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Deathloop | Review (PS5)

| Marc Heiland | Konsolen

DeathloopBild1Außergewöhnliche Spielkonzepte sind heutzutage eher selten anzutreffen. Umso erfrischender ist es dann, wenn sich ein Entwicklerstudio auf ein neues oder zumindest wenig genutztes Prinzip stützt, um neue Akzente zu setzen. Einer der Vorreiter auf diesem Gebiet sind zweifelsfrei die Arkane Studios, die unter anderem verantwortlich für „Prey“ und „Dishonored“ zeichnen. Auch in ihrem neuen Titel, dem zeitexklusiv für die PS4 erscheinenden „Deathloop“ wagen sich die Entwickler auf wenig ausgetretene Pfade und bringen einen „Zeitschleifen-Shooter“ auf den Markt. Wir durften das Spiel für euch pünktlich zum Release testen und klären im Test, warum das Spiel für uns eine der besten Singleplayer-Erfahrung der letzten Jahre ist.

Hat da jemand „No One Lives Forever“ gesagt?

Ich weiß nicht warum. Aber als ich die allerersten Bilder der Levelarchitektur von „Deathloop“ sah, musste ich an das vor mittlerweile 21 Jahren erschienene „No One Lives Forever“ denken. Zwar spielt „Deathloop“ nicht in den 1960er-Jahren. Doch irgendwie ist der Stil an einigen Ecken und Enden ähnlich. Auch Spuren von „Dishonored“ (was auf der Hand liegt) sind mit enthalten. Das macht für mich persönlich schon einmal eine tolle Grundzutat aus, da ich vor allem den Shooter im James Bond-Stil der 1960er Jahre zu Beginn des Jahrtausends geliebt habe.

Doch hier verbindet das Entwicklerstudio die Vergangenheit mit der Zukunft. Denn während das Design ein wenig an die 60er erinnert, gibt es auch einige Dinge zu erblicken, die eher zukünftig anmuten. Diese Mischung atmet den typischen Stil der Arkane Studios und sorgt für ein tolles „Grundflair“.

Doch was ist „Deathloop“ überhaupt? Die Antwort ist prinzipiell recht einfach und doch steckt viel mehr dahinter als ein Shooter im Zeitschleifen-Modus. Beginnen wir also von vorn: In den ersten Szenen segnet ihr aus der Egoperspektive auf eine junge Frau blickend das Zeitliche. Wenig später jedoch schlagt ihr wieder eure Augen auf und erkennt den Strand einer Insel. Dabei wisst ihr zunächst überhaupt nicht, wer ihr seid, wo ihr seid und warum euch eine weibliche Stimme verfolgt. Hinzu kommen Hinweise an Wänden und vor eurem Auge, die euch noch mehr zu verwirren scheinen. Was ihr jedoch sofort feststellt ist, dass ihr ein ziemlich derber Charakter zu sein scheint, da euer Alter Ego mit locker-flockigen Sprüchen um sich wirft. Im Laufe der DeathloopBild2nächsten Minuten stellt ihr dann fest, dass ihr in einer Zeitschleife, dem titelgebenden Loop, gegangen seid. Um dem Ganzen zu entkommen, müsst ihr acht Bossgegner ausschalten, die alle über individuelle Stärken und Schwächen verfügen. Diese Gegner nutzen den ewig andauernden Loop zu ihren Gunsten und haben natürlich überhaupt kein Interesse daran, dass der Loop gebrochen wird. Um aus dem Loop auszubrechen, habt ihr nur einen Tag (in Spiel- nicht in Echtzeit) Zeit. Ein Haken bei der Suche nach den Bossen ist auch, dass ihr nur zweimal sterben dürft. Werdet ihr ein drittes Mal gekillt, fängt der Tag von vorne an und eure Items und Errungenschaften gehen verloren. Wer also meint, in guter alter Rambo-Manier vorgehen zu müssen, der wird sich wundern, wie schnell er von den Gegnern ausgeschaltet wird. Um dem vorzubeugen, könnt ihr nicht nur in Deckung gehen, sondern auch in den Arealen überall verstreute Heilpacks aufsammeln und nutzen. Leider geht das nur unmittelbar, da ihr keinen Rucksack für mehrere Items zur Verfügung habt. Munition für die verschiedenen Waffen, findet ihr ebenfalls in den Arealen oder an diversen Stationen. Apropos Waffen: Diese können verbessert werden. Auch euer Charakter kann in diversen Attributen optimiert werden. Einen riesigen Talentbaum gibt es jedoch nicht. Hier macht es „Deathloop“ uns eher leicht. Hier erinnert der Titel an die „BioShock“-Reihe, in der ihr mit den sogenannten „Mutagenen“ experimentieren konntet, um euch und eure Waffen auf teilweise absurde Weise zu verbessern.

