Während die Meisten von uns in den Sommerferien weilten, hat sich auch der Hitman eine kleine Auszeit genommen. Nach seinen Ausflügen nach Paris, Italien und Marokko, verschlägt es den Auftragskiller Agent 47 nun ins fernöstliche Bangkok. Was ihn dort erwartet, und warum dem Agenten so langsam aber sicher die Puste ausgeht, erklären wir euch in unserem Test der vierten Hitman-Episode anhand der PS4-Fassung.

Mehr vom selben Zeug...

Nun also Bangkok. Nachdem der Hitman in Europa und Nordafrika unterwegs war, um dort seine Auftragsziele zu eliminieren, muss er dieses Mal in der asiatischen Metropole zuschlagen. Wie aus den bislang erschienenen Episoden beginnt auch diese Folge mit einer kleinen Zwischensequenz, welche Episode 3 mit Episode 4 verknüpft. So langsam kommt damit etwas Licht in die Beweggründe des Hitman und seiner Mitstreiter / Gegner. Nach einer wieder einmal viel zu langen Ladezeit geht es dann auf nach Bangkok. Dort angekommen plant ihr eure Mission – ebenfalls nach altbekanntem Muster. Ihr wählt unter anderem eure Waffen und den Startpunkt der Mission unter strategischen Gesichtspunkten aus.

Ebenfalls bekannt: Auch in Bangkok ist euer Ziel ein Duo. Dieses Mal ein Rockstar, der im Alter von 26 Jahren im Streit seine Freundin von einem Balkongeländer zu Tode gestoßen haben soll und sein Anwalt, der den Rockstar schützt und den tragischen Tod als Unfall inszeniert hatte. Hinter dem Auftrag zur Vertuschung steht der Medienmagnat und Vater des Rockstars. 

Ihr erreicht das Hotel, in dem der Rockstar gerade anlässlich seines 27. Geburtstages mit Freunden feiert und schaut euch erst einmal um. Was gleich auffällt: Das Hotel erinnert ein wenig an die riesige Villa in Sapienza. Und in der Tat ist hier Vieles ähnlich. Der große Unterschied zwischen Italien und Bangkok ist dann allerdings der, dass ihr euch in Sapienza auch im Dorf selbst aufhalten und euch Gelegenheiten zum Eliminieren eurer Ziele ausdenken konntet, während diese Episode sich rein auf das Areal des Hotels beschränkt. Daher drängt sich schnell die Frage auf: Warum verschenken die Entwickler derart viel Potential? Natürlich ist so ein Hotel trotz seiner mehreren Stockwerke schneller zusammengezimmert, als die Straßen von Bangkok. Aber irgendwie fühlt man sich hier eingeengt. Auch das Spielen macht nicht mehr so viel Spaß, wie noch in Paris und Italien. Denn im Endeffekt ist es mal einfacher, mal schwerer, die beiden Ziele zu eliminieren. Doch das ewig gleiche Verkleiden, Getränke vergiften etc. bietet kaum neue Ansätze. Ja, es ist ganz nett, das Geburtstagskind mit einer Torte über den Jordan zu schicken und ja, die Anspielungen auf das Bandleben sind auch recht amüsant. Doch wo sind die wirklichen Impulse? Warum ist das alles hier so komplett austauschbar und das Morden so uninspiriert? Ich will endlich mal eine gute Story, die mich packt und nicht immer nur aus unerfindlichen Gründen durch die Welt gescheucht werden. Das alles ist mittlerweile schon fast nichtssagend und beliebig. Und in dieser Beliebigkeit droht sich das Spiel Schritt für Schritt selbst zu verlieren.

Warum passiert nicht mal etwas, das gänzlich unvorhersehbar ist? Warum gibt es keine packenden Momente? Warum wirkt alles so statisch? Warum ist die KI so unausgewogen? Warum gibt es noch immer Probleme bei der Grafik und Soundaussetzer? Es scheint, als hätten die Entwickler tatsächlich ganz zu Beginn einmal das Spiel fertig programmiert und es wäre ihnen nun egal, was die Fans zu kritisieren haben. Denn wenn I/O das Episoden-Projekt wirklich ernstnehmen würde, dann hätte man gegen die Schwächen der Vorgängerepisoden etwas getan, anstatt vier Folgen lang dieselben Probleme den Spielern vorzusetzen. 

Fazit: Ich muss sagen, dass ich langsam die Lust verliere, mit dem Hitman durch die Welt zu reisen. Auch wenn ich wieder einige nette Möglichkeiten an die Hand bekomme, meine Gegner ins Jenseits zu befördern und die beiden Ziele zu erledigen, gleicht Bangkok im Grunde den Vorgängern und ist von der Location er so beliebig, dass das Hotel auch überall sonst stehen könnte. Die Frag ist sowieso, warum sich die Entwickler für diese tollen Schauplätze entscheiden, wenn sie kaum etwas daraus machen. Bangkok ist unterm Strich für mich die schwächste Episode und es bleibt wirklich zu hoffen, dass die Story nun mehr in den Fokus gerückt wird. Anderenfalls kann man nur sagen: Mission teilweise gescheitert. Wie man Episoden richtig präsentiert, könnte sich I/O ohne Probleme von Telltale Games abschauen. Dort hat man verstanden, wie man Spieler packen muss, damit sie auch bis zur letzten Folge dem Spiel und seinen Figuren treu bleibt. 

D. Stappen