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Crackdown 3 | Review (Xbox One)

| Marc Heiland | Konsolen

Crackdown3Bild1Als Microsoft im Jahr 2007 für seine damals aktuelle Konsole, die Xbox 360, das Actionspektakel „Crackdown“ veröffentlichte, war das Feld der Open World-Spiele kaum bestellt. Die mittlerweile legendäre „Far Cry“-Reihe steckte noch in den Kinderschuhen, und auch „Assassin’s Creed“ startete erst im selben Jahr. Spiele mit einer gigantischen Freiheit gab es quasi noch nicht. Doch die Spiele haben sich in den vergangenen 12 Jahren weiterentwickelt. Neben der offenen Spielewelt setzen Entwickler immer mehr auf ansprechendes Storytelling, auf komplexe Quests und auf viel Abwechslung statt nur auf eine Welt, die man zwar zu jeder Zeit bereisen kann, die aber nur Mittel zum Zweck ist. Da wirkte schon der Nachfolger, „Crackdown 2“ ein wenig aus der Zeit gefallen. Mit etlichen Jahren Verspätung (die Ankündigung fand bereits vor fünf Jahren statt) ist nun „Crackdown 3“ erschienen. Wo so viel Zeit ins Land gegangen ist, kann eigentlich kaum noch etwas bei rum kommen (siehe das letzte Abenteuer des legendären „Duke Nukem“). Oder ist doch alles anders und wir erhalten einen absoluten Kracher, der Oldschool-Action mit zeitgemäßen Elementen vereint? Wir haben es für euch getestet.

Retro, Vintage oder wie nun?

Da ist es also nun. „Crackdown 3“ oder auch der dritte Ausflug in die dystopische SciFi-Welt. Erstmals mit einer so genannten „serverseitig berechnete physikalischen Zerstörung über Microsoft Azure“ im Multiplayer. So werden auch bei großen Matches die Daten in der Microsoft eigenen Cloud berechnet. Klingt zunächst einmal spannend. Ob es das auch in der Praxis ist, wird sich zeigen.

Doch kommen wir zu dem, was der Titel zu bieten hat. Der Einstieg findet eine Dekade nach dem Vorgänger statt. Den Begriff „Story“ vermeide ich hier extra, da diese seit Beginn der Serie eigentlich nicht existent ist und nur über den Communicator erzählt wird. Was in den frühen 2000er-Jahren noch ok war, ist heute leider mehr als altbacken. Denn Cutscenes schenkt sich der Titel und auch eine tiefgreifende Charakterzeichnung ist nicht vorhanden. Wem dieser ganze „Ballast“ gleich ist, den erwartet puristische Action.

Im Spiel schlüpft ihr abermals in die virtuelle Haut eines Mitglieds der „Agency“ und müsst einen terroristisch motivierten Anschlag auf das weltweite Stromnetz aufklären. Hinter dem Akt wird die Organisation „Terra Nova“ vermutet. Also macht ihr euch auf, um den Verbrechern das Handwerk zu legen. Dabei seid ihr erneut in einer vollkommen offenen Spielwelt unterwegs, die euch nahezu keinerlei Fesseln anlegt. Mit zahlreichen Waffen ausgestattet, springt, rennt und fahrt ihr durch die Regionen. Natürlich hat euer Alter Ego auch in Teil drei diverse Superkräfte am Start, die ihn zu einem echten Helden machen – oder zu zwei Helden, da ihr die „Kampagne“ auch kooperativ online spielen könnt.

