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Gran Turismo 7 | Review (PS5)

| Marc Heiland | Konsolen
GT7Bild1Ist es tatsächlich schon über acht Jahre her, dass „Gran Turismo 6“ auf der PlayStation 3 erschienen ist und fast fünf Jahre, seit dem Release von „Gran Turismo Sport“ auf der PlayStation 4? In der heutigen schnelllebigen Videospiele-Welt ist das gefühlt eine halbe Ewigkeit. Doch endlich hat auch die PlayStation 5 ihr eigenes „GT“. Denn mit Teil sieben steht ein neuer Ableger bereit, um von euch erobert zu werden. Wir durften die Simulation, die auch für die PS4 (Pro) veröffentlicht wurde, ausgiebig testen.  
 
Die Welt des Automobilsports in einem Spiel
Fans der Serie wissen natürlich, was sie auch mit dem neuen Titel erwartet: Nichts anderes als purer Autosport, für den ihr als Fans ebenso brennen müsst, wie die Entwickler von Polyphony, um mit dem Spiel überhaupt warm zu werden. Denn im Gegensatz zu nahezu allen anderen Genrevertretern, will „GT7“ von euch tatsächlich „erobert“ werden. Im Klartext heißt dies, dass ihr ganz unten und mit kleinen Wagen anfangen müsst, euch mühevoll weiter nach oben arbeitet, bis ihr nach vielen Stunden endlich einen PS-starken Boliden über die Strecken und ans Limit treiben könnt. Wer so viel Durchhaltevermögen besitzt, der wird erneut mit einem extrem großen Fuhrpark, vielen Strecken und jeder Menge Spaß belohnt. Wer allerdings „mal eben“ ein paar Runden absolvieren möchte und meint, das absolut fantastische Rennspiel, als das „GT7“ im Vorfeld angekündigt wurde, zu bekommen, der wird schon nach einigen Stunden frustriert und enttäuscht sein. Denn zu Beginn ist es eben ganz anders…
 
„GT7“ ist in einigen Bereichen knallhart und verzeiht keinerlei Fahrfehler – wenn ihr es denn „richtig“ spielt. Klar: Auch Anfänger können dank zuschaltbarer Fahrhilfen ein paar motivierende Momente mit „GT7“ erleben und werden von der Steuerung mittels DualSense-Controller durchaus begeistert sein. Dennoch richtet sich der siebte Teil einmal mehr an Puristen, Experten und Menschen mit Durchhaltevermögen, die am besten auch das richtige Equipment, sprich: Lenkrad und Pedalerie, zur Hand haben. Denn so spielt sich der Titel nahezu perfekt. 
 
Apropos perfekt: Dass Polyphony Digital auf Perfektion großen Wert legt, wissen Fans und Kritiker gleichermaßen. Denn nirgendwo gibt es derart akkurat nachgebaute Strecken, physikalisch korrekt fahrende Autos und bis ins Kleinste den Originalen nachempfundene Fahrzeuge, wie bei „GT“. Das war schon immer so und ist auch in Teil sieben selbstverständlich nicht anders.
Gleiches gilt auch für die Übersichtskarte, die wieder einmal recht dröge daherkommt, wie alles, was jenseits der Strecken geboten wird. Noch immer setzen die Entwickler auf eine umständliche Auswahl über verschachtelte Menüs, noch immer fragt man sich, warum auf einer Konsole ein Mauszeiger uns durch die Menüs leitet, und noch immer müssen wir uns durch Texte lesen, wenn uns jemand etwas mitzuteilen hat, anstelle zuzuhören. Denn Sprachausgabe gibt es bei „Gran Turismo“ auch Anno 2022 nicht. 
 
GT7Bild2Willkommen im Café
Dreh- und Angelpunkt des siebten Teils ist das Café. Hier erhaltet ihr Menükarten, die euch die Möglichkeiten geben, Rennen auszuwählen und neue Fahrzeuge dadurch freizuschalten. Das Sammeln von neuen Autos ist und bleibt der Hauptbestandteil der Reihe. Natürlich könnt ihr hier auch stundenlang Zeit verbringen, um Informationen zu jedem Fahrzeug und den Autoherstellern zu studieren. In der Werkstatt könnt ihr eure Fahrzeuge nach Herzenslust tunen (wenn ihr vorab neue Teile beim Tuning-Händler erworben habt), ja, sogar Waschen und das Öl wechseln. Ersteres ist vor allem für die Optik, Letzteres für eine noch bessere Leistung da. 
 
