inn-joy @ Ascension Studios | Motel-Escape Essen
Manche Türen sollte man besser verschlossen lassen – doch genau dieser fatale Reiz lockt mutige Escape Room-Enthusiasten in die düstere Welt von „Ascension Studios“, dem ersten Raum von „Motel Escape“, einem neuen Anbieter für Escape-Räume in Essen. Was hier geboten wird, ist kein gewöhnliches Rätselspiel. Es ist ein finsteres Ritual, eine Reise in die tiefsten Abgründe des okkulten Wahnsinns – getragen vom atmosphärischen Fundament einer fiktiven Black-Metal-Band namens BELETHON. Und wer jetzt glaubt, das sei nur Show, wird spätestens beim Betreten des Studios eines Besseren belehrt. Doch eins nach dem anderen.
Die Location
Das Ruhrgebiet ist – wie ihr vielleicht wisst – reich an ganz verschiedenen Escape-Room Anbietern und Räumen. Neu mit dabei ist „Motel Escape“, ein junges und dynamisches Unternehmen, das sich in einem Gewerbegebiet im Essener Stadtteil Bergerhausen niedergelassen hat. Vor dem von außen eher unscheinbar wirkenden Eingang befinden sich ausreichend Parkplätze. Nachdem wir ein paar Stufen genommen haben, stehen wir vor einer großen Schiebetür. Über uns erkennen wir den Schriftzug „Motel Escape“ und rechts befindet sich eine Klingel. Wenige Momente später öffnet uns unser Spielleiter die Tür. Was wir dann zu sehen bekommen, verschlägt uns erst einmal sprichwörtlich den Atem. Denn bereits das riesige Foyer übertrifft unsere kühnsten Erwartungen. Hier ist nicht nur alles auf alt gemacht, sondern auch teilweise maßgefertigt. Vor Kopf prangt eine große Bar, die in umgebauter Form Teil eines Schiffs war. Im Hintergrund nehmen wir leise, mystische Musik war. Kaum haben wir uns gesammelt, werden wir noch einmal vom Spielleiter begrüßt. Erste Informationen zum Raum erhalten wir über Schriftdokumente, die wir neugierig lesen. Zusätzlich gibt es eine kurze Einführung im Foyer und dann im Raum selbst.
Story & Immersion
Der Plot rund um die Band BELETHON könnte direkt aus einem Lovecraft’schen Albtraum stammen: Die Musiker lassen sich von finsteren Schriften wie dem Necronomicon, dem Henochischen Schlüssel und den Lehren okkulter Größen wie Aleister Crowley oder Anton Szandor LaVey inspirieren. Im Zuge ihrer okkulten Recherche stoßen sie auf ein uraltes Geheimnis – ein gefährliches Vermächtnis, das bereits ein gewisser Morten Delapore zu entschlüsseln versuchte. Doch manche Geheimnisse sind tödlich, und so beginnt für die Spielenden ein verstörender Trip durch Ritualräume, Studios und dämonische Sphären.
Die Immersion ist dabei herausragend. Bereits beim Betreten der Location nimmt einen das Setting mit in eine morbide Parallelwelt. Das Setdesign ist düster, detailverliebt und von bedrückender Atmosphäre – irgendwo zwischen verfallenem Tonstudio, Ritualkammer und geisterhafter Zwischenwelt. Die Soundkulisse nimmt sich stark zurück, wird aber im Laufe der Zeit intensiver, sodass man innerlich nervöser wird, je weiter man voranschreitet. Darüber hinaus spielt man bei „Motel Escape“ mit einigen Schreckmomenten. Dabei ist den Kreativen bei „Motel Escape“ wichtig, dass die Räume modular aufgebaut wurden. Im Klartext: Je nachdem, wie das Team auf den Spielleiter wirkt oder welche Zeichen es im Vorabgespräch gibt, kann er die Immersion noch weiter verstärken oder abschwächen.
Rätsel & Spielmechanik
Die Rätsel sind thematisch exzellent eingebettet: Hier wird nichts „einfach nur gesucht“. Stattdessen dekodiert man Beschwörungsformeln, dechiffriert okkulte Symbole und vollzieht rituelle Handlungen – alles in einem glaubwürdigen erzählerischen Kontext. Die Aufgaben fordern logisches Denken, Teamwork und ein gutes Gespür für Atmosphäre. Technische Spielereien sind clever eingesetzt und wirken nie aufgesetzt, sondern wie ein organischer Teil des Rituals. Die Musik steht hier ebenfalls im Vordergrund. Klassische Schloss-Schlüssel und Zahlenschlossrätsel findet ihr keine.
Der Raum selbst überzeugt dabei mit einer durchdachten Dramaturgie. Es gibt keine Längen, dafür aber klare Höhepunkte, insbesondere gegen Ende, wenn sich die Ereignisse zuspitzen und der Wahnsinn greifbar wird. Motel Escape schafft es, eine Geschichte nicht nur zu erzählen, sondern sie fühlbar zu machen.
Gamemastering
Wie der Rest ist auch das Gamemastering auf höchstem Niveau. Hinweise werden dezent, immersiv und stets passend zur Szenerie gegeben – etwa in Form von rätselhaften Stimmen oder verstörenden Manifestationen. Man fühlt sich nie allein, aber auch nie sicher. Die Balance zwischen Herausforderung und Hilfestellung ist perfekt gewählt.
Fazit: „Ascension Studios“ ist mehr als ein Escape-Room – es ist ein interaktives Horror-Erlebnis, das Lovecraft, Black Metal und okkulte Mythologie zu einem düsteren Meisterwerk verbindet. Wer sich auf die düstere Thematik einlässt, wird mit einem außergewöhnlich dichten, durchdachten und atmosphärisch packenden Abenteuer belohnt. Nichts für schwache Nerven – aber ein Pflichtbesuch für alle, die das Abgründige lieben.
Unsere Bewertung:
Immersion: 10/10
Rätseldesign: 9/10
Spielleiter: 9/10
Story: 8/10
Gesamteindruck: 9/10
Wir bedanken uns beim Team von Motel-Escape für die freundliche Unterstützung.
M. Heiland