Citadelum | Review (PC)
Aufbaustrategie-Spiele im antiken Rom erfreuen sich seit mittlerweile über 30 Jahren einer großen Beliebtheit. Beginnend mit dem legendären Urahn „Caesar“, das von Impressions Games entwickelt und 1992 von Sierra Entertainment für den Amiga veröffentlicht wurde, über die Nachfolger „Caesar II-IV“ bis hin zum bald erscheinenden „Anno 117“ haben sich viele Entwicklerstudios mit der Blüte der römischen Expansion zur Zeit des Kaiserreichs auseinandergesetzt.
In dieselbe Kerbe schlägt das für PC und Konsolen erhältliche Aufbaustrategie-Spiel „Citadelum“, das kurz nach der Ermordung des Gaius Iulius Caesar im römischen Senat ansetzt und nicht nur mit dieser historischen Einordnung an die damaligen Geschehnisse knüpft. Auch inhaltlich werden real-historische Elemente genutzt. Verantwortlich für „Citadelum“ zeichnet das Studio von Abylight Barcelona. Im Kern folgt das Spiel klassischen Aufbaustrategie-Titeln. So errichtet ihr eure Siedlung, sammelt Ressourcen und entwickelt eure Stadt immer weiter. Hinzu kommt natürlich der Handel und auch Echtzeitschlachten sind in „Citadelum“ zu finden. Denn was wäre Rom ohne seine kriegerischen Auseinandersetzungen? Aber auch die Gunst der Götter steht auf der Tagesordnung, da sie in den Sagen und Legenden Roms eine wichtige Rolle spielten.
Dabei setzt das Spiel nicht auf die Produktionskettentiefe einiger Mitbewerber, sondern bleibt eher einsteigerfreundlich, ohne dabei allerdings zu leicht zu werden. So müssen auch in „Citadelum“ Bäume gefällt und die Stämme verarbeitet, Gemüse angebaut und Äcker bewirtschaftet, die Bevölkerung versorgt und unterstützt werden. Doch es bleibt bei wenigen Bauwerken pro Lieferkette.
Das Spiel ist in einen Sandkastenmodus und verschiedenen Missionen unterteilt. Einige Missionen sind in den vergangenen Monaten bereits erschienen, weitere sollen künftig noch veröffentlicht werden. Um auch Einsteiger mitzunehmen, bietet „Citadelum“ ein umfangreiches Tutorial, welches euch alles gut erklärt. Vom Bau des Forums, also des Herzstücks eurer Siedlung, über die Wasserverwaltung mit Aquädukten, die Einrichtung der Infrastruktur und die Versorgung der Bewohner (Plebejer und Patrizier) bis hin zur Befriedigung der Wünsche eurer Bürger, ist an alles gedacht worden.
Die Platzierung von Bauwerken läuft dabei ebenso klassisch ab, wie der Bau von Straßen. Kurven finden wir ebenso wenig, wie die Möglichkeit, Straßen per Hand vorzugeben. Das erinnert an klassische Anno-Teile. Natürlich beeinflussen Handwerksbetriebe und die Landwirtschaft die Qualität der Wohngegend, wohingegen Bildungseinrichtungen, Theater und Co. die Qualität steigern. Es muss also stets bedacht werden, wo was gebaut werden soll. Da es jedoch in der Regel genügend Bauland gibt, funktioniert das Ganze wesentlich leichter als beispielsweise beim gerade erschienenen „Pax Augusta“, wo um jeden Zentimeter gerungen und geplant werden muss. Hier gibt sich „Citadelum“ großzügiger.
Wichtig ist es dennoch, stets genügend Plebejer zur Hand zu haben, um mal eben schnell eine weitere Feuerwache errichten oder Verteidigungseinheiten ausheben zu können. Denn für all die Arbeiten, für denen sich die Patrizier zu fein sind (was bei den allermeisten Jobs der Fall ist), benötigt ihr die Plebejer. Für ihre Arbeiten erhalten sie Lohn. Dieser wird über Steuereinnahme der Patrizier generiert, die sich quasi von der einfachen Arbeit hierdurch „freikaufen“.
Wie bereits erwähnt, geht es bei „Citadelum“ aber nicht nur um den erfolgreichen Aufbau von Siedlungen, sondern auch um die Götter, die ihr stets verehren müsst. Denn wer mit einem der sechs Hauptgötter im Streit liegt, wird von ihnen höchstpersönlich aufgesucht, was meist keine positiven Auswirkungen auf die Siedlung hat.
Hinzu kommen die Angriffe von Banditen und anderen Gegnern, welche euren Einwohnern das Leben zusätzlich schwer machen. Dagegen könnt ihr euch mit Verteidigungsanlagen und Soldaten zur Wehr setzen. Vorab müsst ihr eure Soldaten allerdings ausbilden. Feindliche Einheiten werden über eure Kundschafter entdeckt und in Echtzeitgefechten (hoffentlich) besiegt. Die Kämpfe sind nicht allzu komplex, aber durchaus eine nette Beigabe.
Was uns besonders gefällt ist die Tatsache, dass „Citadelum“ auch einen Karteneditor besitzt, der euch viele Möglichkeiten zur Erstellung eigener Maps anbietet, die ihr euch innerhalb der Community anbieten könnt. So etwas finden wir im Aufbaustrategie-Genre ganz selten.
Grafisch hinterlässt der Titel einen guten, aber nicht überragenden Eindruck. Zwar bietet euch das Spiel recht viele Details und lässt euch sogar in die Gebäude blicken. Aber beim Arbeitsablauf innerhalb der Betriebe fehlen kleine Details, wie bei Titeln wie „Pioneers of Pagonia“ und Co. Und auch der Wuseleffekt ist zwar nett, aber weit von dem entfernt, was andere Genrevertreter hier auffahren. Hier gibt es noch Luft nach oben. Auch der Sound könnt noch mehr Abwechslung vertragen. Schade ist außerdem, dass es hier keine Zwischensequenzen gibt, wodurch die Präsentation mit den Textboxen etwas trocken wirkt. Dies ist allerdings ein Problem vieler Vertreter des Genres, was aber wohl auch oft am zur Verfügung stehenden Budget der Entwickler liegen dürfte.
Fazit: „Citadelum“ ist ein vor allem für Genreneulinge gutes Spiel, das dank starker Unterstützung seitens der Entwickler mit neuen Kampagnen aber auch einem Editor auftrumpft und mehr als nur ein „Snack“ bis zum Release von „Anno 117“ ist.
Wir bedanken uns bei den Entwicklern für das zur Verfügung gestellte Testmuster.
Text: L. Zimmermann