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Bound | Review (PSN) - Jetzt auch mit VR-Support

| Marc Heiland | Konsolen

BoundBild1Es gibt Spiele, die sind mehr Kunstwerk, als eigentliches Videospiel. Diese Titel, wie „Journey“ oder „fl0wer“, sind kaum für den Massenmarkt geeignet, zeichnen sich dafür aber dadurch aus, dass diejenigen, die sich darauf einlassen, vom Spiel gefangen werden und ein ganz einmaliges „Kunst-Erlebnis“ geboten bekommen. In die Riege dieser kleinen Kunstwerke hat Sony nun „ Bound“, einen exklusiv für die PS4 erschienenen Titel, eingereiht. Was das Besondere an Bound ist und ob sich die knapp 20 Euro Investition lohnen, verraten wir euch im Test.

 

Die (Traum-)Welt ist ein Ballett-Tanz

Bound beginnt so außergewöhnlich, wie das gesamte Spiel ist. Keine Erläuterungen, keine Einführung – nichts dergleichen. In den ersten Minuten befindet ihr euch als schwangere Frau mit einem Buch in der Hand an einem nicht näher bekannten Strand. Ihr steuert die Frau am Strand entlang. Dann, in einer Minisequenz, setzt sie sich in einen Stuhl und wir werden als Spieler in genau diesem Moment in eine mystische Welt hinein geworfen. In mitten dieser sich permanent verändernden, surreal wirkenden Welt, erscheint eine weibliche Figur, an deren Armen rote Bänder gebunden sind, die aussehen, wie von einer rhythmischen Sportgymnastin. Doch nicht nur ihr Erscheinen gibt Rätsel auf. Auch die Tatsache, dass die junge Frau kein Gesicht besitzt, sondern stattdessen hinter einer Maske (erinnert mich persönlich ein wenig an den Master Chief) verborgen ist, wirkt sonderlich. Vermutlich soll uns als Spieler suggeriert werden, dass diese Prinzessin jeder und jede von uns sein könnte oder auch, dass in Albträumen oft das eigene Gesicht nicht zu sehen ist, da hier verzerrte Ängste dargestellt werden.

Diese Ängste oder Sehnsüchte werden wenige Spielminuten später noch dadurch verstärkt, dass die Königin einen großen Auftritt hat (ebenfalls mit Maske) und in einer Fantasiesprache ihrer Tochter mitteilt, dass die Welt von einem Monster bedroht wird. Dieses hat (natürlich) vor, die Welt zu vernichten. Also müssen wir uns als Prinzessin auf den Weg machen, um die Welt zu retten. 

Doch anders als bei allen euch bislang bekannten Spielen, gehen wir nicht mir Waffengewalt vor und bewegen und nicht wie bei Shootern mit Kampfanzügen. Stattdessen ist jeder Schritt der Prinzessin ein Tanzschritt. Ja, ihr habt richtig gelesen. Denn die Prinzessin läuft nicht, sondern tanzt sich durch die Levels, vollführt dabei waghalsige Figuren und balanciert über Abgründen. Darüber hinaus werden auch mit Tanzfiguren versteckte Türen aktiviert und Sprünge bringen euch an höher gelegene Orte. 

BoundBild2Dass das so toll aussieht, liegt daran, dass die Bewegungen und Choreographien von einer echten Primaballerina getanzt und ins Spiel eingebaut wurden. So wirkt der Tanz lebensecht. Und nicht nur der Tanz ist etwas ganz eigenständiges im Spiel. Auch die beeindruckende Spielwelt sucht ihresgleichen. Denn die Abschnitte der Spielwelt wirken wie aus einem surrealen Traum und verbinden architektonische Stile mit frei erfundenen Elementen. Die ganze Welt scheint förmlich in Bewegung zu sein, sich zu verändern, ja schon fast zu atmen. Dadurch entsteht eine unglaublich dichte Atmosphäre, die durch die fragile Gestalt der Prinzessin und ihre Emotionen, die sie allein aus dem Tanz und Gesten zeigt, noch verstärkt wird. 

