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Sea of Solitude | Review (Xbox One)

| Marc Heiland | Konsolen

SeaofSolitudeWir alle haben unsere Ängste. Die einen haben Angst vor der Arbeitslosigkeit. Andere sorgen sich um ihre Gesundheit. Wieder andere können nicht allein sein, haben Angst vor der Dunkelheit oder vor dem Kontakt zu anderen Menschen. Diese Ängste, die uns oft unser Leben lang begleiten, haben Cornelia Geppert und Jo-Mei, ein junges Studio aus Berlin, in einem kleinen Independent-Spiel mit dem Namen „Sea of Solitude“ über „EA Originals“ veröffentlicht. Wir haben das Abenteuer rund um die kleine Kay für euch anhand der Xbox One-Version getestet.

Die Monster jagen sie

In Zeiten von „What remains of Edith Finch“, „Papa y yo“ oder auch „Senua’s Sacrifice“ (und stellenweise „God of War“)sind Spiele mit ernstem Hintergrund, die sich mit der menschlichen Psyche und einer intensiven Bindung des Spielers an die Charaktere auseinandersetzen, wahre Perlen und gerne gesehen. Denn leider gibt es heutzutage viel zu wenige Titel, welche die Zerrissenheit der Seele, Ängste, Sorgen und Traumata durch extreme Belastungen zum Thema machen. Eben dieser seelischen Krise ist auch die Protagonistin von „Sea of Solitude“ ausgesetzt. In der Rolle der jungen Kay befinden wir uns zu Beginn des Spiels auf einem weiten Meer. Doch stopp! Das ist gar kein Meer. Beim genaueren Hinsehen ist zu erkennen, dass hier eine Stadt untergegangen ist. Am Horizont entdeckt Kay einen Lichtschein und steuert direkt auf ihn zu. Der Lichtschein entpuppt sich als ein Mädchen, das Kay mitnimmt in die versunkene Stadt, von der noch einige Gebäude aus dem Wasser ragen.

Urplötzlich kippt die Szenerie und ein großes, schwarzes Monster bricht aus den Fluten hervor. Es keift, zischt und faucht und macht Kay Vorwürfe. Kurzerhand versucht Kay, mithilfe des Lichtmädchens, dem Monster Einhalt zu gebieten. Wie ihr das gelingt, sei an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Auch nicht, was die Monster mit der Psyche des kleinen Mädchens – und damit mit der Autorin des Spiels, die hier Teile ihres eigenen Traumas verarbeitet – zu tun haben. Das müsst ihr schon selbst herausfinden.

Im Spiel steuert ihr Kay aus der Schulterperspektive sowohl auf ihrem Boot, als auch an Land. In einer linearen, komplett gezeichneten Welt, bewegt sich Kay von einem Ort zum anderen und versucht, die Monster mit Hilfe des Lichts zu eliminieren. Dafür muss sie Anomalien („Verderbnis“) finden, welche sie auf die Monster projiziert. Dann wird sie selbst mit dem Lichtschein verbunden. Das Ganze scheint große Schmerzen in ihr auszulösen, wodurch man als Spieler selbst mitleidet. Ein wenig ausgebremst wird das Spielgeschehen dadurch, dass das Spiel unerklärlicherweise komplett auf Englisch vertont wurde und nur mit deutschen Untertiteln daher kommt. Für ein Spiel, welches aus Berlin kommt, ist diese Entscheidung nicht wirklich nachvollziehbar. Denn selbst für den internationalen Markt hätte es mindestens zwei Tonspuren geben können. Ebenfalls komisch ist, dass die Untertitel nicht immer exakt übersetzt worden sind. Gerade hier wäre eine saubere Arbeit bis ins kleinste Detail wünschenswert.

Dafür ist die Angst, die Kay ständig umgibt, in Form der Monster sehr gut inszeniert worden. Die vielen Erinnerungen, welche immer wieder mit eingebracht werden, erhöhen das ungute Gefühl, welches sich im Spieler aufbaut. Dass allerdings an manchen Stellen die Monster auf recht dramatische Art und Weise Kay fressen und sie somit sterben kann (keine Angst: Eine rasche Wiederbelebung ist vorgesehen), ist etwas übertrieben und reißt aus der Immersion. Dafür sind die Dialoge stellenweise sehr stark und wissen von Beginn an zu überzeugen. Es wird immer nur so viel preisgegeben, wie unbedingt notwendig und dadurch bleibt die Spannungskurve hoch. Wer Lust auf Sammel-Items hat, bekommt hier ebenfalls ein wenig Sammelkram in Form von Tauben und Flaschen spendiert. Auch kleine indirekte Kämpfe und Fluchten stehen auf der Tagesordnung und lockern das Klettern, Gegner verjagen und Areale öffnen ein wenig auf. Habt ihr ein Teilziel erreicht, taucht mehr von der Stadt aus den Wassermassen auf bzw. kommt Licht in die Dunkelheit.

Fazit: „Sea of Solitude“ ist eine gut erzählte, interessante und spannend umgesetzte Abenteuer-Geschichte, die vor allem durch die Verarbeitung der Emotionen und die Umsetzung in Form der verschiedenen Monster und die Dialoge überzeugt. Hin und wieder kommt es zu Kämpfen, die ihr jedoch 8nur indirekt austragt. Der audiovisuelle Stil weiß ebenfalls zu überzeugen. Einzig die Entscheidung, dass die Monster Kay für falsche Schritte fressen können und die Tatsache, dass das Spiel ausschließlich in Englisch mit deutschen Untertiteln erhältlich ist, enttäuscht. Für 20 Euro lohnt sich jedoch der Blick auf den Independent-Titel allemal, wenngleich die Spielzeit mit 5-6 Stunden etwas knapp ausfällt.

Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Electronic Arts für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.

L. Zimmermann

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