Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: Kaffeerösterei Rösthof in Holste Oldendorf
Mitten im idyllischen Holste Oldendorf, wo sich Felder aneinander schmiegen und alles ein wenig bedachter und langsamer zu verlaufen scheint, duftet es nach frisch geröstetem Kaffee – nach Leidenschaft, Handwerk und dem Traum von einem selbstbestimmten Leben. Hier, entstand 2020 eine Vision, die zu einer Berufung für Tobias Ehlert und sein Team wurde: der Rösthof.
Was als Experiment mit einem kleinen Probenröster begann, ist heute eine lebendige Manufaktur für Spezialitätenkaffee. Tobias Ehlen, der Gründer, hat sich nicht nur dem perfekten Röstprofil verschrieben, sondern auch einer klaren Haltung: Ehrlicher Handel, Respekt vor den Menschen hinter der Bohne und Nachhaltigkeit bis ins Detail – vom direkten Kontakt zu den Farmern bis zum innovativen Kaffeeglas als Verpackung.
Doch der Weg dorthin war alles andere als leicht. Zwischen Mut, schlaflosen Nächten und der Sehnsucht nach mehr Sinn entstand eine Rösterei, die zeigt, was möglich ist, wenn Leidenschaft auf Beharrlichkeit trifft. Der Rösthof ist mehr als ein Ort, an dem Kaffee entsteht – er ist ein Statement für Qualität, Verantwortung und das gute Leben auf dem Land.
Das alles hat uns extrem neugierig gemacht und so freut es uns, euch an dieser Stelle in unseren Kaffeewelten die Kaffeerösterei Rösthof vorstellen zu können.
Übersicht über das Sortiment
Das Angebot der Kaffeerösterei Rösthof im Onlineshop bietet euch eine interessante Auswahl an Kaffees. So gibt es (Stand Oktober 2025) 13 Filterkaffeesorten und 9 Espresso-Sorten.
Das Tolle: Jede Sorte kann in einem Glas bestellt und dann immer wieder neu von euch befüllt werden. So erwerbt ihr einmalig ein Glas mit einem Fassungsvermögen von 250g und könnt dann den Kaffee „lose“ nachkaufen. Wer ein wenig auf Vorrat kaufen möchte, der bekommt jede Sorte auch zu 1 kg im Beutel. Neben Ganzer Bohne wird der Kaffee auch für verschiedene Zubereitungsarten (Filterkaffee, Siebträger, Herdkanne, Aeropress, French Press etc. ) gemahlen verschickt. Des Weiteren gibt es Informationen zu den einzelnen Farmen, der Qualität des Rohkaffees (Klassifizierung), den vorliegenden Varietäten, der Aufbereitung des Rohkaffees, der Produzierenden sowie der Anbauhöhe. Auch das Tassenprofil und der Röstgrad dürfen hier nicht fehlen. Im Sinne der Transparenz ist dies wirklich lobenswert! Neben den Kaffee-Sorten und Espressi könnt ihr auch eine kleine Auswahl an Zubehör und süßem Naschzeug bestellen.
Kaffeesortenauswahl im Überblick
Schauen wir uns jetzt einmal die Verpackungen (Gläser) an, bevor wir uns dem eigentlichen Test widmen.
Auf der Vorderseite der Gläser finden wir den Namen der Rösterei und den Namen des Kaffees bzw. Espressos sowie eine kurze Profilbeschreibung. Auf der Seite befinden sich Infos zur Herkunft der Kaffeebohnen (mehr dazu online), die vorliegenden Varietäten und die Aufbereitungsart. Auch zu den Geschmacksnuancen, der Intensität und der Säure, ist ebenfalls etwas zu finden. Darüber hinaus gibt es Informationen für den Kunden zur Empfehlung der Zubereitungsarten und das MHD. Das Röstdatum fehlt hingegen, kann aber vom MHD (1 Jahr) zurückdatiert werden. Auf der Rückseite schließlich gibt es noch einen kleinen Teasertext, Angaben zu den Social Media-Auftritten der Rösterei, die Kontaktdaten und einen QR-Code, der direkt zur Webseite von Rösthof führt.
Zur Qualität des Kaffees lässt sich sagen, dass das Bohnenbild / Röstbild der getesteten Sorten sehr homogen ist. Defekte sind nur wenige zu finden.
Zubereitung
Für den Test haben wir den Espresso in der „Model 1“ von MARO zubereitet. Gemahlen wurden die Sorten in der DF 64. Die Filtervariante wir mit dem V60-Dripper und der Chemex zubereitet. Ein Wort zum Bohnenbild, das die Qualität des Kaffees bzw. der Röstung rein optisch bereits vor der Verkostung darstellt: Dieses ist gut, Defekte sind fast keine zu erkennen.
