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Days Gone | Review (PS4)

| Marc Heiland | Konsolen

DaysGoneBild1Offene Spielwelten waren bis vor einigen Jahren noch etwas ganz Besonderes. Doch viele Entwickler scheuten sich, da es in Sachen KI, „Actiondichte“, Missionsvielfalt und Struktur schwer ist, eine glaubhafte offene Welt zu erschaffen, in welcher der Spieler sich stundenlang verlieren kann. Doch in den vergangenen Jahren sind offene Spielwelten immer beliebter geworden und gehören mittlerweile zum guten Ton. Neben Blockbustern wie „Red Dead Redemption 2“ und „The Witcher 3“ gibt es leider auch viele Titel, in denen sich die ambitionierten Entwickler häufig verzetteln. Wie es um das neuste Open World-Spiel „Days Gone“, das gerade exklusiv für die PS4 erschienen ist, bestellt ist, erfahrt ihr im Test, den wir anhand der PS4 Pro vorgenommen haben.

Zombies? Freaker?  Jede Menge Wahnsinn!

„Days Gone“ spielt im US-amerikanischen Bundesstaat Oregon. In diesem wütet eine Seuche, die unschuldige Einwohner zu Freakern macht. Dies sind – obwohl man es denken könnte – allerdings keine „echten“ Zombies, sondern Kreaturen, die blitzschnell sind und wesentlich besser hören (und riechen) können, als der aus Büchern und Filmen bekannte Untote. Wer allerdings „World War Z“ kennt, der fühlt sich an diese Gattung der Zombies erinnert. Wie dem auch sei: Die Infizierten machen Jagd auf alles, was sich ihnen nähert und treten sowohl alleine, als auch in kleineren Gruppen und ganzen Rudeln auf, um alles, was auch nur ansatzweise menschlich erscheint, zu zerstören.

Im Spiel schlüpft ihr in die Rolle des raubeinigen Deacon St. John, einem Kutte tragenden Biker, der sich unter anderem als Auftragskiller seine Brötchen verdient. An eurer Seite befindet sich euer guter Freund Boozer, der euch zunächst tatkräftig unterstützt, um den ihr euch allerdings im weiteren Spielverlauf intensiv kümmern müsst. Warum, das soll an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden. Das Hauptziel für „Deac“, wie der Protagonist von „Days Gone“ genannt wird, ist es jedoch herauszufinden, was mit seiner Frau geschehen ist. Diese wurde nämlich nach Ausbruch der Seuche mit einem Helikopter aus der Gefahrenzone schwer verletzt ausgeflogen und soll – angeblich – umgekommen sein, nachdem der Hubschrauber abstürzte.

Im Laufe der folgenden Stunden durchkämmt ihr also die Spielewelt, um Boozer zu helfen, um die Überlebenden zu unterstützen und um Antworten zu finden. Dabei müsst ihr häufig Botengänge erledigen, Gegenden ausspähen und infiltrieren und Aufträge absolvieren. Dies alles macht ihr, um bei den Überlebenden Ansehen zu erhalten und Kohle einzusacken. Das Ansehen hilft euch, neue Waffen frei zu schalten und euer Bike zu verbessern, während ihr euch mit dem Geld Waffen kauft oder in euer Bike investiert. Das Motorrad ist auch der eigentliche Dreh- und Angelpunkt von „Days Gone“. Denn wenn euch – was nicht gerade selten vorkommt – eine Horde Infizierter verfolgt, solltet ihr stets ein Bike in der Nähe haben, welches top in Schuss ist und über genügend Sprit verfügt. Diesen findet ihr in der Spielewelt in zahlreichen Kanistern. Das Betanken und Reparieren erfolgt dabei mittels einfachem Button drücken. Um in jedoch nicht alle Nase lang tanken zu müssen, könnt ihr euer Bike upgraden. Dann verfügt es nicht nur über einen größeren Tank, sondern unter anderem über größere Satteltaschen für Munition oder auch Schrottteile, die ihr für Reparaturen benötigt oder Lachgas, mit welchem ihr eurem Motorrad den nötigen „Schwung“ gebt. Die Steuerung des Bikes ist hin und wieder ein wenig schwammig, sodass gerade am Anfang des Spiels einige ungewollte kleinere Unfälle passieren. Wer jedoch weiß, wie man driftet und vorsichtig (aber dennoch effektiv) fährt, kommt in kürzester Zeit mit dem „fahrbaren Untersatz“ klar. Um Sprit zu sparen könnt ihr übrigens das Bike auch bergab rollen lassen. Doch das Motorrad bietet einen weiteren Vorteil: Es dient als Schnellspeicher-Möglichkeit. Zwar könnt ihr euren Spielstand auch ganz regulär speichern. Doch gerade in hektischen Missionen kann so etwas schon mal untergehen. Last but not least könnt ihr über das Bike auch hin und wieder Schnellreisen.

