Zum Hauptinhalt springen
| Marc Heiland | PC-Games

Tempest Rising Bild1Die Geschichte der Echtzeit-Strategiespiele (RTS) ist eng mit der Entwicklung der PC-Spiele insgesamt verbunden. Seit den frühen 1990er-Jahren hat sich das Genre stetig gewandelt – von pixeligen Gefechten in kleinen Fenstern zu komplexen, taktisch tiefen Schlachten mit beeindruckender Grafik und globalen Online-Communitys.

Die Ursprünge des RTS-Genres lassen sich bis in die 1980er-Jahre zurückverfolgen, doch der erste große Meilenstein war „Dune II“aus dem Jahr 1992 von Westwood Studios. Es legte den Grundstein für zentrale Gameplay-Elemente wie Basenbau, Ressourcensammlung und Einheitenproduktion in Echtzeit. Erstmals konnten während des laufenden Spiels Entscheidungen getroffen werden.

Mit Klassikern wie der „Command & Conquer“-Serie ab Mitte der 1990er-Jahre etablierte sich das RTS-Genre als feste Größe. Diese Spiele verfeinerten das Gameplay, führten ikonische Fraktionen ein und erweiterten die Strategietiefe durch asymmetrische Balance.

Doch in den 2010er-Jahren nahm das Interesse an Echtzeit-Strategiespielen kontinuierlich ab und so wundert es nicht, dass vor allem die älteren Spielerinnen und Spieler der Blüte der RTS noch immer nachtrauern und bis heute auf ein neues „C&C“ warten. Doch ein neuer Ableger dürfte hier mehr als fraglich sein.

Umso schöner ist es, dass sich das Entwicklerstudio „Slipgate Ironworks“ dazu entschieden hat, mit ihrem Titel „Tempest Rising“ sich in die Bresche zu schlagen, um allen sehnsüchtig wartenden Fans klassischer RTS-Spiele neues Futter zu bieten.

Zurück zu den Wurzeln

Bereits beim Starten des Spiels werden nostalgische Gefühle wach. Ein kleines Intro, welches uns wie ein Köder hingeworfen wird, sorgt für Neugier. Dazu gesellen sich treibende Musikstücke, die auch während des gesamten Spiels den Takt vorgeben und immer ein wenig drüber sind. Die Kampagne, in der ihr zwei unterschiedliche Fraktionen – die Global Defense Forces (GDF), eine hochmobile, technologisch fortschrittliche Truppe, die an die GDI aus „Command & Conquer erinnert“ und die „Tempest Dynasty“, eine kompromisslose Fraktion mit einer Vielzahl günstiger Einheiten – spielen könnt, wird gerahmt von Briefings in Ingame-Grafik sowie kleinen Zwischensequenzen, ist das Herzstück des Spiels. Auf Sequenzen mit echten Schauspielern und etlichen Fremdscham-Momenten, wie ihr sie von „C&C“ kennt, wurde hingegen verzichtet.

Tempest Rising Bild2Das Gameplay von „Tempest Rising“ könnte fast 1:1 aus „Command & Conquer“ stammen: Ihr baut eine Basis, errichtet Gebäude, rekrutiert Truppen, erntet Ressourcen (hier nennen es die Entwickler „Tempest“-Kristalle in Anlehnung an das Tiberium aus „C&C“) und greift mit den Truppen feindliche Soldaten, Panzer und Stellungen an. Dabei haben sämtliche Einheiten individuelle Stärken und Schwächen, die es geschickt gegen die Gegner einzusetzen gilt. Bereits ab der zweiten von insgesamt vier Schwierigkeitsstufen ist „Tempest Rising“ eine Herausforderung. Veteranen probieren sich an den beiden höheren Stufen.

Die Kampagne umspannt auf beiden Seiten mehr als ein Dutzend Missionen, welche ihr auf unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen absolvieren könnt. Beide Fraktionen sind nicht nur aufgrund ihrer Story interessant – sie spielen sich auch anders und haben individuelle Einheiten, Stärken und Schwächen.

