Firefighting Simulator: Ignite – Wenn Gaming plötzlich brenzlig wird | Review (PC)
Es gibt Genres in der Gaming-Welt, die man entweder liebt oder müde belächelt: die Simulationen. Ob Landwirtschaft, Bauwesen oder Polizei – die Auswahl ist riesig. Doch zwischen den vielen Gurken und überhasteten Releases finden sich immer wieder Spiele, die überraschen. Firefighting Simulator: Ignite gehört genau in diese Kategorie. Hier geht es nicht um idyllische Felder oder tonnenschwere Kräne, sondern um das Bekämpfen von Bränden, das Retten von Menschenleben und den Nervenkitzel, mitten in einer Feuerhölle zu stehen. Klingt spannend? Ist es auch – wenn auch nicht ohne Makel.
Einstieg ins Feuer – der erste Eindruck
Nach einem kurzen, aber sinnvollen Training stürzt man sich direkt ins Einsatzgeschehen. Das Tutorial führt angenehm in die Grundlagen ein: Schlauch anschließen, Feuerwehrauto an Hydranten koppeln, Türen aufbrechen, Strom abschalten. Schnell wird klar, dass Ignite nicht nur „Wasser marsch“ bedeutet – die Missionen fordern taktisches Vorgehen und den Einsatz des richtigen Werkzeugs. Fettbrand? Löschschaum. Elektrischer Brand? Strom aus, sonst bringt das Löschen nichts. Dieser Mix aus Realität und Gamification sorgt für eine authentische Grundstimmung, ohne den Spieler mit übertriebener Komplexität zu überfordern. Genau hier zeigt sich die Stärke von Entwickler Weltenbauer: Es ist ein Spagat zwischen Simulation und Spielspaß gelungen.
Rettung statt Routine – Abwechslung in den Missionen
Mit fast 40 Einsätzen bietet Ignite ordentlich Futter. Die Schauplätze reichen von Lagerhallen über Wohnblocks bis hin zu Einkaufszentren. Jede Mission bringt ihre eigenen Herausforderungen: eingeschlossene Personen, einstürzende Böden, sich ausbreitende Brände. Besonders gelungen ist, dass die Opfer nicht immer offensichtlich sind. Manchmal muss man das gesamte Gebäude durchsuchen, bewusstlose Personen tragen oder Verängstigte hinauslotsen. Dieses Gefühl, nicht nur Flammen zu bekämpfen, sondern wirklich Verantwortung für Menschenleben zu übernehmen, hebt Ignite deutlich von „Standard-Simulatoren“ ab. Allerdings: Trotz Vielfalt stellt sich irgendwann Routine ein. Türen auf, Ventile schließen, Brandherd suchen – die Abläufe ähneln sich, auch wenn Schauplätze und Brandarten variieren.
Allein oder im Team – die KI und der Multiplayer
Das Spiel lässt sich allein oder im Koop spielen. Solo bekommt man drei KI-Kollegen zur Seite gestellt. Und die? Nun ja – mal sind sie erstaunlich kompetent, mal unfreiwillig komisch. Während sie brav Schläuche verlegen und Flammen bekämpfen, scheitern sie oft an Spezialfällen wie Fettbränden. Da stehen sie dann herum und reißen markige Sprüche, anstatt das Nötige zu tun.Im Multiplayer sieht das schon anders aus: Mit menschlichen Mitspielern wird Ignite zu einem echten Highlight. Absprachen, gemeinsame Rettungsaktionen und die Koordination bei größeren Einsätzen sorgen für intensives Teamplay. Leider trüben technische Probleme den Spaß: Abstürze und Freezes im Online-Modus sind aktuell keine Seltenheit. Wenn es läuft, macht es aber richtig Laune – zumal sogar plattformübergreifend gespielt werden kann.
Technik: Rauch, Feuer und ein Hauch von Chaos
Grafisch gehört Ignite zu den hübscheren Simulatoren. Rauch steigt realistisch auf, Flammen breiten sich dynamisch aus, Schläuche biegen sich physikalisch korrekt um Hindernisse. Gerade in Kombination mit Soundeffekten – Knistern, Schreie, hektische Funksprüche – entsteht eine dichte Atmosphäre. Doch perfekt ist das Ganze nicht: Gelegentlich gibt es Ghosting-Effekte beim Fahren, Textfehler oder hakelige Menüs. Auch die KI stolpert hin und wieder über ihre eigenen Routinen. Trotzdem: Für ein Genre, das oft für unfertige und grobschlächtige Technik bekannt ist, liefert Ignite hier überraschend solide Qualität.
Zwischen Immersion und Humor – kleine Details
Besonders charmant sind die kleinen Elemente, die das Spielerlebnis abrunden. Der Charakter-Editor erlaubt zumindest minimale Anpassungen (inklusive Feuerwehr-Schnurrbart!), es gibt lizenzierte Trucks und Ausrüstung von echten Marken, und wer möchte, kann die Perspektive wechseln – Ego-Sicht für maximale Immersion, Third-Person für den Überblick. Auch die Fahrt mit dem Einsatzwagen durch Oakridge City ist ein nettes Extra. Sirene aufdrehen, hupen, rote Ampeln ignorieren – alles gehört dazu, auch wenn die KI-Bürger sich davon herzlich wenig beeindrucken lassen.
Fazit: Ein Funken Hoffnung im Simulator-Dschungel
Firefighting Simulator: Ignite ist kein perfektes Spiel, aber ein sehr gutes. Es kombiniert spannende Einsätze, taktisches Gameplay und eine ordentliche technische Umsetzung zu einem Erlebnis, das sowohl Simulationsfans als auch Gelegenheitsspieler fesseln kann. Die KI hat Schwächen, der Multiplayer leidet unter technischen Problemen, und die Missionsstruktur wiederholt sich nach einer Weile. Doch unterm Strich überwiegen die positiven Aspekte: die packende Atmosphäre, die Vielfalt an Werkzeugen, das Gefühl echter Verantwortung und der hohe Spaßfaktor im Koop. Für alle, die schon immer mal Feuerwehrmann oder -frau sein wollten – ohne die Gefahr echter Flammen – ist dieses Spiel definitiv einen Blick wert.