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The Crew Motorfest - Review (PS5)

| Marc Heiland | Konsolen

TheCrewMotorsport1Zugegeben: Als Spiele-Journalist wäre ich manchmal gerne Mäuschen, um mitzubekommen, was Spieleentwickler so alles besprechen, wenn sie sich zusammensetzen, um ein neues Spiel zu konzipieren. Wie zum Beispiel im Fall von „The Crew Motorfest“. Hat man sich dann gemeinsam an einen Tisch gesetzt und einer kam auf die geniale Idee, eine Art „Forza Horizon“ für die PS5 zu entwickeln. Und alle anderen waren sofort begeistert. Aber einer gab dann zu bedenken, man müsse aus dem Spiel dann doch einen Multiplattformer machen, um niemanden auszuschließen und möglichst viel Geld mitzunehmen? So würde es sich erklären, warum das neue The Crew den Titel Motorfest im Namen trägt und auch sonst recht viele Ansätze des großen Rivalen mit im Gepäck hat. Ob das dem Spielspaß zu Gute kommt, welche Eigenständigkeiten es möglicherweise dennoch mit sich bringt und ob daraus schlussendlich ein besseres Horizon oder ein ganz anderes Spiel geworden ist, erfahrt ihr im Test, den wir auf Basis der PS5-Ausgabe für euch verfasst haben.

Willkommen auf Hawaii

Ja ich weiß: Eigentlich soll es an dieser Stelle ausschließlich um Ubisofts neuen Titel „The Crew Motorfest“ gehen und natürlich wird im Test auch hier der Schwerpunkt liegen. Doch wenn bereits im Intro diverse Parallelen zu Microsofts Arcade-Rennspiel-Serie auftauchen und sich quasi durch das gesamte Spiel ziehen, dann drängen sich Vergleiche einfach auf.

Das beginnt bereits beim Schauplatz von „The Crew Motorfest“. Denn wo sich die Rennfahrer bei „Horizon 5“ in Mexiko tummeln und unter anderem am Krater eines Vulkans unterwegs sind, geht es in „Motorfest“ in den Pazifik, wo wir auf der Inselgruppe Hawaii das Land, den Luftraum und das Wasser unsicher machen. Und ähnlich wie bei Microsofts Vorbild sind auch hier die Locations sehr abwechslungsreich gehalten. Mal geht es durch die Häuserschluchten von Honolulu, dann wiederum durch den Regenwald, um wenig später über mit Asche bedeckte Vulkanhänge zu fahren. An Abwechslungsreichtum mangelt es dem Titel schon mal nicht.

Dies gilt auch für die eigentlichen Rennen. Diese wurden in verschiedene „Playlists“ unterteilt, in denen ihr nacheinander thematisch gestaltete Rennen absolviert. Mal stehen diverse Muscle Cars im Fokus. Ein anderes Mal geht es um den Porsche 911 mit seinen unterschiedlichen Typen. Oder ihr arbeitet an der Seite eines Influencers. Auch in der Luft und auf dem Wasser liefert ihr euch Rennen um die Krone des besten Teilnehmers bzw. der besten Teilnehmerin. Zwischen den einzelnen Rennen können kleine Aufgaben bewältigt werden wie das Aufspüren von Schätzen (eine Art „Scheunenfund“ light, den alle „Horizon“-Fans kennen), Driften, möglichst schnell durch Radarfallen fahren uvm. All das kennen wir auch von „Horizon“. Sogar das KI-Navi ist mit an Bord. Der große Unterschied ist allerdings, dass ihr über euer Navi und die euch unterstützenden Coaches, die euch virtuell zur Seite stehen, enorm viele Informationen rund um die Fahrzeuge und vor allem Hawaii erhaltet. Ein wenig schade, dass vieles einfach so verpufft, da natürlich während der Rennen keine Zeit bleibt, sich die Insel anzuschauen, auch wenn das Spiel an einigen Stellen Fotos von spannenden Orten macht. Wen das ständige Gequatsche nervt, kann es natürlich deaktivieren. Selbiges gilt auch für die Radiosender, die sich (Horizon lässt grüßen) schnell wiederholen, aber dennoch gut zum Spielgeschehen passen.