Im Vergleich zu aktuellen Open World-Spielen ist „New Providence“, so der Name der Stadt, in der ihr im dritten Teil unterwegs seid, überschaubar ausgefallen. Dafür habt ihr jedoch eine Menge zu tun und zu sehen. Zu der Eroberung von Gebieten und das Ausschalten von „Bossen“ gehören diverse andere Aufgaben, die ihr erfüllen könnt oder müsst. Eine der Hauptbeschäftigung ist das Sammeln so genannter „Orbs“, die Erfahrungspunkte freischalten. Aber auch die Art, wie ihr die (leider wieder einmal strunzdummen) Widersacher eliminiert, gibt Punkte. All das ist Veteranen der Reihe hinlänglich bekannt. Und trotz der zahlreichen Möglichkeiten, die die Welt von „Crackdown 3“ zu bieten hat, vermag das Spiel nicht auf Dauer bei Laune zu halten. Es fehlt einfach der nötigen „Punch“, die Story, die mir zeigt, warum ich was tun soll und die Identifikation mit dem Hauptcharakter. Hier wurde enorm viel Potential liegen gelassen...

Optisch hinkt „Crackdown 3“ der Konkurrenz leider hinterher wenngleich das Spiel mit seiner Comicgrafik noch immer alles andere als hässlich ausschaut. Vor allem auf der Xbox One X und mit einem entsprechend potenten TV-Gerät kommt der Titel in 4K-Auflösung recht schick daher. Akustisch bietet „Crackdown 3“ nur Schonkost. Der Subwoofer wird nur ansatzweise gefordert und auf Atmos-Effekte wurde komplett verzichtet, was bei einem Spiel wie diesem äußerst schade ist. Ein Schwachpunkt des Spiels ist die Steuerung. Vor allem Fahrzeuge sind teilweise im Handling reichlich schwammig zu fahren. Das erinnert an frühere „GTA“-Zeiten oder die Fahrzeuge aus „Halo“.

Mehr Spaß in der „Wrecking Zone“?

Wer keine Lust auf die Kampagne hat oder generell lieber mit Gleichgesinnten spielt, kann dies im Multiplayer tun. Dieser hört auf den Namen „Wrecking Zone“ (also „Abrisszone“) und wurde separat entwickelt. Hier soll die Zerstörungsorgie so richtig groß sein, wie die Entwickler versprechen. In Teamkämpfen mit fünf gegen fünf Spieler geht es explosiv zu. Leider ist der Multiplayer weder interessant noch besonders beeindruckend und sieht eher so aus, als hätten die Entwickler krampfhaft versucht, einen Multiplayer einbinden zu müssen. Der Spaß, den solch eine Entwicklung normalerweise einem Team machen sollte, ist hier kaum zu erkennen, bleiben die Modi nur Standardkost und auch ein vernünftiges Lobbysystem sucht man weit und breit vergeblich.

Fazit: Schade liebe Entwickler. Aber wenn man sich die Entwicklung der vergangenen Jahre im Open World-Genre so anschaut, dann hat euer „Crackdown 3“ seine Zelte einfach viel zu spät aufgeschlagen, um noch irgendjemanden hinter dem sprichwörtlichen Ofen hervorzulocken. Denn wo andere Genrevertreter auf epische Storys, aufwendige Zwischensequenzen und Tiefgang Wert legen, packend inszeniert sind und uns Spieler mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt nehmen, bleibt der dritte Teil erschreckend blass, uninteressant und banal bis belanglos. Tiefgang kann man hier ebenso wenig erwarten wie stundenlangen Spielspaß. Die zwar komplett frei begehbare Spielwelt ist mit ihren Neonfarben und ihrem futuristischen Design erschreckend entvölkert und wirkt allenfalls als Mittel zum Zweck. Wäre der Titel noch vor fünf Jahren erschienen, hätte man sich durchaus mit 6dem, was uns hier geboten wird, zufrieden geben können. So jedoch wirkt das Spiel antiquiert, wenngleich Fans der Serie noch immer schnörkel- und kompromisslose Action geboten bekommen. Für einen Open World-Titel des Jahres 2019 bietet „Crackdown 3“ von allem einfach viel zu wenig.

Die inn-joy Redaktion vergibt 6 von 10 Punkten.


Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Microsoft für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.

L. Zimmermann

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