Einen kleinen Wermutstropfen gibt es trotz aller Schönheit, Grazie und Anmut dann doch: Denn leider ist die Steuerung und auch die Kameraführung nicht immer zu 100% exakt, wodurch es schon mal vorkommt, dass manche Sprünge ins Leere führen und die Prinzessin stirbt. Doch keine Sorge: Unmittelbar danach geht es weiter. Manchmal heißt es also Trial & Error. Zwischen den Levels streuen die Entwickler Bilder und Szenen ein, die wohl mit der Geschichte der schwangeren Frau (dem „Ausgangspunkt“ der Geschichte) zu tun haben und Impressionen aus ihrer Vergangenheit erzählen. Diese Szenen und Bilder sind allerdings genauso verwirrend, wie die Spielwelt. Eingebettet ist das Spiel in einen absolut fantastischen musikalischen Rahmen, der einen genialen Klangteppich webt und sowohl mit minimalistischen Klängen, als auch mit orchestral-ausufernden Melodien daher kommt und stets dem Bildschirmgeschehen entspricht. 

Wer nun allerdings denkt, dass man sich hier schon wirklich als Teil des Projekts fühlen kann, der sollte sich den Herbst diesen Jahres vormerken! Denn dann bekommt Bound noch ein Update spendiert, das die Playstation VR-Brille unterstützen wird. Wir in der Redaktion sind nach unseren Erlebnissen mit Sonys VR-Brille schon mega gespannt, wie stark die Immersion in diesem grandiosen Spiel sein wird. 

*** Update vom 14.10.2016: Mittlerweile ist Bound auch in der VR-Version erhältlich. Diese haben wir ausführlich getestet, sind jedoch nur stellenweise begeistert. Was die Immersion - also das mitten im Spiel-Gefühl - angeht, so kann die VR-Version absolut begeistern. Noch näher im Geschehen sein könnt ihr nicht. Allerdings haben sich die Entwickler dazu entschlossen, um einer möglichen Motionsickness einen Riegel vorzuschieben, dass ihr die Kamera immer nur um 90° verändern könnt. So habt ihr den Vorteil, auch mal Abgründe früher zu sehen. Aber manchmal seid ihr beim schnelleren Drehen im falschen Winkel angekommen oder findet diesen einfach nicht. Dann geschieht das, was auch in der "normalen" Version geschieht: Die Prinzessin stürzt ab. Grafisch nimmt die Qualität mit der VR-Brille - wie bei den bislang getesteten Spielen - im Vergleich zur normalen Version leider ebenfalls ab, was bei solch einem "traumhaften" Spiel etwas schade ist. Insgesamt lohnt sich das kostenlose Update auf jeden Fall für einen Blick. Da ihr nichts zahlen müsst und das Spiel jederzeit auch in der 2D-Fassung spielen könnt, ist es ok. 

8Fazit: Neben „Valley“ ist „Bound“ für mich eines der Spiele dieses Sommers geworden. Beide hatte niemand bei uns in der Redaktion so direkt auf dem Schirm. Doch beiden Titel ist gemein, dass sie auf Ästhetik und ein außergewöhnliches Setting mit eigenwilliger Spielmechanik setzen, statt die alt bekannten und ausgetretenen Pfade erneut zu durchqueren! Soviel Mut muss man erst einmal in Zeiten, in denen die meisten Entwickler nur noch auf Nummer sicher gehen und der Kommerz mehr im Blickfeld ist, als die Freude, die Spieler an den Titeln haben können, aufbringen. Ein Kompliment aber auch an Sony, dass man sich dieser „Perle“ angenommen hat und bewusst auf Risiko geht. Denn eines dürfte klar sein: Bound ist nicht für den Massenmarkt gemacht und wird für viele positive und negative Kommentare in den einschlägigen Foren sorgen. So viel ist gewiss. Wir können das Spiel dennoch nahezu ohne Einschränkung empfehlen. Lediglich die nicht immer optimale Kameraführung und die teils etwas frustrierenden Passagen, die sich aus der suboptimalen Steuerung ergeben, sorgen für kleine Abzüge. 

Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkte.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Sony für das zur Verfügung gestellte Testmuster.

M. Plischka

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