inn-joy @ Burwash Correctional Center | Motel-Escape Essen
Schweiß auf der Stirn. Der Puls rast. Durch das blinkende Notlicht flackern Schatten über die gefliesten Gefängniswände. Und irgendwo in der Dunkelheit – ein Kratzen, ein Knurren … Willkommen im „Burwash Correctional Center“, einem Escape-Room, der nicht einfach nur gespielt, sondern überlebt werden will.
Was als harmlose Lost-Place-Tour beginnt, mündet in einem blutigen Albtraum aus Sirenen, Verschwörung und paranormalem Grauen. Doch kann das Spiel seinem cineastischen Anspruch gerecht werden – oder verlässt es sich zu sehr auf Schockmomente?
Story & Atmosphäre
Die Hintergrundgeschichte des zweiten Raums von Motel-Escape ist grandios aufbereitet: Die Verbindung aus einem historischen Bezug zum Beginn des Zweiten Weltkriegs, zu geheimnisvollen Versuchen in der „Burwash Industrial Farm“ sowie die fiktive Einbettung in das „Burwash Massaker“ und die Verbindung zum Morten-Delapore-Mythos sorgen für ein intensives Worldbuilding. Der Raum beginnt nicht bei null – er lebt vom Schatten seiner eigenen Legende.
Die Erzählweise ist filmisch. Licht, Ton, Requisiten und Darsteller (wenn vorhanden) erschaffen eine immersive Horrorkulisse, die an Spiele wie Outlast oder Resident Evil erinnert. Dabei wird auf klassischen Jumpscare-Horror weitgehend verzichtet – vielmehr sind es die subtilen Gruselmomente und das Gefühl völliger Ausweglosigkeit, die die Nerven zersetzen.
Die Rätsel
Die Rätselmechanik ist stark in die Umgebung integriert – kein Rätsel ohne Kontext, kein Puzzle ohne erzählerische Rechtfertigung. Ihr durchsucht Zellen, manipuliert technische Anlagen, entschlüsselt geheimnisvolle Protokolle aus den Experimenten und arbeitet im Team unter Zeitdruck gegen die immer näher rückende Bedrohung, die durch die packende Soundkulisse realer wird, als manchem Spieler lieb sein dürfte.
Einziger Wermutstropfen: In der Hektik des Szenarios wirken manche Rätsel für Einsteiger etwas überfordernd oder verlieren an Klarheit. Wer Horror und Hektik nicht gewohnt ist, könnte hier überfordert sein. Doch gerade das erzeugt Authentizität – schließlich ist Flucht keine Denksportaufgabe, sondern ein Überlebenskampf. Und die Hilfestellungen, die von außen geschickt gegeben werden, bringen euch dem Ziel mit kleineren oder größeren Schritten näher.
Technik & Kulisse
Die Kulisse wirkt abgenutzt, authentisch und wie direkt aus einem stillgelegten Hochsicherheitsknast importiert. Die Geräuschkulisse reicht von Alarmgeheul über verzerrte Durchsagen bis hin zu unheimlichen Kreaturengeräuschen – eine enorm dichte Soundkulisse vom Feinsten. Requisiten wie echte Gittertüren, allerlei Gerätschaften und blutige Spuren steigern die Immersion. Licht- und Spezialeffekte sind punktuell und geschickt eingesetzt, um Schockmomente zu setzen, ohne inflationär zu wirken.
Teamplay & Dynamik
Besonders stark: Der Einstieg trennt die Gruppe! Durch die Einzelzellen muss sich das Team erst wiederfinden – Kommunikation wird so zur Schlüsselressource. Diese Trennung erzeugt Nervenkitzel und Dynamik und zwingt zu cleverem Austausch und Vertrauen. Der weitere Verlauf bietet für jeden Spielertyp etwas – logisches Kombinieren, haptisches Entdecken, technisches Tüfteln und eine gute Prise Mut.
Fazit: „Burwash Correctional Center“ ist mehr als ein Escape-Room – es ist ein Horrortrip mit filmischer Tiefe und einer dichten, historischen Mythologie. Wer sich auf die düstere Geschichte einlässt, erlebt 60 Minuten puren Survival-Horror. Der Raum ist nichts für schwache Nerven, aber ein Must-Play für alle, die Horror mit Story, Teamplay und Atmosphäre verbinden wollen.
Unsere Bewertung:
Immersion: 10/10
Rätseldesign: 8/10
Spielleiter: 9/10
Story: 8/10
Gesamteindruck: 9/10
Wir bedanken uns beim Team von Motel-Escape für die freundliche Unterstützung.
M. Heiland