Habt ihr ein Rennen bestanden, erhaltet ihr Erfahrungspunkte und neue Teile, die ihr in eure Fahrzeuge stecken könnt. Am Ende jeder Playlist gibt es ein finales Rennen gegen einen weiteren Gegner. Wer will, kann zwischen den Rennen den Schwierigkeitsgrad zwischen fünf unterschiedlichen Stufen wechseln. Ab Stufe drei verzeiht euch die KI wenig Fahrfehler. Alles darunter wird vor allem Einsteiger glücklich machen, damit sie erste Erfolge feiern können. Stufe fünf hingegen ist für echte Rennspielexperten eine tolle Herausforderung. Apropos Herausforderung: Da es sich bei „Motorfest“ um ein Aracade-Rennspiel handelt, ist die Steuerung ganz klar auf den Controller ausgelegt, wenngleich auch Lenkräder unterstützt werden. Die Steuerung via DualSense-Controller ist hervorragend umgesetzt worden und die Fahrzeuge reagieren präzise auf eure Eingaben. Der Vorteil liegt klar bei der PS5, da die Entwickler die technischen Möglichkeiten des Sony-Controllers sehr gut eingebunden haben. Vor allem bei Querfeldein-Rennen fühlt man so fast jeden Stein. Einzig das Feedback über die Triggertasten hätte noch feiner umgesetzt werden können.

Was uns im Test besonders gefallen hat ist, dass es sich bei „Motorfest“ zwar um einen Ubisoft-Titel handelt, die Karte von Hawaii aber dennoch nicht einmal ansatzweise derart vollgestopft ist, wie wir es von Spielen mit der legendären „Ubisoft-Formel“ kennen. Ganz im Gegenteil zu „Horizon“, wo wir in jedem der bislang erschienenen fünf Ableger regelrecht von Aufgaben totgeschlagen werden. Dagegen hat das hier etwas wirklich erfrischend „Aufgeräumtes“.

TheCrewMotorfestBild2Wirklich schick und immersiv

Doch was nützt das alles, wenn wir in einer wenig glaubhaften Welt unterwegs sind? Der Platzhirsch, „Forza Horizon 5“, hat in Sachen Grafik und Immersion die Messlatte gewaltig hoch gelegt. Und ja: „The Crew Motorfest“ kann „Forza Horizon 5“ nicht überflügeln. Dafür leistet sich der Titel von Ubsioft zu viele grafische Schnitzer. Vor allem in sehr belebten Szenen kam es auf der von uns getesteten PS5-Version zu stärkeren Rucklern. Beim Flug über die Inseln luden Texturen spät nach, und beim Rasen über die Inseln ploppten häufig Texturen in unmittelbarer Nähe auf oder streamten sichtbar ins Bild. Dafür entschädigt das Spiel mit wunderschönen Panoramen, tollen Lichteffekten (während die Schatten oftmals recht kantig wirkten oder nachluden) sowie schönen Spiegelungen von Wasser in Pfützen, wenngleich es hier weniger regnet. Tages- und Nachtwechsel gibt es hingegen nicht. Ihr fahrt zu einer vorgegebenen Uhrzeit und einem vorgegebenen Wetter euer Rennen, um dann genau bei diesen Bedingungen auch im Ziel anzukommen. Im Vergleich zu „Horizon 5“ ist das wirklich schade. Immerhin haben die Entwickler versucht, die Hauptinsel, auf der ihr unterwegs seid, möglichst realistisch und mit allen bekannten POI umzusetzen. Auch wenn von uns noch niemand auf Hawaii im Urlaub war, sehen die Regionen den echten Locations, die man im Internet finden kann, sehr ähnlich. Schade ist, dass abseits der Straßen und Rennstrecken sehr wenig los ist. Außer Autos andere Mitspieler, die ihr als „Geisterfahrzeuge“ sehen werdet und Fahrzeuge, die im Spiel auf den Strecken fahren, wirkt Hawaii recht leblos. Warum nicht mal hier und dort Surfer ihre Kunststücke vollführen lassen, Schiffe am Hafen finden, die gerade gelöscht werden oder Bewohner, die irgendwo herumlaufen, Picknick machen etc. Klar: Das geht alles zu Lasten der Grafikleistung, wäre aber mit Sicherheit machbar. Oder zumindest ein Kompromiss?

