Pink Floyd – At Pompeii: MCMLXXII | CD-Review
Pink Floyd at Pompeii – MCMLXXII, der wegweisende Konzertfilm, der 1972 unter der Regie von Adrian Maben entstand, erscheint jetzt in spektakulärer Neufassung. Hierfür wurde das auf 35 mm gefilmte Originalmaterial geremastered und die Audios von Steven Wilson neu abgemischt. Die einzigartige Musik-Doku wurde vor der atemberaubenden Kulisse des menschenleeren römischen Amphitheaters von Pompeji aufgenommen und zeigt eine intime Pink Floyd Performance mit sechs Songs.
Außerdem können sich die Fans bei Pink Floyd at Pompeii – MCMLXXII auf seltenes Zusatzmaterial freuen, das die Band in den Abbey Road Studios bei den ersten Sessions zu The Dark Side of the Moon zeigt. Parallel zum Film wird auch das Album veröffentlicht, das zum ersten Mal überhaupt auf Vinyl erhältlich ist. Der 2025er-Remix von Steven Wilson wird als Doppel-CD, Doppel-LP, Bluray und DVD erscheinen. Wir konnten uns intensiv mit der Doppel-CD befassen und verraten euch, was der Mix so drauf hat.
Ein Monument der Rockgeschichte – inmitten antiker Ruinen
"Pink Floyd – At Pompeii: MCMLXXII" ist weit mehr als eine gewöhnliche Live-CD. Es ist ein faszinierendes Dokument einer Band auf dem kreativen Höhepunkt, eingefangen in einer der symbolträchtigsten Kulissen der Menschheitsgeschichte: dem römischen Amphitheater von Pompeji, unter freiem Himmel und ohne Publikum. Die Aufnahme entstand ursprünglich als gleichnamiger Film unter der Regie von Adrian Maben. Das Konzept war damals revolutionär: eine Rockband, die ein Live-Set in einer archäologischen Stätte performt, ohne die frenetische Energie des Publikums – ganz auf die Musik konzentriert. Die CD-Versionen dieses Materials bieten einen akustischen Zugang zu dieser Erfahrung, der zwar das visuelle Element wegnimmt, aber die reine musikalische Kraft in den Vordergrund rückt.
Tracklist und musikalische Eindrücke
CD 1:
Echoes (Part 1 & 2)
Ein 23-minütiges Monument des Progressive Rock. Die schwebenden Gitarren, sphärischen Keyboardflächen und das präzise Zusammenspiel machen dieses Stück zum Herzstück des Albums.
Careful with That Axe, Eugene
Ein dunkler, bedrohlicher Track mit steigender Intensität, der live noch eindrucksvoller wirkt.
A Saucerful of Secrets
Ein komplexes, fast chaotisches Stück, das an Pink Floyds experimentelle Phase erinnert – faszinierend und fordernd zugleich.
Set the Controls for the Heart of the Sun
Meditativ, geheimnisvoll, mit einem fast tranceartigen Groove. Richard Wrights Keyboard-Arbeit glänzt hier besonders.
One of These Days
Der dynamischste Titel der Platte mit treibendem Bassriff und Gilmours verzerrtem, windartigen Slide-Gitarrenspiel.
CD 2:
1 Careful with That Axe, Eugene - Alternate Take
2 A Saucerful of Secrets - Unedited
Die CD ist klanglich von beeindruckender Qualität – klar, detailreich, mit viel Raumtiefe. Man spürt förmlich die Weite des Amphitheaters, den offenen Himmel über der Band. Besonders bemerkenswert ist, wie die akustische Umgebung Pompejis subtil in die Musik hineinwirkt: ein natürlicher Hall, der den Sound umhüllt, ohne ihn zu verschlucken. Dadurch wirkt alles intimer und epischer zugleich. Diese Aufnahmen präsentieren Pink Floyd als ernsthafte Klangarchitekten – jeder Ton sitzt, jeder Übergang ist sorgfältig gestaltet. Gleichzeitig bleibt viel Raum für Improvisation, was besonders in „Echoes“ und „A Saucerful of Secrets“ hörbar wird.
Historische und kulturelle Relevanz
Die Wahl Pompejis war mehr als ein ästhetischer Gag. Es war eine bewusste Gegenüberstellung von Antike und Moderne, von monumentaler Vergangenheit und progressiver Gegenwart. Der Geist der Vergänglichkeit – der über den Ruinen schwebt – kontrastiert mit der visionären Musik, die hier dargeboten wird. In gewisser Weise ist „At Pompeii“ ein Kunstwerk über Zeit: über das, was vergeht, und das, was bleibt.
Fazit: "Pink Floyd – At Pompeii: MCMLXXII" ist kein gewöhnliches Live-Album – es ist ein klangliches Kunstwerk. Für Fans von Pink Floyd ist es ein Muss, für Liebhaber von Progressive Rock ein beeindruckendes Zeugnis der Möglichkeiten des Genres. Es zeigt die Band auf dem Weg zum Meilenstein The Dark Side of the Moon, voller Experimentierfreude und musikalischer Tiefe. Die Kombination aus geschichtsträchtiger Kulisse, brillanter Performance und atmosphärischer Produktion macht dieses Album zu einem zeitlosen Klassiker – eine spirituelle Reise durch Klang und Geschichte.