Um euch eurer Haut zu erwehren, gibt es verschiedene Waffen, die sich jedoch abnutzen. Gerade Nahkampfwaffen müsse so häufig ausgetauscht werden. Doch keine Sorge – es liegen viele nützliche „Helferlein“ wie Baseballschläger, Rohre und andere „durchschlagende“ Argumente überall in den Arealen verteilt. Selten kommt es vor, dass man auf das klassische Messer allein zurückgreifen muss. Dennoch kommt das Craften nicht zu kurz. Daher ist es empfehlenswert, alles zu durchsuchen. Um beispielsweise Autos zu knacken, und wichtige Schrotteile zu „borgen“, müsst ihr mit eurem Kampfmesser den Kofferraum oder die Motorhaube öffnen. Dies kann jedoch in einigen Fällen dazu führen, dass der Alarm des Fahrzeugs anspringt, und einige in der Nähe befindliche Untote aufschreckt, die dann innerhalb weniger Sekunden euch den Garaus machen. Die Entscheidung liegt bei euch. Gegen größere Gegnerhorden seid ihr allerdings machtlos. Hier heißt es nur die Flucht nach vorne anzutreten. Freaker hingegen können in ihren Nestern mittels Molotowcocktail ausgeräuchert werden. Dies solltet ihr tunlichst am Tage tun, da sie sich dann von ihrem blutigen „Feldzug“ ausruhen. Ein weiterer Nutzen des Ausräucherns ist es, dass der dann „gereinigte“ Teil der Level recht frei von Gegnern ist. Eine weitere Gegnerart sind die durch die Seuche missgebildeten Kinder, die quiekend und kreischend auf euch zu stürmen oder in Gefahrensituationen auch schon mal das Weite suchen. Diese werden schnell mit Schaufel, Brechstange und anderen zweckentfremdeten Gegenständen erledigt. Die Darstellung ist nicht allzu blutig. Allerdings hat mir das Töten dieser „entstellten“ Kinder doch häufig zu schaffen gemacht.

Im Spiel gibt es jedoch nicht nur die verseuchten Kreaturen, sondern auch menschliche Gegner, die marodierend durch die Gegend ziehen. Viele von ihnen erinnern an Charaktere aus den „Far Cry“-Ablegern, da sie mindestens ebenso durchgeknallt sind. Die Gegner sammeln sich in Lagern, die ihr bekämpfen müsst, um sie auszuschalten. Last but not least kämpft ihr gegen die geheimnisvolle NERO-Organisation, die ebenfalls ihre Interessen in der postapokalyptischen Welt zu vertreten sucht. Welche Rolle sie spielt, bleibt zunächst offen. Insgesamt hält sich das Spiel sowieso recht lange mit der Story zurück. Erst ungefähr im letzten Drittel kommt sie in Fahrt und bietet einige emotionale Höhepunkte. Langfristig wird die Story aber vermutlich kaum im Gedächtnis bleiben. Dafür ist sie einfach nicht packend genug. Ebenfalls schade ist, dass man als Spieler immer wieder aus der Immersion gerissen wird, da das Spiel voller langer Ladezeiten ist, die stellenweise mehrere Minuten andauern. So etwas darf nicht sein. Auch die teilweise uninteressanten Figuren und ihre öden Dialoge tragen nicht sonderlich zu einer dichten Atmosphäre bei.

Schöne Welt mit Schwächen in der B-Note

Die Welt von „Days Gone“ bietet Höhen und Tiefen. So überzeugt das Spiel mit recht realistisch dargestellten Wäldern und einer Szenerie, die dem „echten“ Oregon ähnelt. Und auch die Gegner sind imposant umgesetzt. Allerdings erkaufen die Bend Studios die Grafikpracht mit Rucklern, Tearing, stellenweise schwachen Texturen und Charakteren mit hölzerner Mimik. HDR ist vorhanden, bietet aber keinen großen Sprung. Die 4K-Auflösung kann dann auch nicht mehr viel rausreißen. Tages- und Nachtzyklen und dynamisches Wetter wurden besser umgesetzt. Beim Sound kann der Titel hingegen punkten. Die präzise Ortung von Gegnern und Schüssen, die guten Synchronsprecher und die tolle Einbindung sämtlicher Boxen bieten eine akustisch dichte Kulisse. Schade, dass Dolby Atmos nicht unterstützt wird.

Fazit: „Days Gone“ hat seine guten Momente, bleibt aber unterm Strich zu oberflächlich. Die Story kommt viel zu spät in Fahrt, die Missionen sind nicht sonderlich spannend und ufern zu oft in 08/15-Strickmuster ab, die Gespräche sind meist belanglos und die Grafik hat ihre Stärken aber leider auch Schwächen. Insgesamt wirkt das Spiel so, als hätten sich Entwickler und Publisher zusammengetan und überlegt, nun endlich – nach diversen 7Verschiebungen – das Spiel auf den Markt bringen zu müssen. Auch ist „Days Gone“ viel zu oft inkonsequent was Schleichen, den Survival Aspekt oder das Verhältnis der Charaktere untereinander betrifft.

Die inn-joy Redaktion vergibt 7 von 10 Punkten

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Sony für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.

U. Sperling

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