Sebastién Loeb Rally Evo | Review (PS4)
| Marc Heiland | Konsolen
Nachdem vor fast schon zehn Jahren der britische Rallye-Star und mehrfacher Weltmeister Colin Mc Rae auf tragische Weise ums Leben kam, blieben seine Fußspuren lange Zeit zu groß für einen potentiellen Nachfolger. Einer, der es (nicht erst) seit Ableben des „Meisters“ geschafft hat, mit konsequenter Entwicklung, viel Arbeit und Disziplin, ist der französische Rallye-Fahrer Sébastien Loeb. Ihm zu Ehren gibt es nun ein eigenes Videospiel, das aktuell für die PS4 und die Xbox One erschienen ist. Als Konkurrent zur WRC-Reihe, die ja in diesem Jahr nicht so richtig glänzen konnte, und zum in Kürze erscheinenden neuen DiRT Rally, will nun der Titel aus dem Hause Milestone die Rallye-Fans weltweit für sich gewinnen. Wir haben uns anhand der finalen PS4-Version ein Bild vom neuen Mitbewerber gemacht.
Der Inhalt – stimmt!
Betrachten wir zunächst einmal die reinen Fakten, so lässt sich feststellen, dass der Titel in Sachen Umfang punkten kann. Mit fast 60 unterschiedlichen Autos ist im Fuhrpark so ziemlich alles zu finden, was in den vergangenen Jahrzehnten Rang und Namen hatte und auch aktuell noch hat. Viele von ihnen könnt ihr im Spiel frei spielen oder euch ausleihen. Die verschiedenen Rallye-Veranstaltungen werden in acht Ländern ausgetragen. Bei der Umsetzung haben die Entwickler viel Wert auf Authentizität gelegt, wodurch Kenner der Szene viele Strecken bereits nach wenigen Metern erkennen werden, auch wenn nicht jeder Baum und Fels vorhanden ist. Danke GPS-Unterstützung erkennt man jedoch die Pisten. Auch bei den unterschiedlichen Modi gibt es einiges zu tun. So könnt ihr einzelne Teilabschnitte, ganze Rallye-Veranstaltungen, Hillclimb-Events und anderes mehr absolvieren. Natürlich darf auch eine Karriere nicht fehlen. Das „Sahnehäubchen“ jedoch stellt die so genannte „Loeb-Experience“ dar. Hier könnt ihr spannende, packende und interessante Abschnitte aus der langen Karriere des Meisters nachspielen und taucht so in das Rennfahrer Leben von Sébastien Loeb ein. Interviews und kleine Videos runden das Ganze auch optisch ab.
Der Spielspaß – mit kleineren und größeren Macken!
Was in der Theorie wirklich toll, motivierend und spannend klingt, ist es leider nur zum Teil. Denn gerade in der Karriere hat Milestone sehr wenig motivierende Arbeit geleistet. Das dröge Abfahren von Checkpunkten und das leidige Klettern auf irgendeiner wenig ansprechend gestalteten Rangliste bieten keine besondere Langzeitmotivation. Auch die Motivation, an neue Wagen zu kommen, hält sich in Grenzen. Richtige Spaßbremsen sind hingegen das schlechte Feedback, die zum Teil schwammige Steuerung und die eher durchschnittliche optische Seite. Denn da hier nahezu kein Feedback vom Auto her kommt, werdet ihr während der Fahrten nie wissen, wann ihr an einen kritischen Punkt kommt, wann es heißt, fein justierter mit dem Gas zu arbeiten, wo Unebenheiten sind und so fort. Auch das Schadensmodell ist nur rudimentär umgesetzt worden. Wo bei den Mitbewerbern sich jede noch so kleine Delle auf das Fahrverhalten auswirken kann, gibt sich der vorliegende Titel sehr gnädig. So bleibt es manchmal beim Trial & Error-Prinzip und unerklärlichen Ausritten in die Landschaft, selbst bei leichteren Passagen.
Dass Milestone natürlich nicht das Budget einiger Branchenriesen zur Verfügung hat, sieht man dem Spiel leider auch an. Denn auch wenn die Strecken prinzipiell recht gut aussehen und auch die Autos den Vorbildern ähneln mangelt es einfach an Feinschliff. So trüben schlecht aufgelöste Texturen in der Landschaft und im Cockpit das Bild und auch die Framerate geht hin und wieder in die Knie. Kantenflimmern und Tearing sind hin und wieder ebenfalls zu erkennen. Der Sound ist zwar nicht so grottenschlecht, wie seinerzeit bei Gran Turismo, reißt aber auch keine Bäume aus. Besser gelungen sind da schon die Mitteilungen eures Co-Piloten, der exakt im richtigen Moment die richtigen Vorgaben trifft.
Fazit: Sébastien Loeb Rally Evo möchte es irgendwie jedem Recht machen und bleibt dann doch nur im Mittelmaß stecken. Zwar kann der Titel mit durchaus viel Umfang in Sachen Spielmodi, Fahrzeugen und auch Strecken bieten. Doch mangelt es an Spaß und Motivation. Diese bleiben durch technische Unzulänglichkeiten, eine öde Karriere und einem zu schlechten Feedback auf das Fahrgeschehen aus. Schade.
Die inn-joy Redaktion vergibt 6 von 10 Punkten.
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Bandai Namco für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.
S. Pieper