Was die Immersion jedoch absolut fördert, sind die Intros in die Playlists, die mit echten Rennsportaufnahmen eine packende Atmosphäre erzeugen. Habt ihr ein Auto gewonnen, wird es sogar noch besser. Denn dann gehen Aufnahmen und In-Game Grafik noch fließender ineinander über. Ein wenig mehr feilen sollte Ubisoft für einen späteren Patch (der sicherlich noch erscheinen wird) am Sound der Fahrzeuge. Stellenweise klingt dieser leider nicht nach den PS-Protzen, die wir fahren, was schade ist, da sich das Spiel ansonsten sehr um das mitten drin-Gefühl kümmert. Apropos PS: Hier haben die Entwickler geklotzt und nicht gekleckert! Stolze 600 (!) Fahrzeuge sind bei „Motorfest“ mit dabei. Alle ähneln ihren realen Vorbildern sehr stark, auch wenn sie nicht so ausgefeilte Cockpits haben, wie bei „Gran Turismo 7“ oder beeindruckende Lackspiegelungen wie bei „Forza“. Dennoch erkennt man jeden Wagen und freut sich wie ein Schneekönig, wenn ein neues Auto im eigenen Fuhrpark steht. Im Fuhrpark zu finden sind – auf Wunsch dank Importfunktion – auch eure Autos, die ihr im Vorgänger gesammelt habt.

Wer sich online gegen andere Fahrer messen will, der bekommt bei „The Crew Motorfest“ ebenfalls enorm viel zu tun. Innerhalb fester Zeitrahmen stellt das Spiel Events vor, die ihr dann fahren könnt, um euch so gegen Spielerinnen und Spieler aus aller Welt zu messen. Dies klappt erstaunlich gut. In unseren Test-Sessions hatten wir mit keinerlei Lags oder Verbindungsabbrüchen zu kämpfen, was sich natürlich zum Release hin noch ändern kann. Allerdings sind wir zuversichtlich, dass Ubisoft das hinbekommen wird.

Fazit: Wer sich auf „The Crew Motorfest“ gefreut hat, der wird wahrlich nicht enttäuscht. Denn das, was „Forza Horizon“ schmerzlich vermissen lässt, bietet euch der Ubisoft-Titel: Rennen zu Lande, zu Wasser und in der Luft! Auch wenn das auf Knopfdruck mögliche Switchen zum Flugzeug oder Boot zwischen den einzelnen Rennen jederzeit machbar ist, nutzt man es in den meisten Fällen eher zum schnelleren Vorankommen. Da es auch Motorräder gibt, hat „Motorfest“ auch hier die Nase vorn. In Punkto Grafik zieht „Motorfest“ zwar den Kürzeren, kann aber mit wunderschönen Panoramen und einer nicht zu überladenen Karte punkten. Die Steuerung geht schnell in Fleisch und Blut über und die Rennen sind – dank fünf Schwierigkeitsstufen – für Einsteiger und Profis gleichermaßen unterhaltsam. Online haben wir bislang nur an der Oberfläche gekratzt, können aber auch hier über Abwechslung ebenso wenig klagen, wie bei den Playlists. Zwar gibt es keine Story und die KI-Kollegen können nerven. Aber dank 15 unterschiedlicher Playlists hat man eine Menge zu tun und die KI kann man entweder abschalten oder aber den oft wirklich interessanten Infos über Hawaii lauschen.

9Ganz klar: Es wird viele Fans und Kritiker geben, die auch hier einiges zu bemängeln gibt. Dennoch hatten wir mit „The Crew Motorfest“ eine Menge Spaß und finden das Ganze auch weniger abgenutzt und angestaubt, als beim Mitbewerber aus dem Hause Microsoft. Insgesamt eine wirklich tolle Leistung!

Die inn-joy Redaktion vergibt 9 von 10 Punkten.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Ubisoft für das zur Verfügung gestellte Testexemplar.

U. Sperling

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