Zum Hauptinhalt springen
| Marc Heiland | PC-Games

FataDeum1Wer in den frühen 2000ern vor dem PC saß, erinnert sich vielleicht noch an Black & White – das legendäre „God Game“, in dem man als gütiger oder tyrannischer Gott über ein Volk herrschte und sich mit anderen Gottheiten maß. Über zwei Jahrzehnte später wagt sich mit Fata Deum ein deutscher Entwickler daran, dieses fast ausgestorbene Genre wiederzubeleben. Im Early Access zeigt das Spiel bereits, wie viel Potenzial in der Neuinterpretation steckt – auch wenn noch nicht alles perfekt funktioniert.

Die Geschichte: Eine junge Gottheit tritt an

In Fata Deum übernehmen wir die Rolle einer neu entstandenen Gottheit, hervorgegangen aus den Kräften vergessener Vorgänger. Unsere Aufgabe: den Glauben der Menschen gewinnen – sei es durch Liebe, Schutz und Großzügigkeit oder durch Furcht, Manipulation und rohe Gewalt.

Wir sind dabei allerdings nicht allein: Vier andere Götter streiten um die Vorherrschaft, jede Figur mit einer klaren Ausrichtung:

Fertility: die gütige Mutter aller Lebewesen.

Violence: Göttin des Krieges und der Zerstörung.

Pleasure: ein hedonistischer Gott der Feste und des Vergnügens.

Deceit: Meister der Täuschung und Manipulation.

Eine klassische Kampagne gibt es bislang nicht. Stattdessen steht die Freiheit im Vordergrund: Wir wählen zwischen vier Inselkarten, treten gegen bis zu vier rivalisierende Gottheiten an und schreiben unsere eigene Geschichte.

Glauben statt Produktionsketten

Anders als klassische Aufbauspiele setzt Fata Deum den Glauben der Menschen ins Zentrum. Wir geben also keine Bauaufträge wie in Anno, sondern müssen zuerst Anhänger gewinnen. Das geschieht durch Wunder oder das Erfüllen kleiner Quests, die Dorfbewohner an uns herantragen.

Aura-System: Gläubige erkennt man sofort an einer blauen Aura, Andersgläubige leuchten gelb.

Wunder: Zu Beginn stehen einfache Kräfte wie Liebe oder Furcht zur Verfügung. Mit Levelaufstieg schalten wir mächtigere Fähigkeiten frei – bis hin zu Meteorschauern, Zombiehorden oder Segnungen, die Menschen buchstäblich in neue Gläubige „verwandeln“.

Mana & Opfergaben: Jedes Wunder kostet Mana, das sich regeneriert oder durch Opfer am Altar zurückgewonnen werden kann.

Ein spannendes Feature sind die nächtlichen Traumsequenzen: In dieser Phase schweben große „Traumblasen“ über den Siedlungen, in die wir direkt eingreifen können – sei es, um Bauentscheidungen zu beeinflussen oder den freien Willen komplett zu nehmen. Das Ziel einer Partie: mindestens die Hälfte der Bevölkerung einer Siedlung für den eigenen Glauben gewinnen und acht sogenannte „Fate-Challenges“ der Schicksalsschwestern erfüllen. Diese Aufgaben reichen vom Sammeln spezieller Relikte bis hin zum Errichten bestimmter Bauwerke.

FataDeum2Fortschritt und Erkundung

Neben den Hauptaufgaben warten zahlreiche kleine Nebenquests. So treffen wir beispielsweise auf einen gestrandeten Seefahrer, der verzweifelt nach seinen Brüdern sucht, oder auf Figuren aus Legenden, die nur durch unser Eingreifen ihre Geschichte vollenden können. Solche Begegnungen verleihen der Welt Tiefe und belohnen uns mit zusätzlichen Kräften. Mit steigendem Level wachsen unsere Möglichkeiten: neue Wunder, mehr Einfluss auf Siedlungen und zusätzliche Startoptionen auf größeren Karten. Dadurch bleibt der Wiederspielwert hoch – besonders, da alle Karten handgefertigt und nicht prozedural generiert sind.

Technik und Präsentation

Gesteuert wird klassisch mit Maus und Tastatur. Anfangs empfiehlt sich das Tutorial, das uns der zynische Kobold Imp erklärt – der nicht nur Tipps gibt, sondern die Entwickler gerne mal auf die Schippe nimmt. Beim Teststart gab es technische Probleme, darunter Abstürze und Performance-Einbrüche, insbesondere auf dem Steam Deck. Mittlerweile haben Patches die Stabilität deutlich verbessert, wenngleich die Optimierung noch nicht perfekt ist. Optisch überzeugt Fata Deum mit einem charmanten, an Black & White erinnernden Stil. Siedlungen wirken lebendig, Bewohner gehen ihren Routinen nach, und die Inseln sind voller Details, die zum Erkunden einladen. Die Musik pendelt zwischen entspannten Melodien und epischen Orchesterstücken. Vertont sind bisher vor allem Imp und die drei Schicksalsschwestern; die Götter zischen und fauchen eher, während Dorfbewohner Kauderwelsch sprechen. Textunterstützung gibt es in zwölf Sprachen, darunter Deutsch.

Systemanforderungen: Minimum: Intel i5-6600K / Ryzen 3 1300X, 12 GB RAM, GTX 1060 / RX 570

Empfohlen: Intel i5-10400F / Ryzen 5 5600X, 16 GB RAM, RTX 3060 / RX 5700XTSpeicherbedarf: 10 GB (SSD empfohlen)

Unser vorläufiges Fazit: Fata Deum ist ein mutiger Versuch, ein fast vergessenes Genre zurückzubringen – und er überzeugt bereits jetzt. Statt auf komplexe Wirtschaftsketten setzt das Spiel konsequent auf Glaubensmechaniken und göttliche Eingriffe. Wunder, Traumsequenzen und moralische Entscheidungen sorgen dafür, dass man sich wirklich wie eine Gottheit fühlt. Die Welt ist detailreich, kleine Quests füllen sie mit Leben, und das Fortschrittssystem sorgt für Langzeitmotivation. Technisch gibt es noch Ecken und Kanten, vor allem in puncto Performance, aber die Richtung stimmt. Wer jemals Spaß daran hatte, in Black & White als Gott über digitale Völker zu herrschen, sollte Fata Deum unbedingt im Auge behalten. Für Strategen, Entdecker und nostalgische „God Game“-Fans könnte dies der lang erwartete Nachfolger sein.

Text: L. Zimmermann 

Impressum - Datenschutz

Copyright 2016 © Inn-Joy.de All Rights Reserved. 

Joomla! © name is used under a limited license from Open Source Matters in the United States and other countries.