Filterkaffee Wilmer Galindez - Microlot / Rarität
Beim ersten Kaffee unserer Testrunde handelt es sich um einen Microlot-Kaffee von Wilmer Galindez aus San Agustín in der bekannten Anbauregion Huila in Kolumbien. Die vorliegende Varietät, Tabi, wächst in einer Höhe von rund 1800 bis 1900 m über dem Meeresspiegel. Der Rohkaffee wird gewaschen aufbereitet und fermentiert.
Unser Eindruck: Komplex und elegant, tropische Früchte, Steinobst, Zitrus, kombiniert mit Karamell- und rotem Rohrzuckeraromen. Florale Akzente und samtige Textur, mittlerer Körper, balancierte Säure und langer Abgang. Ein toller Filterkaffee, den wir auch gerne als „Terrassenkaffee“ bezeichnen, also einen Kaffee, den wir gerne mit Freunden an einem schönen Nachmittag zusammen trinken würden.
Rambazamba - Crema & Espresso
Bei unserem zweiten Testkaffee handelt es sich um einen Blend mit Rohkaffee aus Brasilien, Kolumbien und Mexiko. Während die Arabicas im Blend aus Brasilien (Yellow Catuai) und Kolumbien (Castillo) stammen, kommt der Canephora aus Mexiko (Romex).
Ein wirklich sehr schöner Espresso, der durch einen vollen Körper, eine wunderbare Crema und einen langen Abgang überzeugt. Im Mund macht sich sofort Zartbitterschokolade breit. Auch ein wenig Mandelaroma lässt sich herausschmecken. Eine minimale Säure schwingt mit. Insgesamt kräftig, aber zu keiner Zeit übertrieben. Auch mit Milch sehr lecker.
Halbstark - Filterkaffee & Cafe Crema
Ein sehr schöner Filterkaffee ist der „Halbstark“. Hier vereinen Bohnen aus Arabica (Yellow Catuai) und Kolumbien (Castillo), die den Filterkaffee zu einem vollmundigen und für einen Filterkaffee interessant schokoladelastigen Geschmack bringt. Insgesamt ein recht klarer Kaffee mit nur minimal vorhandener Säure und daher auch besonders magenfreundlich für eher empfindliche Naturen. Der Blend eignet sich durchaus auch als Cafe Creme.
Zappenduster – Espresso
Der Zappenduster ist ein intensiver Blend, der rein aus Arabica-Bohnen besteht. Durch die stark präsenten Noten lässt er sich gut al Cappuccino, Latte Macchiato oder Flat White nutzen ohne, dass die Aromen untergehen. Im Blend treffen Bohnen aus Kolumbien, Honduras und Brasilien zusammen und geben eine äußerst leckere Melange aus dunkler Zartbitterschokolade und einem kleinen fruchtigen Anteil, der sich vor allem in Nachhall bemerkbar macht.
Pacha Papa BIO - Crema & Espresso
Nicht minder schokoladig, aber dafür etwas fruchtiger als der Zappenduster, ist der Pacha Papa, ein BIO-Kaffee aus Peru Harmonie von Schokolade und leicht fruchtigen Aromen.
Auf der Homepage von Rösterhof kann man lesen: „Die Kooperative, welche die Cafetaleros auf den Farmen unterstützt, steht insbesondere für den schonenden Umgang mit den Ressourcen und soziale Verantwortung. Denn nachhaltiger Kaffeeanbau wird hier als Perspektive für eine bessere Zukunft gesehen.
Anbau, Düngung, Ernte, Aufbereitung und Qualität werden vor Ort unterstützt und kontrolliert von Michael Scherff, der durch seine peruanische Frau nach Lima kam und sich dem Kaffeeanbau verschrieben hat.
Den Import, und somit das Bindeglied zwischen Röster und Farmer, bilden Margot und Walter Knauer. Gemeinschaftlich entsteht dabei ein Kaffee von höchster Qualität und mit viel Liebe.“
Der Espresso bietet euch einen vollmundigen Geschmack mit leichter Würze. Die „obstigen“ Noten erinnern an Sommerfrische, gemischt mit Anklängen an Schokolade ergänzt sich hier eine wunderbare Komplexität im Mund mit einigen Überraschungen. Auch hier ist die Milch eine willkommene Ergänzung.
Tutti Frutti - Crema & Espresso
Wer es noch fruchtiger mag, der probiert den Tutti Frutti. Was in den 1980er Jahren ein Name für ein fruchtiges Dessert war und auch als Name für einen Fruchtcocktail Pate stand, passt hier wie die sprichwörtliche „Faust aufs Auge“. Fruchtig mit einer feinen Säure, ist er jenseits des Mainstreams angesiedelt. Spannenderweise empfiehlt das Team von Rösthof den Espresso auch als Filterkaffee, was ebenfalls klasse funktioniert. Durch die sehr präsente Fruchtnote kann man diesen Blend sehr variabel einsetzen.