Grafisch orientieren sich die Entwickler ebenfalls an den legendären „Command & Conquer“-Spielen, allerdings mit zeitgemäßer Optik, für die die Unreal Engine 4 Pate verantwortlich ist. Für den Sound ist übrigens kein Geringerer als „C&C-Legende“ Frank Klepacki verantwortlich. Kein Wunder also, dass sich „Tempest Rising“ auch musikalisch wie ein neues „Command & Conquer“ anhört.

Eigene Impulse?

Wenn man so auf Nostalgie setzt, wie „Tempest Rising“, fragt man sich als potentieller Käufer natürlich auch, was denn dieses Spiel auszeichnet bzw. vom geistigen Urahn absetzt. Die Antwort ist gar nicht so einfach, da sich beide in vielen Aspekten ähnlich sind. Hier lassen sich noch die beiden zusätzlichen Ressourcen, die Informationen und Credits, welche ebenfalls essenziell sind, nennen. Diese erhaltet ihr – ebenso wie Energie, von den Tempest-Kristallen. Informationen hingegen werden u.a. bei feindlichen Einheiten und Basen gesammelt. Hiermit erhaltet ihr neue Informationen für eigene Spezialeinheiten oder die sogenannten Doktrinen. Diese sind für aktive und passive Eigenschaften verantwortlich. Taktische Aktionen sind natürlich immer sinnvoller als mit einer großen Armee einfach nur drauflos zu schlagen, was auch nur selten zum Sieg führt. Je weiter ihr im Spiel kommt und je komplexer die Schlachten werden, desto hektischer wird es dann auch schon mal an der einen oder anderen Stelle. Dummerweise kommt es dann hin und wieder auch vor, dass sich die KI nicht unbedingt so verhält, wie erwünscht und auch einige Einheiten mal bei der Wegfindung hängenbleiben können. Auch das hat man sich wohl eher unfreiwillig von „C&C“ abgeschaut.

Wer keine Lust auf die Kampagne oder diese bereits durchgespielt hat, kann sich im Multiplayer austoben. Hier warten Kämpfe gegen andere Spielerinnen und Spieler bzw. die KI, Ranglistenmatches und anpassbare Herausforderungen auf euch. Mit zwei bis maximal vier Spielern ist das Ganze auch gut zu überblicken.

Fazit: Hätten die ehemaligen Westwood Studios noch die Chance, ein neues „Command & Conquer“ zu entwickeln – es würde möglicherweise so aussehen, wie „Tempest Rising“. Zwar können Kritiker dem Spiel vorwerfen, sich allzu sehr an den Ideen des Vorbildes zu orientieren. Doch wer auch nur ansatzweise mit der alten „C&C“-Reihe etwas anfangen konnte oder mit dieser auch groß geworden ist, muss hier zugreifen! Denn auch wenn natürlich der Nostalgie-Faktor hier ganz großgeschrieben wird und „Tempest Rising“ an allen Ecken und Enden den Geist des Urahns atmet, hat das Spiel doch mehr zu bieten, als ein müdes Wiederkäuen des 8alten Stoffes.

Dank des Tiefgangs und der taktischen Möglichkeiten macht der Titel über einige Stunden durchweg Lust. Es bleibt zu hoffen, dass er finanziell für die Entwickler so erfolgreich sein wird, dass mindestens ein weiterer Teil erscheinen wird. Wir drücken dem Entwickler „Slipgate Ironworks“ jedenfalls die Daumen. Sollte man weitermachen und sich ermutigt fühlen, dass die Zeit für eine Wiederauflebung im Geiste von „Command & Conquer“ reif ist, wäre das ein toller Startpunkt.

Impressum - Datenschutz

Copyright 2016 © Inn-Joy.de All Rights Reserved. 

Joomla! © name is used under a limited license from Open Source Matters in the United States and other countries.