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TT Isle of Man | Review (Xbox One)

| Marc Heiland | Konsolen

TTIsleofManBild1Seit Jahren ist für Fans der Motorrad-Szene die Isle of Man ein ganz besonderer Termin im Rennsport-Kalender. Wenn die Besten der Besten sich messen und durch enges Gelände, meist nur Zentimeter an Abhängen, Straßenbegrenzungen und Häusern vorbei, dann ist für Fahrer und Zuschauer eine Adrenalin-Orgie garantiert. Dieses Gefühl haben nun Kylotonn und BigBen Interactive versucht als Videospiel umzusetzen. Was dabei herausgekommen ist, verraten wir euch in dieser Review. Als Basis für unseren Test diente uns die Xbox One-Version von „TT Isle of Man“.

Action nonstop

Wer je auf einem Bike gesessen hat, der weiß, wie anstrengend es ist, schon unter „normalen“ Umständen das Motorrad permanent unter Kontrolle zu halten. In Serpentinen oder im Verkehr kann man sich keine Minute ohne höchste Konzentration erlauben. Wer das im Hinterkopf hat, der weiß, welch eine unglaubliche Belastung auf Mensch und Maschine liegt, wenn er sich die Rennen der Isle of Man anschaut. Denn die Strecken sind gespickt mit vielen Hürden, waghalsigen Etappen, rasch enger werdenden Geraden gefolgt von scharfen Kurven, Serpentinen und vieles andere mehr. Zwar umfasst der Kurs „nur“ 60km. Dennoch sind in den Jahren (die Rennen finden seit über 100 Jahren statt) schon viele Fahrer zu Tode gekommen.

Diese permanente Gefahr. Dieser Adrenalin-Flash und die stellenweise enorme Geschwindigkeit, versuchen die Entwickler so gut als eben möglich umzusetzen. Bevor ihr euch jedoch ins Rennen stürzt, erlernt ihr zunächst die Grundlagen der Steuerung. Wer Anfänger ist, oder zunächst auf Nummer sicher gehen will, der schaltet die Fahrhilfen an. Dann gibt es nicht nur eine Ideallinie, sondern auch Bremshilfen und andere Fahrunterstützung. Um euch den vollen Kick zu geben, haben die Entwickler auch eine Cockpitansicht spendiert. Hier fühlt man sich tatsächlich mitten drin, statt nur dabei. Trotz der Ideallinien und Hilfen solltet ihr so oft als eben nur möglich die Strecken abfahren und euch den Verlauf einprägen. Anderenfalls sind Stürze und der damit einher gehende Zeitverlust unvermeidlich.

Die Stürze resultieren allerdings nicht nur aus Fahrfehlern eurerseits, sondern auch daraus, dass es den Entwicklern gelungen ist, eine wirklich glaubwürdige und „runde“ Fahrphysik zu realisieren. Jede Maschine fährt sich anders und lässt sich unterschiedlich halten. Man merkt tatsächlich, dass hier eine enorme PS-Stärke nach vorne zieht und vom Fahrer gebändigt werden will. Gerade Einsteiger wird diese Physik das eine ums andere Mal möglicherweise in den Wahnsinn treiben. TTIsleofManBild2Doch Realismus wird in dieser Hinsicht groß geschrieben. Manchmal habe ich allerdings auch vor mich hin geflucht, obwohl ich der Ansicht bin, das ich nicht gerade zu den „Gelegenheitsfahrern“ gehöre. Doch wenn beim ganz leichten Streifen von Streckenbegrenzungen mein virtuelles Alter Ego über die Lenkgabel fliegt oder mein Bike anfängt zu schlingern, hört der für ein Spiel enorm wichtige Spaß auf. Die Kollisionsabfrage ist nämlich nicht immer gelungen. Was wirklich nervt, ist die zum Teil viel zu hart agierende KI der anderen Fahrer. Jedesmal, wenn mich ein wild gewordener Mitstreiter anrempelt, macht mein Fahrer den Abflug. Das führt dann zu Frust und Wut auf die Entwickler.

Und der Rest?

Apropos Frust: Der kommt auch beim Blick auf das Gesamtpaket auf. Denn neben dem „Main Event“ und einigen frei erfundenen Rennstrecken wird nicht sonderlich viel geboten. Auch die Karriere ist alles andere als interessant und abwechslungsreich ausgefallen. Hier haben sich die Entwickler einfach viel zu wenig Mühe gegeben. Selbiges gilt für die monotonen und sich allzu häufig wiederholenden Events, denen es an Vielfalt fehlt. Und was das System mit den Startgebühren soll, weiß der Himmel. Ebenfalls schade ist der recht knapp bemessene Fuhrpark, der es euch nicht einmal ermöglicht, eure Maschinen nach Lust und Laune zu modifizieren. Gerade hier böte sich ein Tunen doch an! Aber nein. So etwas haben die Entwickler einfach außen vor gelassen. Ach ja: Reifenverschleiß ist ebenfalls ein Fremdwort. So etwas wie einen taktischen Boxenstopp sucht man da vergebens. Was ich ebenfalls schade finde, ist das fehlende Wettersystem. Denn gerade die Isle of Man ist ja für ihr wechselhaftes Wetter bekannt.

Wer übrigens keine Lust (mehr) auf die Karriere oder die Rennen hat, kann sich im Multiplayer oder Online die Zeit vertreiben. Sonderlich attraktiv ist das Ganze aber auch nicht.

Grafisch reißt „TT Isle of Man“ ebenfalls keine Bäume aus. Die Texturen sind oftmals etwas verwaschen, die Bäume wirken zusammengeschustert und die Figuren wirken wie aufgestellte Pappkameraden. Dafür überzeugt das eigentliche Streckendesign, die Optik der Rennmaschinen und das Geschwindigkeitsgefühl wurde hervorragend umgesetzt. Dadurch verzeiht man dem Titel seine grafischen Schwächen. In Sachen Sound hätte es allerdings mehr Feintuning gebraucht, da die Geräuschkulisse und die Motoren der Bikes nicht allzu glaubwürdig klingen.

Fazit: „TT Isle of Man“ ist ein ordentliches Rennspiel geworden, dass mit viel Einarbeitungszeit auch durchaus Spaß machen kann. Was jedoch den Spielspaß 6schmälert, sind die übertrieben agierende KI, die schlechte Kollisionsabfrage, die wenig ansprechende Karriere, die an zu wenig Abwechslung krankenden Events, die nicht vorhandenen Einstellungsmöglichkeiten bei den Bikes und andere Kleinigkeiten mehr, die leider zusammengenommen eine bessere Bewertung verhindern.

Die inn-joy Redaktion vergibt 6 von 10 Punkten.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei BigBen Interactive für das zur Verfügung gestellte Rezensionsmuster.

 

U. Sperling

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