresso ohne Schnörkel. Auf die 12! Nicht mehr und nicht weniger. Einfach topp!

Der Espresso „Sapperlot“

Ihr seid echte „Morgenmuffel“? Ihr könnt euren Tag nicht ohne einen starken Kaffee beginnen, wollt den „Montags-Blues“ irgendwie überstehen oder müsst euch nach einer harten Partynacht wieder hochpushen? Genau dann ist dieser Espresso der einzig wahre Held an eurer Seite. Denn mehr Koffein in einem Kaffee geht kaum! Die Mischung aus Indien und Brasilien wirkt zwar eher “mittelkräftig“, haut aber mal sowas von rein! Wer davon nicht wach werden kann, sollte schleunigst checken, ob er überhaupt noch einen Puls hat. Schon der Kaffeeduft macht ordentlich wach und die Mischung aus Karamell, Mandel, Nougat, dunkle Schokolade und eine Spur von Kakao schreien mir förmlich ins Gesicht: Trink mich und werde wach! Dem komme ich nur allzu gerne nach. Es ist erstaunlich, wie facettenreich und komplex die Aromen sich im Mund herausbilden, wie „rund“ der Espresso komponiert wurde und wie angenehm-harmonisch er bis zum Schluss bleibt. Nach hinten raus kommt nochmal ein wenig Feintuning zum Tragen. Auch mit Milch für Cappuccino oder Latte M. ein echter Genuss, da der Espresso nicht gegen die Milch ankämpfen muss. Absolut top! Brasilien und Indien sind in diesem Fall die „Schuldigen“.

Fazit: Die uns zur Verfügung gestellten Filterkaffees und Espressi sind von guter Qualität und schmecken gut bis sehr gut. In Sachen Transparenz wäre es wünschenswert, durchgehende Infos zur Herkunft „from seed to cup“, zur Bezahlung der Bauern vor Ort oder das Engagement uvm. zu bekommen.

Wir vergeben 7 von 10 Punkten.

Zusammensetzung der Gesamtbewertung:

Qualität: 8 von 10 Punkten

7Fairness und Nachhaltigkeit: 7 etwas schwierig aufgrund fehlender Informationen

Geschmack: 8,5 von 10 Punkten

Transparenz: 7 von 10 Punkten

Wir bedanken uns bei Melanie Graf von der Kaffeerösterei „Die Rösterin“ für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.

D. Stappen

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