Mario + Rabbids: Kingdom Battle | Review (Nintendo Switch)
Die Hasen von Ubisoft und die Figuren aus dem Mario-Universum machen gemeinsame Sache. Wer mir das vor einigen Jahren noch gesagt hätte, und dazu betont hätte, dass ein gemeinschaftliches Spiel von Ubisoft entwickelt wird und nicht von Nintendo und dass ein fertiges Spiel nicht auf den „großen“ Konsolen, der Xbox One und der PS4 erscheinen würde, den hätte ich zur Ausnüchterung unter die Dusche geschickt. Doch mittlerweile ist „Mario + Rabbids: Kingdom Battle“ erschienen und hat sich auf der Switch äußerst erfolgreich geschlagen. Für alle, die sich jetzt erst eine Switch zugelegt haben, oder beabsichtigen, sich den Titel aufgrund des neuen DLCs mit Donkey Kong zu kaufen, gibt es bei uns den Test des Hauptspiels.
Verrückt, laut, schrill – und mit jeder Menge Charme
Da sind sie also wieder: Die Rabbids, die uns bereits in den vergangenen Jahren viele unterhaltsame Stunden mit ihren Abenteuern geschenkt haben. Der ehemalige Sidekick von Rayman hat sich in den vergangenen Jahren in die Herzen unzähliger Fans rund um den Globus gespielt. Klar, dass sie (nach Wii und WiiU) auch auf der Switch ein eigenes Abenteuer spendiert bekommen. Doch so ganz richtig ist das ja nicht. Denn im Gegensatz zu den bislang erschienenen Abenteuern der Hasen, treffen sie in diesem Spiel auf die Charaktere des Mario-Universums. Und noch etwas ist anders. Anstelle einer Minispiel-Sammlung, ist „Mario + Rabbids: Kingdom Battle“ ein Taktik-RPG geworden. XCOM lässt grüßen!
Fans der Rabbids wissen natürlich, dass nicht nur dieses „Aufeinandertreffen der Giganten der Videospielindustrie“ aberwitzig sein muss, sondern – wie es sich für einen Rabbids-Titel gehört – auch die Story ziemlich abgedreht ist. Wer treuer Fan der verrückten Hasen ist, der weiß, dass sie sich schon mehrfach durch die Geschichte katapultiert haben. Als Zeitmaschine diente ihnen dabei eine alte Waschmaschine. Und genau mit dieser Maschine reisen sie auch im vorliegenden Titel erneut durch Raum und Zeit. Doch dieses Mal geht es weder in die Vergangenheit, noch in die Zukunft. Stattdessen ergattern die verrückten Hasen ein Headset, mit dessen Hilfe sie Dinge miteinander kombinieren können. Und so landen die Hasen bei ihrem ersten Versuch gleich im Pilzkönigreich. Dort prallen die beiden Welten aufeinander und es entsteht ein irrwitziges Kuddelmuddel, welches das Herz jedes Fans höher schlagen lässt.
Doch Mario findet diese „Invasion“ der Hasen weniger amüsant und versucht fortan, die Welt des Mario-Universums von der „Rabbid-Plage“ zu befreien. An seiner Seite sind „Rabbid-Peach“ und „Rabbid-Luigi“. Sie helfen ihm dabei, in vier Themenwelten die Hasen zu besiegen.
Und um Einsteiger ins Taktik-RPG Genre ebenso vor die Konsole zu bekommen, wie „alte Hasen“, hat Ubisoft das Spiel so angelegt, dass beide „Lager“ gleichermaßen Freude am Spiel haben werden. Dies kommt daher, dass der Einstieg relativ behutsam vonstatten geht und die Erklärungen gut umgesetzt wurden. So nimmt man auch die Neulinge und Gelegenheitsspieler (bzw. die jüngeren, Switch typischen Spieler) gleichermaßen mit ins Boot.