Los Andes BIO - Crema & Espresso
Das außergewöhnliche Aroma des Los Andes Espresso bietet euch Noten von tropischer Süße, gepaart mit Schokolade und leichten Anklängen von Vanille. Der Bio-Espresso hat eine markante Persönlichkeit und einen tiefen, ausgewogenen Geschmack. Ganz gleich, ob du ihn im Vollautomaten, im Siebträger oder als kräftigen Filterkaffee genießt – dieser Espresso überzeugt mit seinem harmonischen Charakter und intensiven Geschmackserlebnis.
Sein Ursprung liegt hoch oben in den Bergketten Guatemalas, wo die Kaffeepflanzen auf den fruchtbaren Hängen zwischen den Gipfeln Ixtajel, La Horqueta und Buena Vista gedeihen. Hier, wo klare Gebirgsflüsse ihren Lauf in Richtung Pazifik nehmen, herrschen ideale Bedingungen für den Anbau von exzellentem Hochlandkaffee.
Hinter dem Los Andes Espresso steht die Kooperative COIPEC, ein Zusammenschluss engagierter Kleinbäuerinnen und -bauern aus der Region San Marcos. Ihr Ziel ist es, die Lebensbedingungen ihrer Gemeinden zu verbessern und nachhaltige Landwirtschaft zu fördern. Die Anbauflächen der Genossenschaft liegen entlang der steilen Täler des Río Naranjo, der der Organisation ihren Beinamen Entre Cerros – „zwischen den Bergen“ – gegeben hat.
Mount Kenia – Filterkaffee
Die Region um den höchsten Berg Kenias, einem der besten Anbaugebiete des Landes, ist durch die Vulkanböden perfekt geeignet, um einen einzigartigen Kaffee zu erzeugen.
Der Filterkaffee bietet ein intensives Beerenaroma, das von einer deutlichen Zitrusnote ergänzt wird. Er schmeckt recht frisch und wirkt sehr elegant. Auch dieser Kaffee ist nicht unbedingt für ein breites Publikum ausgelegt, weiß aber rundum zu begeistern.
Der Rohkaffee kommt von der Thirikwa Cooperative Society, die sich etwa 130 Kilometer nordöstlich von Nairobi, in der oberen mittleren Zone des Mount Kenia, befindet. Er wird washed aufbereitet und fermentiert.
Dambi Uddo – Filterkaffee
Unsere Vorstellung der Kaffees von Rösthof endet in Äthiopien, genauer gesagt in Guji, einem großen Waldgebiet in Südäthiopien, der Wiege des Kaffees. Dort, in so genannten „Waldgärten“, wächst der Rohkaffee für den Dambi Uddo. Die Farm existiert seit über 20 Jahren; betrieben wird sie als Agroforstwirtschaft. Das bedeutet, dass hier Bäume oder Sträucher um oder zwischen Nutzpflanzen oder Weideland angebaut werden, um verschiedene Vorteile zu erzielen, wie z. B. die Wahrung der einzigartigen Artenvielfalt wilder Wälder, die Verringerung der Erosion, die Förderung der bäuerlichen Landwirtschaft, die Steigerung der Produktivität und die Verbesserung des Lebensstandards der Bauern durch die Diversifizierung ihrer Aktivitäten.
Die Farm Dambi Uddo wurde nach einem Baum, der in den für diese Gegend typischen wilden Wäldern häufig vorkommt.
Als Filterkaffee ist er vielleicht auch nicht unbedingt für die breite Masse ausgelegt, aber ein typischer Spezialitätenkaffee mit Anklängen von Pfirsich, Zitrus und der Süße von Honig, was absolut passend ist, das in seiner Herkunftsregion auch Honig angebaut wird.
Fazit: Die von uns getesteten Sorten haben uns durch ihre Aromenvielfalt und Qualität überzeugt. In Sachen Nachhaltigkeit und Fairness bietet die Kaffeerösterei Rösthof mehr als manch anderer Röster und auch die Transparenz wird großgeschrieben. Insgesamt gibt es von uns ganz klar eine Kaufempfehlung.
Zusammensetzung der Gesamtbewertung:
Qualität: 9 von 10 Punkten
Fairness und Nachhaltigkeit: 9 von 10 Punkten
Geschmack: 9 von 10 Punkten
Transparenz: 9 von 10 Punkten
Wir bedanken uns bei Tobias Ehlen von der Kaffeerösterei Rösthof für die freundliche Unterstützung.