Ein echter Mehrwert durch den DualSense-Controller?
Lange Zeit, bevor die finalen Spezifikationen der PS5-Hardware der Weltöffentlichkeit bekannt gegeben wurden, muss Polyphony schon mindestens Prototypen des DualSense-Controllers in Händen gehabt haben. Denn anders ist es nicht zu erklären, dass die Entwickler nicht nur bekanntgaben, jeder Wagen in „GT 7“ würde von den haptischen Erfahrungen, die wir mit dem neuen Controller erleben können, profitieren, sondern auch vollmundig behaupteten, der Controller könne es mit Lenkrädern aufnehmen und stünde diesen in kaum etwas nach.
Nun ja – das mit den Lenkrädern trifft nicht wirklich zu, da hier doch mehr rausgeholt wird, als mit dem DualSense-Controller möglich ist. Aber dennoch schlägt sich der Controller mehr als gut. Das liegt nicht nur daran, dass ihr zwischen drei Steuerungsmöglichkeiten (über den Stick und die Schultertasten, das Steuerkreuz oder wahlweise das Imitieren eines Lenkrads durch Drehen des Controllers) wählen dürft. Vielmehr ist es eben besagtes Feedback, welches das Fahren zu einem vollkommen neuen Erlebnis werden lässt. Je nach Zustand der Reifen spürt ihr ganz genau, wie euer Auto reagiert, um entsprechend gegenzulenken oder zu bremsen, merkt die Curbs und den Zustand der Strecke, was vor allem beim unglaublich realistischen Wetter, das es ermöglicht, innerhalb einer Streckenrunde beispielsweise mehrere Regenstärken zu simulieren, enorm realistisch rüberkommt. Dieses Gefühl bekommt ihr nur exklusiv auf der PS5 spendiert. Auf der PS4 gibt es lediglich das klassische Rumble-Feature. 
 
Warum nicht noch mehr Mut zu Realismus?
„Gran Turismo“ hat sich ja immer schon als realistische Rennsimulation verstanden. Doch zwei Punkte sind es, an denen wir auch in Teil sieben Kritik üben müssen: Zum einen wäre da die wenig glaubhafte KI der Mitstreiter, die auf eure Aktionen nicht wirklich glaubhaft reagieren und selbst nahezu keine gravierenden Fahrfehler machen. Zum anderen ist es ganz klar das Schadensmodell. Auch wenn Porsche und andere renommierte Fahrzeughersteller etwas dagegen haben, dass ihre Boliden auch virtuell Kratzer in den Lack bekommen, müssen sie akzeptieren, dass bei „echten“ Rennen einfach auch mal „echte“ Beulen in den Lack kommen. Wer mit 120 Sachen in die Leitplanke brettert, will dies auch an seinem Fahrzeug sehen können, und zwar so realistisch, wie es auch in der „echten“ Welt der Fall ist. Entweder zieht man das auch komplett durch oder muss dann den Anspruch des „Real Driving Simulator“ aus seiner Agenda streichen. Zumindest in Sachen KI soll uns in den kommenden Monaten mit Sonys „Sophy-KI“-Projekt noch einiges an Überraschungen ins Haus stehen. Wir sind gespannt! Immerhin trifft dieses Problem nicht zu, wenn ihr im Multiplayer via Splitscreen antreten werdet. 
 
Das Problem mit der Grafik und dem Sound – eine alte Leier…
Der Sound der GT-Reihe war schon immer so eine Sache: Während die im typisch japanischen Spiele-Stil angesiedelten Musikstücke und die poppige Klassik sicherlich noch als „Geschmacksache“ abgestempelt werden können, waren sich Fans und Kritiker gleichermaßen einig: Die Motorensound und die Geräusche der Auspuffrohre klangen eher wie Staubsauger oder andere Haushaltsgeräte als wie die realen Vorbilder. Und was erwartet uns nun in „Gran Turismo 7“? Nun ja: Während die musikalische Dudelei nach wie vor zu hören ist und in den Rennen, in denen ihr durch Checkpoints fahren müsst, um Bonussekunden erhalten, was über Noten und Musik realisiert wird, sind die Motorensounds besser aber noch stellenweise weit von der Realität entfernt. Auch wenn das neue Spatial Audio-Engine, die 360 Grad-Sound ermöglicht und über Kopfhörer ein mittendrin Gefühl vermitteln soll, ist die Klangkulisse besser als im Vorgänger aber nicht atemberaubend. 
 
Grafisch macht „GT7“ gegenüber „GT Sport“ einen Schritt nach vorn, ist aber nicht der erhoffte grafische Wurf, den man bei der Powerhardware der PS5 erwarten könnte. Während die Autos und das Wettersystem auf hohem Niveau angesiedelt sind, erkennt man abseits der Strecke stellenweise matschige Texturen, „Klonzuschauer“, hier und da sichtbar ins Bild fadende Texturen und Bäume, die wenig realistisch wirken. Immerhin bietet euch „GT7“ echtes 4K auf der PS5 und (in den Wiederholungen oder im Showroom)  Raytracing. Wirklich schade ist, dass bei den Strecken eine Menge aus den Vorgängern recycelt wurde. Wie das alles besser geht, könnt ihr aktuell bei einem der grafischen Vorzeigetitel der PS5, „Horizon: Forbidden West“ sehen. Immerhin nutzen die Entwickler die Stärke der SSD der PS5 und bieten euch sehr kurze Ladezeiten. 
 
8Fazit: „Gran Turismo 7“ mag für viele unter euch möglicherweise DAS „Über-Spiel“ sein, auf das ihr seit langem gewartet habt. Für mich hingegen ist es ein sehr gutes Spiel, das jedoch in einigen Bereichen seinen Möglichkeiten hinterherhinkt und sich noch immer nicht von einigen „alten Zöpfen“ trennen will. Trotzdem gibt es von uns ganz klar eine Kaufempfehlung. 
 
Die inn-joy Reaktion vergibt 8 von 10 Punkten.
 
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei SIE für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.
L. Zimmermann
 

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