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Martha is dead | Review (PS5)

| Marc Heiland | Konsolen
Martha is deadZwischen all den AAA-Titeln, die in diesem Winter veröffentlicht werden, haben es einige Indie-Titel in die Händlerregale und in die Stores von Xbox und Playstation geschafft, die leider das ein ums andere Mal eher unter dem Radar fliegen. Eines davon wird vermutlich auch das vom italienischen Entwicklerstudio LKA veröffentlichte Spiel „Martha is dead“, ein Psychothriller mit Walking Simulator-Elementen, sein. Wir haben uns den Titel einmal genauer für euch angeschaut und verraten im Test, was der Titel an Überraschungen mit sich bringt und ob wir ihn auch empfehlen können.  
 
Der schmale Grad zwischen Realität und Einbildung
„Martha is dead“ spielt in der italienischen Toskana des Jahres 1944. Wir befinden uns am Ende des Krieges und die Kämpfe zwischen den Italienern, die von den ehemaligen Kriegsverbündeten der Nazis das Lager hin zu den Alliierten gewechselt haben und den Deutschen haben ihren Höhepunkt erreicht. Ihr schlüpft in die Rolle der jungen Giulia, einer Tochter des deutschen Kommandanten K. und seiner Frau Irene. 
Die Geschichte beginnt jedoch in der frühen Kindheit von Giulia. Allabendlich bittet sie ihre Nanny, ihr vor dem Schlafengehen eine ziemlich düstere Geschichte von der Weißen Frau zu erzählen, die auf tragische Weise ihren Geliebten verliert und darauf hin sich in einem See umbringt, wo sie bei Nebel wieder heraussteigt, um junge Männer zu töten, da ihr Geliebter von einem ebenfalls jungen Mann ermordet worden ist. Warum das Mädchen diese morbide Geschichte so sehr mag und warum die Nanny gerade diese Geschichte vorliest, ist unklar. 
Eine Möglichkeit ist, weil Giulias Kindheit ebenfalls so unglücklich verläuft, wie das Leben der Weißen Frau. Denn Giulia ist Zwilling. Ihre Schwester, die titelgebende Martha, ist taubstumm und wird von der Mutter stets bevorzugt. Diese hasst Giulia und gibt ihr sogar die Schuld an der Taubheit der Schwester. Ja sie wünscht sich sogar, dass Giulia nie geboren worden wäre.
Derart traumatisiert lebt Giulia ihre Kindheit, von der sie rückblickend erzählt. Eines Tages, wir schreiben – wie bereits berichtet – das Jahr 1944, entdeckt Giulia bei einem Spaziergang durch den nahegelegenen Wald des Hauses, in dem die Familie derzeit Unterschlupf vor den vorrückenden Partisanen gefunden hat (während Nanny die Villa der Familie hütet), findet Giulia eine tote Frau auf dem Wasser des Sees am Ende des Waldes treiben. Sie nähert sich der Toten und muss mit Entsetzen feststellen, dass es sich um ihre Zwillingsschwester Martha handelt. 
Von diesem Moment an beschließt Giulia, die Identität der geliebten und beliebten Schwester anzunehmen. Traumatisiert vom Fund ihrer Schwester, spielen sich in ihrer Psyche immer wieder Episoden ab, denen wir als Spieler stellenweise mit Grauen folgen. Realität mischt sich mit Fiktion und die tote Schwester folgt Giulia sogar bis in ihre Träume hinein. Zeit also, den Tod der Schwester aufzuklären. 
 
Hierzu nutzt Giulia alias Martha verschiedene Elemente, um dem Rätsel des Todes der Schwester nachzugehen. Zum einen wäre da ihre Kamera, mit der sie Objekte fotografiert, um danach die Bilder in der Dunkelkammer des Vaters zu entwickeln. Dann wäre da das Journal, das alle wichtigen Informationen zusammenträgt und sich zum wichtigen Helfer aufschwingt. Darüber hinaus werden die Karte des Hauses und der Gegend rund um das Anwesen, ein Feuerzeug sowie weitere Utensilien, die im Laufe der knapp fünfstündigen Geschichte wichtig sind, im Inventar verfügbar. Wichtige Dinge, die ihr genauer untersuchen könnt, werden euch durch einen kurzen Klick auf den rechten Stick angezeigt. Dadurch – und durch diverse andere Hilfestellungen und Erläuterungen – wird „Martha is dead“ zu einem recht einsteigerfreundlichen Titel, der euch zu keiner Zeit überfordert und für Profis eigentlich zu leicht ist. Da sind es dann weniger die Rätsel, als vielmehr die sehr gut geschrieben Geschichte, die komplett in deutscher Sprachausgabe vorliegt und in den meisten Fällen gute Synchronsprecher bietet, welche uns als Spieler vor den Bildschirm fesselt. Die einzige Ausnahme bildet der Vater. Wer auch immer diesen Synchronsprecher gecastet hat, gehört zur Strafe auf einen kilometerlangen Marsch durch den Wald geschickt! Wie kann man bei einem verzweifelten und gebrochenen deutschen General einen lustlos klingenden Sprecher, der mit leicht kölschem Akzent zu sprechen scheint, engagieren? So etwas lahmes habe ich in den vergangenen 20 Jahren noch nicht gehört. Für mich die schlechteste Synchronisationsleistung überhaupt. Gut, dass er selten zu Wort kommt und nur eine winzige Nebenrolle hat! 
 
Denn der Rest des Spieles, dass von einem zehn Personen umfassenden Studio auf die Beine gestellt wurde, ist auf recht hohem Niveau angesiedelt. Der Sound ist absolut brillant, bietet viele glaubhafte Naturgeräusche und wurde wunderbar inszeniert. Grafisch kann sich der Titel ebenfalls sehen lassen. Wenn auch ins der von uns getesteten PS5-Version einige Texturen sichtbar nachluden und aufploppten und es sogar zu Beginn einige Male zu Freezes kam, sieht das Spiel stellenweise absolut realistisch aus und bietet eine stimmungsvolle und glaubhafte Szenerie. 
Dass „Martha is dead“ mit einigen fiesen Schockelementen aufwartet, wurde uns in dem Moment bewusst, als uns das ausschließlich für Erwachsene freigegebene Spiel fragte, ob wir es unzensiert oder zensiert spielen wollen. Zwar ist es im Grunde genommen nur eine Szene, die sehr explizit ist. Dennoch könnte sie bei einigen Spielerinnen und Spielern überfordernd wirken. Hier ist es natürlich auch eine Frage der Betrachtungs- und Herangehensweise. Betrachtet man das Spiel als historisch motiviertes Spiel, dass mit der Psyche des vor dem TV sitzenden Spielers arbeitet, so nimmt man besagte Szene möglicherweise anders wahr denn als Spieler, der das Ganze als Schockerfahrung von vornherein wertet. 
 
8Fazit: Mit „Martha is Dead“ hat das Entwicklerstudio LKA unter der Regie von Wired Productions ein spannendes Spiel veröffentlicht, dass zwar unter einigen kleineren Macken leidet, durch das unverbrauchte Setting, die spannende Story und die größtenteils gute Inszenierung überzeugen kann. Für ein so kleines Entwicklerteam ist „Martha is dead“ ein wirklich gelungener Titel, den wir denjenigen, die derartige Spiele mögen, empfehlen. 
 
Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.
 
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Wired Productions für den zur Verfügung gestellten Rezensionsmuster-Code.
 
U. Sperling
 

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