Dustborn - Review (XBSX)
Achtung, dieses Spiel ist eine Mogelpackung! Diesen Satz als Warnung vor eine Review zu setzen, ist eigentlich nichts, was wir normalerweise machen. Doch bei „Dustborn“ von Entwickler Red Thread und Publisher Quantic Dream, bekommt ihr nicht das, was ihr euch vielleicht noch im Vorfeld erhofft habt. Warum dem so ist, klären wir im Test.
Das ist alles nur geklaut
Eigentlich bin ich vollkommen neutral an das Spiel herangegangen. Ich habe mir gedacht: Hey! Da kommt ein Spiel, dass uns mit einer komplexen Story mit zahlreichen Wendungen und Entscheidungsmöglichkeiten in bester Don’t-Nod- und TellTale-Manier unterhalten will und als Publisher fungiert Quantic Dream – seines Zeichens verantwortlich u.a. für „Detroit: Become Human“ – da kann doch nichts schief gehen. Mehr hatte ich eigentlich nicht im Kopf.
Was ich dann allerdings geboten bekam, war ein ziemlich irritierender Verschnitt ganz unterschiedlicher Spiele und Genre. Da wäre zum ersten natürlich die Roadtrip-Story zu nennen. Im Jahr 2030 muss eine Gruppe junger Menschen quer durch die ehemaligen Vereinigten Staaten von Amerika reisen, um eine zunächst nicht näher bekannte „Fracht“ von ihrem Startpunkt im Westen des Landes zum Ziel, im Osten zu bringen. Dass das Ganze in einer alternativen Zeit spielt, erkennt ihr schon daran, dass der ehemalige US-Präsident John F. Kennedy hier nicht Opfer eines Attentats wurde, sondern stattdessen seine Frau und dass Kennedy seine Geliebte, die Schauspielerin und Sängerin Marilyn Monroe geheiratet hat, die in Wirklichkeit auch schon seit vielen Jahren tot ist, hier jedoch mittlerweile 104 Jahre alt ist.
2030 existieren die USA in ihrer uns heute bekannten Art nicht mehr. Stattdessen gibt es verschiedene Fraktionen, eine entmilitarisierte Zone und die verfolgten „Anomals“, eine Art Mutanten nur ohne MCU und ohne 20th Century Fox. Unsere Gruppe setzt sich (bis auf einen Charakter) aus genau jenen „Anomals“ zusammen, die alle ihre eigenen Kräfte und Hintergrundgeschichten mitbringen.
Die Protagonisten, in deren Rolle ihr in „Dustborn“ schlüpft, heißt Pax. Ihre „Gabe“ ist es, Menschen mithilfe ihrer Stimme zu beeinflussen, indem sie deren Emotionen verstärkt. Mit dabei ist Sai, die wiederum ihren Körper verändert, um beispielsweise stärker zu werden. Die Dritte im Bunde kann Gefühle ihres Gegenübers im Zaum halten. Last but not least haben wir Theo, der kein „Anomal“ ist.
Um sicher durch die ehemaligen Staaten zu gelangen und nicht mitsamt der „Fracht“ aufzufliegen, täuschen die vier vor, eine Band zu sein, die quer durchs Land und von Gig zu Gig zieht. Was zunächst recht interessant und spannend klingt, hat mich persönlich jedoch schon recht früh komplett verloren. Dies liegt daran, dass hier enorm viele Dialoge von den Sprecherinnen und Sprechern heruntergespult werden, die mich jedoch zu keiner Zeit in ihren Bann ziehen konnten. Dies liegt daran, dass sie teilweise uninteressant geschrieben sind und – viel schlimmer – komplett auf Englisch daherkommen. Gerade aufgrund der Akzente sind die Dialoge nicht immer leicht zu verstehen. Und die deutschen Untertitel sind zwar gut. Aber: Erstens bauen sie sich oftmals untereinander auf, sodass ich mich während des Lesens sich konzentrieren musste, in welcher Zeile ich gerade war. Zweitens geht durch das permanente Lesen der Untertitel viel von der Immersion verloren, da ich nicht parallel auf das Bildschirmgeschehen schauen konnte. Dann kommt hinzu, dass ihr mögliche Optionen der Gesprächsführung, die eher kryptisch sind, entweder direkt aussprechen könnt, oder aber ihr lasst sich durch einen kurzen Druck auf den entsprechenden Button „vordenken“. Dann kommt hinzu, dass ihr für einige Antworten nicht viel Zeit habt und ab und an die Antworten nicht von den übrigen Mitgliedern kommentiert werden. Ja: Das Ganze soll ein Comic werden und euch verschiedene Möglichkeiten bieten, die Geschichte zu verändern und auch mal eine Sackgasse zu betreten. Aber insgesamt ist mir das alles too much.
Dann werden immer mal wieder Auftritte der Band oder kleine musikalische Momente eingebaut, in denen ich in einem gewissen Rhythmus Tasten drücken soll, um ein Lied oder nur den Teil eines Liedes zusammenzufügen. Das alles hatten wir schon mal, nur in besser gemacht. Und dann gibt es noch die Kämpfe, welche allerdings überhaupt keinen Spaß machen. Stumpfes Gekloppe gegen Wellen an Gegnern bricht die Roadtrip-Atmosphäre dann vollkommen. Dieser wilde Mix mag einige Fans erfreuen; mir hat er keinen Spaß gemacht. Auch, dass euch das Spiel vorgaukelt, ihr könntet mit euren Dialog-Entscheidungen groß das Spiel ändern, ist falsch. Mehr will ich an dieser Stelle allerdings nicht verraten, da ich euch den Spielspaß nicht vermiesen will, den ihr vielleicht durchaus mit „Dustborn“ habt.