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A Plague Tale: Innocence | Review (Xbox One)

| Marc Heiland | Konsolen

APlagueBild1Es beginnt alles so wunderschön und idyllisch: Eines Tages begibt sich die junge Amicia mit ihrem Vater in den Wald. Sie zeigt ihm, wie gut sie mit ihrer Schleuder umgehen kann. An ihrer Seite ihr treuer Hund. Vater und Tochter unterhalten sich angeregt und haben sichtlich Freude an der Natur. Doch urplötzlich wandelt sich die Szenerie. Denn mit einem Mal ist Amicias Hund verschwunden und sie sucht ihn im immer finsterer werdenden Dickicht des Waldes. Als sie ihn schließlich findet, ist sie entsetzt. Denn binnen weniger Sekunden wurde der treue Gefährte tödlich von einer unbekannten Macht verletzt. Das Grauen, welches Amicia in diesem Moment im Gesicht steht, hat zwei Namen und verfolgt sich – und somit euch in ihrer Haut – durch das gesamte Spiel: Ratten und der schwarze Tod, besser bekannt als „die Pest“. Denn in „A Plague Tale: Innocence“, das im Frankreich des Mittelalters angesiedelt ist, steht die für die Menschen damals unheimliche „Seuche“ im Mittelpunkt. Wie die Entwickler von den Asobo Studios dieses doch recht schwierige historische Thema in einem Videospiel aufgegriffen und umgesetzt haben, erklären wir im Test der Xbox One-Fassung.

Eine Geschichte von zwei Geschwistern

Wie bereits erwähnt steht als Protagonistin die junge Amicia de Rune im Mittelpunkt der Geschichte. Die Story beginnt im Jahr 1348. In 17 Kapiteln entfalten die Entwickler im Laufe von rund 10 Stunden eine packende, dramatische und hochemotionale Achterbahnfahrt der Gefühle. Zwar bedienen sich die Entwickler dabei vielen Elementen anderer Spiele und auch das Verhältnis von Amicia und ihrem Bruder Hugo erinnert ein wenig an „The Last of Us“ und das aktuelle „God of War“. Doch setzen sie eigenständige Akzente. Worum geht es also? Amicia, nachdem sie aus dem Wald zurückgekommen ist, findet das Schloss, auf dem sie mit ihrer Familie lebt, von der Heiligen Inquisition verwüstet wieder. Die Häscher des Großinquisitors sind auf der Suche nach Amicias Bruder Hugo. Dieser trägt eine geheimnisvolle Krankheit in sich und ist aus irgendeinem Grund wichtig für den Großinquisitor. Also schnappt sich Amicia ihren im Schloss versteckten Bruder und flieht aus dem Schloss. Was ihr und ihrer Familie alles im Detail in den ersten Spielminuten passiert, verraten wir natürlich an dieser Stelle nicht. Doch bereits in dieser kurzen Zeit wird deutlich, wie dicht die Atmosphäre ist, wie grandios es das relativ kleine Studio versteht, auf große Gefühle und emotionale Feinheiten zu setzen und uns Spieler ab der ersten Minute fesseln kann. Auf ihrer Suche nach dem Alchemisten Laurenz, der Hugo von seiner Krankheit heilen soll, begegnen Amicia und ihr Bruder nicht nur verschiedenen Charakteren, die ihnen mal feindlich gesinnt sind, mal hilfreich zur Seite stehen, sondern auch abertausenden Ratten, die nur darauf warten, Amicia und ihren Bruder zu töten. Doch die Ratten haben eine Schwachstelle: Licht! Daher macht sich die junge Heldin die APlagueBild2Umgebung zu Nutze, um die Biester in Abgründe zu schicken, in eine Ecke zu sperren oder zu töten. Auch kann sie Alchemie nutzen und ihre Schleuder aufwerten sowie ihre Munitions- und Vorratstasche erweitern. Dafür muss sie verschiedene Dinge aufsammeln, die sie innerhalb der Levels in Massen findet. Dadurch – und durch die stets fair gesetzten Speicherpunkte – wird das Spiel nie unfair oder zu schwer. Zwar ist das Gameplay recht monoton und die Gegner lassen sich meist aus dem Hinterhalt ausschalten. Doch dank der genial geschriebenen Geschichte ist man auch nach Stunden immer noch gerne bereit, Soldaten der Inquisition zu meucheln oder Ratten zu eliminieren, kleinere Rätsel zu lösen und Gegenstände aufzusammeln. Denn all das, was Amicia tut, dient ja einem guten Zweck: Der Heilung ihres Bruders.

Warum „A Plague Tale: Innocence“ so gut funktioniert ist jedoch nicht nur das absolut gelungene „Drehbuch“, sondern auch die Tatsache, dass hier die wunderschöne Grafik ein glaubwürdiges Mittelalter auf den Bildschirm zaubert und die Stimmen der deutschen Synchro sehr gut gewählt wurden. Wenn Amicia beispielsweise das erste Mal einen Soldaten tötet und über ihre eigene Handlung erschrocken ist, wenn sie durch Berge von Leichen watet und sich davor ekelt oder wenn der kleine Hugo eine neue „Schwelle“ der Krankheit überschreitet, dann leidet man als Spieler sprichwörtlich wie ein Schlosshund. Gerade dann, wenn ihr selbst jüngere Geschwister habt oder Eltern seid, werdet ihr die Bindung zwischen Amicia und ihrem Bruder Hugo umso intensiver empfinden.

Fazit: Ich habe mich in dieser Review bewusst extrem kurz gehalten, da jede Zeile eigentlich schon zu viele Spoiler über das Spiel enthält. Was die Entwickler hier auffahren ist – bis auf das doch etwas monotone Gameplay – ganz großes Erzählkino! Von der ersten bis zur letzten Sekunde habe ich beim Spielen mit Amicia, ihrem Bruder Hugo und den Freunden mitgelitten, habe gebangt und gehofft und eine unglaubliche Achterbahnfahrt der 9Gefühle erlebt, wie es sie in Videospielen häufiger geben sollte. Audiovisuell spielt der Titel ebenfalls ganz oben mit (wenngleich man dem Titel hin und wieder schon das schmale Budget ansieht) und schafft dadurch eine erstklassige Atmosphäre, die man auf eine Stufe mit „God of War“ stellen kann. Wer auch nur ansatzweise auf ein Spiel mit erstklassiger Story und dichter Atmosphäre aus ist, der muss hier zugreifen!

Die inn-joy Redaktion vergibt 9 von 10 Punkten.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Koch Media für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.

U. Sperling

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