Starlink - Battle for Atlas | Review (Nintendo Switch)
Als vor rund vier Jahren die ersten Toys-to-Life Spiele auf den Markt kamen, war das noch etwas vollkommen Neues. Die Kombination aus Videospiel und Spielzeug schien – ähnlich wie Guitar Hero, Rock Band oder auch das damals von Sony erschaffene „Eye Pet“ den Videospielemarkt neu zu definieren und eine eierlegende Wollmilchsau zu werden, die man ausgiebig melken kann. Doch nur zwei Jahre nach Beginn des Toy-to-Life Zeitalters strich man bei Disney die Segel und zog seinem „Disney Infinity“ den Stecker. Auch Konkurrent „Skylanders“ kann niemanden mehr so recht hinter dem Kamin vorlocken. Umso erstaunter waren wir in der Redaktion, als Ubisoft nun auf diesen scheinbar ausrangierten Zug der Toys-to-Life Spiele aufsprang, und seine Antwort auf die Vermischung aus Realität und digitalen Welten präsentierte. Mit „Starlink“ setzt das französische Unternehmen jedoch auf coole Raumschiffe, die auf eurem Fernseher zum virtuellen Leben erweckt werden und – als exklusiver Bonus für die Nintendo Switch – auf eine eigene Nebenkampagne von Fox McCloud, jenem legendären „Weltraumfuchs“ aus Super Nintendo-Zeiten. Wir haben uns anhand eben dieser Fassung (das Spiel ist auch auf Xbox One und PS4 erschienen) ein Bild von „Starlink: Battle for Atlas“ gemacht und verraten euch, ob Ubisofts Rechnung, hier eine neue Lizenzkuh im Stall zu haben, die man durch zahlreiche Erweiterungssets erneut ordentlich melken kann, aufgeht und der Titel Spaß macht.
Wir basteln uns ein Raumschiff
Zugegeben: Als ich in diesem Jahr auf der gamescom war und erste „Gehversuche“ mit Starlink unternommen habe, war ich ein wenig skeptisch. Das Gefummel, bis ich ein Raumschiff zusammengebaut hatte und es auf dem Controller stand, war ein wenig anstrengend. Die ersten Spielminuten, in denen ich dann durch die Galaxie flog, erinnerten mich (inklusive Planetenlandung) ein wenig an „No Man’s Sky“ und irgendwie wollte noch nicht so richtig Spielspaß aufkommen. Auch Anfang Oktober, als ich auf der Messe „Dortmunder Herbst“ ein zweites „Date“ mit dem Spiel hatte, konnte mich der Titel nicht vom Hocker reißen. Möglicherweise, weil das Gezeigte doch nur ein kleiner Ausschnitt des finalen Produktes war, möglicherweise, weil ich von der Umsetzung und der Bastelei bis dahin nicht wirklich ein Fan gewesen bin. Oder alles zusammen. Nun haben wir die Gelegenheit bekommen, da uns Ubisoft das Starterpaket geschickt hat, den Titel auf Herz und Nieren zu überprüfen.
Im Starterset befinden sich das Raumschiff von Fox McCloud, ein Pilot und natürlich der legendäre Fox McCloud sowie zwei Waffen und eine Controller-Halterung nebst Anleitung und natürlich das Spiel auf der Karte. Das ist für über 70 recht wenig, aber ok. Nachdem die Hardware auf der Halterung fixiert wurde (was sich als etwas wackelig erweist), können der Pilot in sein Raumschiff gesetzt und die Waffen montiert werden.
Danach kann es auch schon losgehen. Die Story ist simpel gestrickt und verläuft nach dem typischen Gut gegen Böse Schema. Es gibt einen Konflikt zwischen den Bewohnern der Planten und der Aliens mit Namen Legion. Diese bekämpfen sich und mitten hinein in die feindliche Auseinandersetzung kommt ihr mit eurem Team. Da ist es klar, dass ihr euch auf die Seite der Bewohner schlagt und gegen die Außerirdischen antretet. Die Geschichte selbst ist unterteilt in Missionen, welche die Story voranbringen und Nebenmissionen, die optional angegangen werden können. Wer darauf weniger Lust hat, dem stehen Planeten und Weltall zur freien Erkundung offen.
