F1 23 - Review (PS5)
Was macht ein Sportspiele-Entwickler, wenn er in seinem Bereich ohne Konkurrenz ist? In den meisten Fällen bringt er für seine Titel ein regelmäßiges Update, dass mit aktuellen Daten daherkommt und schraubt hier und da an einige Punkten. Dann verkauft er es zum Vollpreis und hat die Lizenzkuh erneut gemolken. Auch Codemasters hat so eine Lizenzkuh im Bereich der Formel 1. Seit mittlerweile über einem Jahrzehnt bringt der Entwickler sein alljährliches Update auf den Markt.
Dabei werden einige Aspekte verändert, jedoch nicht immer verbessert. Aber auch hier steht eines der Probleme, die es bei allen jährlich erscheinenden Iterationen gibt, im Raum, denn anstatt größerer Veränderungen gibt es lediglich kleine Fortschritte. Wie es im 2023er Ableger von „F1“ ausschaut, klären wir im Test, welchen wir anhand der PS5-Version verfasst haben.
Verbesserungen und Stillstand
Zuallererst gibt es da eine Rückkehr des Storymodus mit Namen „Braking Point 2“. Hier steigt ihr wieder als Aiden Jackson ins virtuelle Cockpit und seid als festes Teammitglied mitten im Rennsportzirkus mit dabei. Natürlich ist auch Aidens Konkurrent Devon Butler wieder mit am Start und die Fehde, die in der 21er-Auflage begann, wird in Teil zwei intensiviert und fortgesetzt. Um das Ganze jedoch ein wenig spannender bzw. abwechslungsreicher zu inszenieren, wechselt ihr zwischendurch die Seite und setzt euch in der Rolle des Devon Butler hinters Lenkrad. Last but not least wird aber auch euer Geschick als Teammanager gefragt. Ihr habt also an verschiedenen Fronten zu kämpfen. Um auch Neulinge oder alldiejenigen, die „Braking Point 2“ versäumt haben, auf den gleichen Stand zu bringen, fasst das Spiel vorab die wichtigen Ereignisse des ersten Teils noch einmal kurz und knapp zusammen.
Was auf dem Papier recht interessant ist, bleibt in der Praxis jedoch ziemlich eintönig. Zwar gibt es immer wieder gut inszenierte und hin und wieder recht unerwartete Ereignisse, die die Rennen durcheinander wirbeln können. Doch da das Ganze geskriptet ist, lässt sich auch nichts beeinflussen. So müsst ihr in den meisten Fällen die Rennen nach verschiedenen Vorgaben absolvieren, euch mit der Pressemeute herumschlagen und in Zwischensequenzen die Entwicklungen des Teams und der Konkurrenz verfolgen. Das ist zwar durchaus hübsch in Szene gesetzt, bietet aber nicht wirklich viel Neues gegenüber dem ersten „Braking Point“. Was ebenfalls schade ist, ist, dass die Entwickler die Fehler aus dem letzten Teil nicht komplett ausradiert haben. So passen die Interviewfragen nicht immer zu euren Platzierungen und manchmal ähneln sie sich zu sehr. Immerhin gibt es im Anschluss noch nette und interessante Beiträge in den Sozialen Netzwerken, E-Mails etc.
Zu den deutlichen Verbesserungen gehört definitiv die „Precision Drive Technology“, die es ermöglicht, ein noch realistischeres Fahrgefühl zu inszenieren. Das Handling, die Beschleunigung eures F1-Boliden und das Bremsen sind – nicht zuletzt durch die sehr gute Einbindung des DualSense-Controllers – noch stärker spürbar als in „F1 22“. Gleiches gilt auch für das Fahren mit Lenkrad-Unterstützung. Hier hat Codemasters ein noch realistischeres Fahrgefühl hinbekommen. Kenner der Reihe fahren ohne Assistenten, was das Spiel mit Gas und Bremse noch eindrucksvoller macht. Was dazu beiträgt, ist, dass auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad die KI in den allermeisten Fällen kämpft und euch kaum eine Chance lässt, wenn ihr die Strecke nicht sprichwörtlich „lest“. Wieder mit dabei sind die „roten Flaggen“, welche im Vorgänger schmerzlich vermisst wurden.
Neben der zweiten Auflage von „Braking Point“ gibt es wieder den „My Team“-Modus, das euch mit allen Aufgaben eines Rennstall-Leiters beauftragt und auch kurze Rennen und lange Rennen (inklusive 35% einer „normalen“ Renndistanz und einem kompletten Rennwochenende) mit einbindet. Wer mag, kann die Karriere mit einem Freund austragen. Schlussendlich dürft ihr auch Online an den Start gehen. Im nagelneuen „F1 World“ könnt ihr Wettbewerbe nach eigenem Gusto kreieren sowie Meisterschaften und nach und nach durch Siege oder Podestplätze neue Teile für eure Boliden erringen, um euch so weitere Teilnahmen an neuen Wettbewerben zu ermöglichen.
Ein wenig geschraubt wurde auch an der Grafik, sodass das Spiel mit stabilen 60 Bildern pro Sekunde läuft. Auch die aktuellen Rennstrecken wie Las Vegas, die bei der F1 2023 debütierten, sind selbstverständlich mit dabei sowie die neuen Boliden und Rennfahrer bzw. Teams. Optimiert haben die Mannen von Codemasters auch das Geschwindigkeitsgefühl, das uns als Fahrer noch mehr ins Geschehen mit hineinzuziehen vermag. Abseits der Strecken hat sich leider noch immer nicht allzu viel getan, was nach so vielen Jahren zeigt, dass die zum Einsatz kommende Engine über ihren Zenit hinausgelangt ist. In Punkto Akustik bleibt alles beim Alten.
Fazit: Unterm Strich ist auch „F1 23“ ein solides Rennerlebnis, das seinen Vorgänger in vielen Aspekten verbessert. Vor allem das erneut verbesserte Renngefühl auf der Piste und die Möglichkeit, erstmals 35% einer kompletten Renndistanz fahren zu können, gehören zu den Pluspunkten. Der Storymodus stagniert und bringt einige (logische) Fehler mit.
Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Electronic Arts für das zur Verfügung gestellte Testmuster.
U. Sperling