The Precinct | Review (PC)
Der Alltag eines Polizisten kann ganz schön langweilig sein. Knöllchen schreiben, stundenlang durch heruntergekommene Stadtteile laufen, um nach dem Rechten zu sehen und hier und da vielleicht den einen oder anderen Passanten den Weg zum nächsten Fast Food-Laden mitzuteilen oder Touristen zu zeigen, wo es zum Sightseeing-Objekt ihrer Wahl geht. Doch es geht natürlich auch anders. In einer Großstadt in den USA, wo das Verbrechen niemals schläft, sind Polizisten nahezu pausenlos im Einsatz. Das haben uns nicht nur Spiele wie „Police Simulator“, „Highway Simulator“ und Co. gezeigt, bei denen ihr euch stets auf der Seite des Gesetzes befunden habt, sondern auch die legendäre „GTA-Reihe“, bei der ihr euch auf die Seite der Gesetzlosen schlagen konntet.
Mit „The Precinct“, dem neuen PC-Spiel von „Fallen Tree Games“ und veröffentlicht von „Kwalee“, erwartet euch ein spannender Genre-Mix, der klassische Polizeiarbeit mit einer offenen Spielwelt verbindet. Optisch erinnert das Setting in der fiktiven Stadt „Averno“ an eine Mischung aus den Cop-Filmen der 80er und 90er-Jahre wie „Beverly Hills Cop“ und „GTA III“. Doch trotz Anleihen an die bereits erwähnten „Cop-Spiele“ und „GTA“ besitzt „The Precinct“ genug eigenes Potenzial, um euch zu unterhalten.
Ein Officer in düsteren Straßen
In The Precinct schlüpft ihr in die Rolle des jungen Polizisten Nick Cordell Jr., der seinen Dienst im fiktiven Averno City antritt. Die Stadt ist ein Schmelztiegel aus Korruption, Gewalt und Geheimnissen – und ihr seid mittendrin. Das Besondere: Die Spielwelt ist vollständig offen und lebt von prozedural generierten Verbrechen, die für ständige Abwechslung sorgen. Vom simplen Taschendiebstahl bis hin zu spektakulären Autoverfolgungsjagden bleibt kaum Zeit zum Durchatmen. Den klassischen Tagesablauf von Cordell und seinem Kollegen könnt ihr euch so vorstellen: Ihr beginnt auf dem Revier, wo ihr aus verschiedenen Patrouillen auswählt. Eine Schicht startet ihr zu Fuß in einem der ganz verschiedenen Stadtteile und setzt den Fokus auf Knöllchen schreiben und Co. Eine weitere Schicht tretet ihr im Polizei-Helikopter an, um aus der Luft nach möglichen Verbrechen Ausschau zu halten. Oder ihr macht euch in eurem Fahrzeug auf den Weg.
GTA trifft auf Polizeisimulation
Spielmechanisch bewegt sich „The Precinct“ zwischen Arcade-Action und taktischem Vorgehen. Habt ihr einen Fall in der Nähe entdeckt oder werdet per Funk auf ein Verbrechen oder einen Unfall hingewiesen, versucht ihr – mal mit Waffengewalt, mal ohne oder spontan unter Zuhilfenahme eurer Dienstwaffe – den oder die Täter dingfest zu machen. Im Anschluss lasst ihr einen Check des Ausweises des Täters durchführen, durchsucht die Verdächtigen, nehmt Alkoholtests oder durchsucht Autos nach Spuren. Darüber hinaus sammelt ihr Beweise, tragt die Taten zusammen oder delegiert die Schreibtischarbeit und nehmt den oder die Täter fest. Für richtige Entscheidungen und schnelle Zugriffe erhaltet ihr Pluspunkte; falsche Entscheidungen oder die Flucht eines Verdächtigen geben euch Minuspunkte. Nach einem Einsatz könnt ihr eure XP gegen Verbesserungen eintauschen. Ist eure Schicht um, geht es wieder zurück auf die Wache. Hier gebt ihr Beweismittel ab, sprecht mit euren Vorgesetzten und lasst den Tag ausklingen. Das Spiel legt ganz eindeutig auf eine realistische Polizeiarbeit – ohne dabei trocken oder zu ernst zu werden. Eine besondere Rolle spielt auch das Schichtsystem: Tagsüber herrscht Hochbetrieb, nachts regiert das Verbrechen. Darüber hinaus gibt es nicht nur die eigentlichen Verbrechen, sondern auch den Kampf gegen organisierte Banden, bei denen ihr nach und nach die Gangmitglieder festnehmt, um schlussendlich zum Bandenchef vorzudringen. Und als ob dies nicht schon alles ausreicht, treibt auch noch ein Mörder sein Unwesen und stellt euch vor Herausforderungen. Eingebunden ist das Ganze in eine nette Geschichte, rundum Verrat, Intrigen und euren ermordeten Vater, zu dessen Tod ihr die Hintergründe aufklären wollt.
Retro-Flair mit moderner Technik
Visuell setzt The Precinct auf einen Mix aus Top-down-Perspektive, stylischen Lichteffekten und detailreicher Optik. Die Atmosphäre erinnert an klassische Krimiserien, während die Technik moderne Features wie zerstörbare Umgebungen und dynamische Wettereffekte bietet. Auch der Soundtrack orientiert sich hörbar an Synthwave und 80er-Jahre-Spannungsmusik – perfekt für lange Streifzüge durch Averno City. Leider sind die Dialoge ausschließlich in englischer Sprache vorhanden. Dafür gibt es deutsche Untertitel. Gesteuert werden kann das Spiel über Controller oder Maus und Tastatur. Wir bevorzugen den Controller, bei dem es egal ist, ob ihr den DualSense-Controller der PS5 oder den Xbox Series-Controller nutzt. Beides wird gleich gut unterstützt.
Fazit: Ein Spiel mit Potenzial? Ob „The Precinct“ wirklich das Beste aus Cop-Fantasie, Open-World-Gameplay und Retro-Charme vereint, bleibt abzuwarten. Unsere Eindrücke vom Spiel sind durchweg positiv, da es auch ein frisches Spielerlebnis abseits der üblichen Action-Sandboxen – vor allem für Fans von Polizei-Dramen und atmosphärischer Spielekost, bietet.
Wir bedanken uns bei den Entwicklern für den zur Verfügung gestellten Testzugang.
U. Sperling