Die Grundlagen des Spiels sind dann auch recht einfach und klar: Ihr übernehmt eine Gruppe aus drei Figuren und zieht mit dieser rundenbasiert über verschiedene Felder. Währenddessen sucht ihr Deckung vor den Angriffen eurer Widersacher und wehrt euch mit verschiedenen Nahkampfattacken oder Fernangriffen bis das Feld frei ist oder ihr auf einem Zielfeld angekommen seid. Dabei mischt das Spiel bekannte Elemente mit typischen Eigenarten der beiden Videospiel-Universen und serviert uns ein rundum gelungenes Ganzes. Pro Runde könnt ihr drei Aktionen durchführen. Die Eigenschaften, Stärken und Schwächen, die Wahl der Waffen und Charaktere – all das hat Auswirkungen auf euren Zug und auf das Fortkommen im Spiel. Daher solltet ihr stets überlegen, wie ihr vorgeht und euch eine Taktik zurechtlegen. Blindes drauflos schlagen oder zufällige Wahl der Figuren, ist nur in den allerseltensten Fällen von Erfolg gekrönt. Die Kombination aus verrückten Hasenattacken und den bekannten Angriffen der Figuren des Mario-Universums versprühen dabei einen ganz besonderen Reiz, der so bislang aus keinem anderen Spiel gezogen werden konnte. Doch keine Angst: Hier werdet ihr nicht überfordert und von taktischen Finessen erschlagen. Denn die Entwickler haben den Schwierigkeitsgrad so angepasst, dass er zu handhaben ist und die Attacken so komprimiert, dass ihr zwar einige Auswahlmöglichkeiten habt, aber euch nie heillos überfordert fühlt. Und wer es ganz genau wissen will, der nutzt die
Taktikkamera, welche den Bewegungsradius der Feinde angibt. Und dennoch werden Profis ebenfalls glücklich gestellt. Denn schon in der zweiten Welt wird des Spiel deutlich schwerer und die „großen“ Gegner sind nicht mehr so einfach zu bewegen. Doch auch hier gilt: Sucht ihr die „richtigen Spezialisten“ aus, habt ihr schon einen guten Grundstein für den Kampf gelegt. Die unterm Strich acht auswählbaren Figuren besitzen einen Talentbaum, in den ihr – wie bei jedem üblichen Rollenspiel auch – eure Punkte, die ihr in den Kämpfen gewinnt, investieren könnt. Dadurch erhaltet ihr neue Waffen, könnt euch weiter bewegen oder die Angriffe bzw. Fertigkeiten optimieren. Zwischen den Kämpfen löst ihr diverse Rätsel, um Kisten zu ergattern, die u.a. Punkte für den Skilltree enthalten sowie Blaupausen für Waffen.
Wovon der Titel lebt, ist natürlich nicht ein „simples“ Taktik-RPG, sondern der gnadenlos-anarchische Humor der Hasen, die so manchen Nerv strapazieren, aber nie überfordern. Denn natürlich gibt es zu jeder Aktion (und auch abseits des „Schlachtfeldes“) aberwitzige Animationen und das Raddids typische „Bwaaah!“ zu hören. Audiovisuell spielt der Titel ganz oben mit und besticht durch abwechslungsreiche Areale, liebevoll gezeichnete Figuren und generell eine ansehnliche Grafik. Wer nicht alleine spielen möchte, der kann im lokalen Koop-Modus mit einem Freund spielen. Auch das klappt tadellos. Einzig die extrem schwache Story nagt ein wenig an dem sonst großartig inszenierten Gesamteindruck.
Fazit: Für die Einen mag der „Zusammenprall der Videospiellegenden“ ein absoluter Schock sein. Für die Anderen ist „Mario + Rabbids: Kingdom Battle“ eine Offenbarung. Doch egal, wie man auch zu diesem „Kulturschock“ stehen mag, muss man den Entwicklern zugestehen, dass sie das Experiment mit Bravour gemeistert haben. Denn abgesehen von einer äußerst mageren Story haben sie alles richtig gemacht und können so Neulinge als auch Veteranen von Taktik-RPGs gleichermaßen vor den Bildschirm bannen. Und was will man mehr?!
Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Ubisoft für das zur Verfügung gestellte Testexemplar.
U. Sperling