Lost Judgment | Review (PS5)
| Marc Heiland | Konsolen

Szenenwechsel
Spielte der erste Teil noch einzig und allein im japanischen Kamurocho, geht es im zweiten Teil nach Yokohama. Im Mittelpunkt des „Crime Dramas“ stehen erneut der Detektiv Takayuki Yagami und sein Buddy Masaharu Kaito, den wir ebenfalls aus dem letzten Spiel kennen. Dieses Mal dreht sich alles um einen Fall von fiesem Mobbing an einer äußerst elitären Schule. Während „Judgment“ eher wie ein typischer „Japano“-Streifen mit Martial Arts-Elementen und einer nötigen Prise Humor wirkte, kommt der Nachfolger zwar immer noch mit ziemlich vielen Faustkämpfen daher, wirkt vom Grundton allerdings eher düster-depressiv. Darauf muss man sich erst einmal einlassen. Das Ganze spielt sich dann auch eher wie ein Thriller, was dem Spiel allerdings auch gut zu Gesicht steht. Dennoch bleibt es – neben den Schlägereien, die mittlerweile recht bekannt und nicht sonderlich herausfordernd sind – vor allem bei den Aufgaben, die ein Detektiv so ausfüllen muss.
Wie bereits aus dem direkten Vorgänger bekannt (und so auch in der Eröffnung des Spiels selbst nachzuspielen), geht es um das Observieren von Personen, das Sichern von Beweisen, infiltrieren von Bauwerken etc. Zwischendurch werden hier und dort kleinere Cutscenes eingestreut, die mit stellenweise recht umfangreichen Dialogen daherkommen. Diese ausufernden und leider erneut ausschließlich im japanischen Original oder wahlweise auf Englisch daherkommenden Gespräche sind mal mehr, mal weniger interessant.
Die Steuerung von Yagami geht erneut schnell in Fleisch und Blut über und ist aus dem ersten Teil entnommen. Wer den Vorgänger bereits gespielt hat, wird sich sofort wieder heimisch fühlen. Aber auch Neulinge werden sich rasch mit der Steuerung vertraut machen.

Mehr vom Gleichen?
Auch grafisch bleibt „Lost Judgment“ sich treu. Will sagen: Die neue Stadt ist Yagamis Heimatstadt ebenbürtig und glänzt mit vielen Details, unzähligen Passanten, einem recht glaubwürdigen, wenngleich manchmal etwas überzogenen Verhalten. Im Umkehrschluss heißt dies jedoch, dass auch der neue Teil mehr als passabel ausschaut. Ein „echter“ Current-Gen-Titel ist er deswegen allerdings noch immer nicht. Dafür sehen viele Ecken in der Open World zu sehr nach PS3-Zeiten aus. Auch bei den Figuren schwankt das grafische Niveau zwischen „absolut glaubwürdig“ und „Klon von der Stange“ aus. Dafür stimmt die englische Sprachausgabe, die durch die Bank mit sehr guten Synchronsprechern aufwartet. Unterstrichen wird die Handlung von einem abwechslungsreichen und insgesamt stimmungsvollen Soundtrack. Leider wurde auch der neue Teil nicht auf Deutsch synchronisiert, sondern lediglich mit Untertiteln versehen. Diese bewegen sich nicht auf allerhöchstem Niveau, leisten sich aber auch keine groben Schnitzer.
Fazit: Das Fazit zum Nachfolger „Lost Judgment“ kann eigentlich in einem einzigen Satz zusammengefasst werden: Mehr davon. Denn im Prinzip ist der zweite Teil ein – wenn auch äußerst umfangreiches – Update des Vorgängers. Mehr zu tun, mehr Missionen, mehr Gespräche, mehr Storytelling und mehr von derselben Grafik mit ihren Stärken und Schwächen. Dazwischen findet sich jede Menge Spielspaß, der über die Schwächen und die Weiterführung dessen, was aus dem Vorgänger bekannt ist, hinwegsehen lässt.
Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Koch Media / SEGA für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.
U. Sperling