Die Spielwelt unterteilt sich in insgesamt vier große Orte, die ihr im Verlauf der toll erzählten Story immer wieder (aber zu unterschiedlichen Tageszeiten) aufsucht. Denn manche Aufgaben. Können nur zu diesen erledigt werden. Um die Übersicht nicht zu verlieren, hilft euch euer Journal, in dem automatisch die nächsten Ziele, Anmerkungen und Notizen aufgelistet werden. Wie ihr aber nun vorgeht, bleibt im Grunde genommen euch überlassen. Wen ihr wann aufsucht, ob ihr Gegner leise aus dem Hinterhalt überlistet, ihnen Fallen stellt oder - soweit möglich - gänzlich ignoriert - all das funktioniert. Das Ende ist dasselbe, nur der. Weg kann variieren. Wer sich durch die Story von Mission zu Mission hangelt, sollte das Ende nach rund 12-15 Stunden erreicht haben. Wer jedoch alles erforschen, entdecken und aufsuchen will, kann noch einmal mit 12 Stunden planen. Wer dann mit der Kampagne durch ist, der kann in die Rolle von Julianna, unserer Gegenspielerin, schlüpfen, um dann Jagd auf uns zu machen. Das geht allerdings nur online, da es auch möglich ist, in Spiele anderer einzutauchen und sie zu jagen. Da es als Julianna noch eine besondere Features gibt, die wir hier allerdings nicht Spoilern wollen, lohnt es sich allemal, auch in diesen Online-Modus reinzuschauen.

Grafisch gelungen und ein besonderes PS5-„Schmankerl“

Vor dem Start könnt ihr einen von insgesamt drei Modi auswählen. Wahlweise mit stabilen 60fps, mit 4K und mit Raytracing bei 30fps. Optisch bietet euch „Deathloop“ eine glaubhafte, abwechslungsreiche Spielwelt, die wie aus einem Guss wirkt. Die Texturen sind scharf, die Charakteremodelle gelungen und technische Unzulänglichkeiten wie Tearing, Pop-ups, Fade-ins und andere Probleme, sind nicht auszumachen. Als Bonus nutzt Arkane Studios den DualSense-Controller, der hier vorbildlich eingebunden wird. So fühlt ihr nicht nur sämtliche Schritte des Protagonisten, sondern auch, wenn Gegner auf euch aufmerksam werden, ihr getroffen werdet oder Waffen blockieren und erst manuell die Blockade gelöst werden muss. Bei den Waffen fehlt noch ein wenig das Gefühl, mit unterschiedlichen Typen zu schießen. Doch das ist Kritik auf hohem Niveau. Dank des neuen Controllers ist Microsoft ganz klar im Hintertreffen, da es die coolen Features nur auf Sonys PS5 gibt. Wenn dann der Titel auf der Xbox Series-Familie erscheinen wird, müssen Käufer dieser Version also Abstriche hinnehmen. Andererseits haben die Verantwortlichen des Redmonder Konzerns sich ja schon vom DualSense-Controller äußerst angetan geäußert und wer weiß, ob die Series S und X nicht auch im kommenden Jahr einen ähnlichen Controller erhalten werden.

Fazit: Ich hätte ja mit vielem gerechnet: Dass die Arkane Studios wieder mal einen „guten“ Titel im Gepäck haben, der zwar nachhaltig wirkt, aber mich nicht unbedingt übertrieben flasht, da heute die meisten Entwickler einfach viel zu wenige Risiken eingehen. Dass die Einbindung des Loops ein wenig zu viel „Murmeltier-Tag-Feeling“ aufbaut und mir auf Dauer auf den Geist gehen würde oder auch, dass sich das Spiel - ähnlich wie ein anderer namhafter Shooter der PS5 - nur in einem Durchgang erledigen lässt und ich anderenfalls wieder und wieder bei Null beginnen müsste. Doch das, was mir hier vorgesetzt wird, übertrifft meine Erwartungen deutlich. Für mich und meine Kolleginnen und Kollegen in der Redaktion ist „Deathloop“ nicht nur deswegen einer der besten Titel des Jahres 2021 geworden. Wer nun denkt, dass viele Blockbuster aufgrund der Pandemie ja auch ins nächste Jahr oder darüber hinaus verschoben wurden und es „Deathloop“ somit auch wesentlich leichter haben sollte, 9dem kann ich nur entgegenhalten, dass es dennoch mehr als ausreichend gute Konkurrenz gibt und ein Lob an die Arkane Studios aussprechen, dass sie gerade in diesen Zeiten den Mut haben, mit ihrem Produkt auf den Markt zu gehen. Gleichzeitig zeigt das Spiel deutlich, dass es heutzutage immer noch möglich ist, ein nahezu fehlerfreies Game zu veröffentlichen und nicht - liebe Publisher und Mitbewerber: Nehmt euch mal ein Beispiel daran! - den Spieler als Beta-Tester zu missbrauchen. All die genannten Gründe sorgen dafür, dass wir für „Deathloop“ eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen können. Der einzige Wermutstropfen ist dann, dass die Arkane Studios, die ja zu Bethesda gehören, künftig keine Spiele mehr für die PS5 veröffentlichen werden (Stand jetzt). Diesen großen Verlust muss Sony nun auffangen. Bis dahin können wir jedoch nur noch einmal betonen: Jeder, der Fan der Arkane Studios ist und auch nur ansatzweise Spaß an derartigen Titeln hat, sollte zugreifen!

Die inn-joy Redaktion vergibt 9 von 10 Punkten.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Bethesda für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.

L. Zimmermann

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