Shadows: Awekening | Review (Xbox One)
Wer Fan von isometrischen Action-Rollenspiel-Hack- und Slash-Dungeon-Crawler-Spielen ist, der kann sich nicht über Mangel an Nachschub beklagen – vor allem auf dem PC. Doch auch für Konsolen werden immer mehr Titel angepasst und optimiert. Über allem thront seit vielen Jahren DIE Reihe schlechthin. Die Rede ist natürlich von „Diablo“. Immer wieder haben andere Entwickler und Publisher versucht, am Thron der Meisterwerke aus dem Hause Blizzard Entertainment zu rütteln – bis heute vergebens. Nun schicken sich der Entwickler Games Farm und Publisher Kalypso an, mit „Shadows: Awekening“ einen Konkurrenten ins Rennen zu bringen, der zumindest neue Akzente setzen kann. Mit Puzzle-Elementen, einem fließenden Wechsel zwischen zwei Parallelwelten (Dämonenwelt und „normaler“ Welt) und dennoch vielen bekannten Elementen des Genres, möchte sich der Titel von den Mitbewerbern absetzen. Wir haben die Xbox One-Fassung für euch getestet.
Ein Dämon hat die Schnauze voll
Zwei Dinge solltet ihr vorab wissen: „Shadows: Awakening“ spielt im Universum des vor vier Jahren erschienenen „Heretic Kingdoms“. Die für die Konsolen veröffentlichte Fassung ist quasi ein Upgrade mit allen bislang erschienenen Inhalten und neuem Material. Dies liegt daran, dass der alte Entwickler in der Zwischenzeit Insolvenz anmelden musste und Kalypso sich die Rechte gesichert hatte.
In „Shadows: Awakening“ übernehmt ihr die Rolle eines Dämonen, dem so genannten „Seelenverschlinger“. Dieser kann Seelen von Verstorbenen als Marionetten nutzen, um sie in der „normalen“ Welt der Lebenden nach seinen eigenen Interessen zu steuern. So wie er nicht aus seiner Dämonenwelt heraus kommt, so kommen die Marionetten nicht in die Welt des Verschlingers. Dies hat zur Folge, dass ein permanenter Wechsel (einfach via Knopfdruck) vorgenommen werden muss, um Aufgaben in beiden Welten lösen zu können, die jeweils aktive Figur zu leveln und Puzzle zu lösen. Insgesamt stehen euch 14 unterschiedliche Marionetten zur Verfügung. Die Klassenunterteilung ist dabei mit „Jäger“, „Krieger“ und „Magier“ altbekannte und bewährte Kost. Während eures Abenteuers steuert ihr die Figuren durch genretypische Settings wie Einöden, Städte, Gruften, Dungeons und viele mehr. Die Karten sind dabei recht groß und voller NPCs, Charakteren, die mit Aufgaben auf euch warten und jeder Menge Loot in Kisten, oder aufzusammeln von erledigten Gegnern. Das Leveln funktioniert ebenfalls nach bekanntem Muster über Fertigkeitenbäume. Auch hier erfindet das Spiel das Rad nicht neu. Die Kämpfe sind oftmals recht hektisch, erfordern hin und wieder taktisches Vorgehen und ein Zusammenspiel der beiden Welten. Solltet ihr in einem Kampf besonders stark verletzt werden, kann der Verschlinger helfen, solange er ausreichend Seelen „getankt“ hat. Ist er jedoch ebenfalls tot (ja, das geht), so müsst ihr am letzten Speicherpunkt neu anfangen.
Schade ist, dass die Entwickler bei einem der Standbeine eines jeden guten RPG wenig konsequent sind. Denn wenn wir unsere Marionette oder den Verschlinger ausrüsten wollen und dabei die Items miteinander vergleichen, müssen wir dazu in eine eigene Übersicht. Das kostet ein wenig Zeit und nimmt dem Titel den Spielfluss. Ebenfalls suboptimal ist, dass diverse Gegenstände nur von einigen Partymitgliedern genutzt werden können. Befinden sich diese nicht in eurem Team, sind die Items nutzlos. Doch dafür gibt es ja die zahlreichen Händler, bei denen ihr euer Loot zu barer Münze machen könnt.
Optisch mit Schwächen, verwirrend in der Story
Um euch dauerhaft zu motivieren, haben die Entwickler versucht, eine spannende und facettenreiche Story zu spinnen, die euch in die Welt der „Heretic Kongdoms“ abtauchen lassen soll. Doch irgendwie will der Funke nicht überspringen. Dies liegt daran, dass hier viel zu wenig auf Zusammenhänge erläuternde Zwischensequenzen gesetzt wird und der Verschlinger einfach unsympathisch wirkt. Auch die Marionetten kommen über ein schmückendes Beiwerk nicht hinaus. Epische cineastische Sequenzen im Stile eines „Diablo III“ gibt es sowieso nicht. So arbeitet man sich schnell durch die meist belanglosen Dialoge, nur, um zur nächsten Aufgabe zu kommen. Das ist schade, da hier eine Menge Potential verschenkt wird.
Grafisch kommt der Titel nicht über ein Mittelmaß hinaus. Auch wenn die Areale recht unterschiedlich gestaltet und mit vielen Details gespickt sind, gibt es keine „WOW“-Momente oder nachhaltig im Gedächtnis bleibenden Szenerien. Und auch die Animationen der Charaktere wirken recht abgehackt und unzeitgemäß. Die Gegnerschar ist verhältnismäßig klein und wiederholt sich viel zu häufig. Die Vertonung geht hingegen durchweg als professionell inszeniert durch.
Fazit: Schade um das verschenkte Potential. Aufgrund des komplizierten Inventars, der wenig motivierenden Story, der unsympathischen Charaktere, der geringen Gegnervielfalt und der mittelmäßigen Grafik lässt das Spiel einiges liegen. Gelungen ist hingegen der Wechsel der Welten, der ineinander übergeht und je nach Aufgaben gekoppelt genutzt werden muss bzw. mit eigenen Puzzles aufwarten kann.
Die inn-joy Redaktion vergibt 7 von 10 Punkten.
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Kalypso für das zur Verfügung gestellte Testexemplar.
U. Sperling