Die Kämpfe laufen bei Starlink stets vom Raumschiff aus ab. Aussteigen könnt ihr nicht. Die Steuerung funktioniert gut, die Eingaben reagieren ohne Verzögerung. Blocken, ausweichen und feuern geht leicht von der Hand, ohne dass die Belegung der Tasten unübersichtlich wäre. Während der Kämpfe müsst ihr sowohl die Energieleiste eurer Waffen, als auch natürlich eure Lebensenergie im Auge behalten, um nicht im entscheidenden Moment des Kampfes ohne Waffenkraft dazustehen oder gar zu sterben. Um euren Widersachern auch stets gewachsen zu sein, könnt ihr euer Raumschiff, die Waffen und den Piloten upgraden. Wer mag, kann einen zweiten Spieler ins Spiel einbinden, der unterstützend mitkämpft. Denn die Geschichte ist wahlweise alleine oder zu zweit spielbar. Neben den Kämpfen gegen die unterschiedlichsten Gegnertypen müsst ihr auf einigen Planeten auch Bauwerke errichten, welche euch unterstützen können. Auch das ist kein Problem.
Und trotz des netten Ansatzes und der schick inszenierten Kämpfe (die auf der technisch etwas schwächeren Switch natürlich nicht ganz so toll aussehen, wie auf den „großen“ Konsolen) kommt dennoch keine dauerhafte Motivation auf. Dies liegt an zwei Aspekten: Erstens wiederholt sich das „Missionsgerüst“ doch relativ häufig und so manche Mission scheint künstlich in die Länge gezogen zu sein. Zweitens wünscht man sich auch in Sachen Raumschiffe und Waffen auf Dauer mehr Abwechslung. Aber genau da liegt das Problem: Denn um noch mehr Waffen und damit verbunden mehr Spielspaß zu haben, müsst ihr neue Sets kaufen, die in den kommenden Monaten erscheinen werden. Diese dürften dann zusätzlich neue Kampagnen oder Missionen mit sich bringen. Doch all das geht wieder zu Lasten eures Geldbeutels. Und bei einem Spiel, dass schon im Basis-Set deutlich über dem Budget manch anderer Switch-Titel liegt, überlegt man zweimal, ob man sich die Investition leisten will. Denn ein Set wird bei rund 30-35 Euro liegen, Waffen und Piloten kosten extra. Gerade für die jüngere Zielgruppe wird das ein teurer Spaß, der gerne mal das Taschengeld auffrisst. Wenngleich das Spiel auch mit dem Basis-Set gespielt werden kann, kommt der Reiz erst dann auf, wenn man mehrere Waffen besitzt. Wer im übrigen die digitale Fassung des Spiels erwirbt, bekommt ganze vier Raumschiffe, ein Dutzend Waffen und acht Piloten.
Fazit: Eigentlich ist „Starlink: Battle for Atlas“ ein netter Ansatz, der jedoch durch den geringen Umfang des Starter-Sets, die doch etwas einfachere Grafik und die umständliche Befestigung des Raumschiffes am Controller geschmälert wird. Langfristig profitieren wird von dem System nur Ubisoft, wenn die Kids wieder einmal ihr Taschengeld in die Läden tragen, um sich neue Sets zu kaufen. Mal schauen, ob dem Titel eine längere Zukunft beschieden sein wird, oder ob Ubisoft ebenfalls nach rund zwei Jahren die Segel streichen wird, weil der Hype schneller abebbt, als gedacht. Da kann dann auch ein Fox McCloud, der der Switch-Version ein gewisses „Mehr“ bietet, nicht mehr viel aushelfen.
Die inn-joy Redaktion vergibt 7 von 10 Punkten.
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Ubisoft für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.
L. Zimmermann