Star Wars Outlaws - Review (PS5)
Wann hat das Star Wars-Universum eigentlich seine Magie verloren? Für Fans der allerersten Stunde dürfte dies zweifellos der Moment gewesen sein, als beschlossen wurde, die „alte“ Trilogie um weitere drei Filme zu ergänzen, für andere spätestens mit der dritten Trilogie, die in einem zumindest Luke Skywalker unwürdigen Abschluss gipfelte. Doch leider ist Geld machen heutzutage wichtiger, als Fans mit guten Ideen, kreativen Ansätzen oder – im besten Fall – zum Kanon passenden Filmen und Serien zu unterhalten.
Stattdessen wurde durch Disney die Lizenzkuh so lange gemolken, bis sie unter „The Akolyte“ fast vollständig zusammengebrochen ist. Doch Disney wäre nicht Disney, wenn man die Lizenzkuh vor dem Abdecker bewahrt hätte, um weitere neue Serien in Stellung zu bringen bzw. Fortsetzungen anzukündigen, nicht zuletzt, um wieder Tonnen an Merch rauszuhauen, der Fans oftmals ebenso ratlos zurücklässt, wie im Anblick der Serien. Ob „Star Wars Outlaws“ von Ubisoft da eine Ausnahme bilden kann, oder ob hier „mehr von Disney mit mehr von der Ubisoft-Formel“ (die vielen Fans ähnlich zum Hals raushängt, wie die Filme und Serien), geboten wird, haben wir für euch herausgefunden.
Mehr vom Selben oder Mut zu einem Schritt nach vorne?
Auch wenn ich schon beim Verfassen dieser Zeilen ganz genau weiß, dass es eine mehr als totgerittene Phrase ist, muss man bei allen Ubisoft-Titeln, die uns mit einer offenen Spielwelt „beglücken“, doch nach wie vor ganz genau hinschauen, ob wir hier abermals mit unzähligen Zeichen auf der Karte quasi erschlagen werden. Doch überraschenderweise hält sich der Entwickler für seine Verhältnisse extrem zurück und überlässt es euch, herauszufinden, wie ihr auf dem Weg zu einem Missionsziel vorgehen wollt. Endlich müsst ihr keine Türme hinaufklettern, um mehr von der Karte zu entdecken, Gegner-Nester ausheben oder unendlich viel Sammelkram aufklauben, auch wenn es den in „Outlaws“ durchaus zu entdecken gibt. Auch auf einen komplexen Talentbaum wurde hier verzichtet. Stattdessen stehen die Action und das Schleichen ganz klar im Vordergrund. Mehr dazu später.
Doch worum geht es im neusten Spiel im Star Wars-Universum überhaupt? In „Star Wars Outlaws“ schlüpft ihr in die Rolle der jungen gesetzlosen Gaunerin Kay Vess. Die Handlung ist zwischen den Filmen „Das Imperium schlägt zurück“ und „Die Rückkehr der Jedi-Ritter angesiedelt“, so Entwickler Massive Games. Kay und ihr tierischer Begleiter Nix, der für sie Gegner und Überwachungskameras ablenkt, Feinde angreift, Türen öffnet und Gegenstände holt, arbeiten für unterschiedliche Syndikate.
Aber eigentlich möchte Kay vom Planeten Canto Bight abhauen, um das wirklich große Ding zu drehen in den Kernwelten des Universums. Um das Geld dafür aufzutreiben, lässt sich Kay auf einen Deal ein, den mächtigen Boss eines Verbrechersyndikats zu bestehlen. Doch dabei kommt es – wie sollte es auch anders sein – anders, als Kay es sich erhofft. Sie wird erwischt und muss mit einem gestohlenen Raumschiff fliehen. Dummerweise wurde ein Kopfgeld auf Kay ausgesetzt sowie ein sogenannter „Todesmarker“, der sie zu einer Vogelfreien erklärt. Und dennoch bekommt sie erneut die Chance, sich einen großen Namen unter den Gesetzlosen und Dieben zu machen. Hierfür muss sich Key „nur“ eine Mannschaft zusammenstellen. Dass das leichter gesagt als getan ist, könnt ihr euch denken. Denn um das Ziel zu erfüllen, müsst ihr mit Key und Nix verschiedene Planeten durchkämmen, Aufgaben lösen und vieles andere mehr. Und dann wären auch noch die drei konkurrierende Gangstersyndikate, die euch in die Quere kommen.
Ohne Lichtschwert und Macht, aber dennoch nicht hilflos
Die Story, die zwar eine andere Seite einnimmt, als in Filmen und Serien, ist zwar ganz ordentlich geschrieben, reißt aber keinen echten Fan vom Hocker. Dafür sind die Charaktere viel zu oberflächlich gezeichnet und dienen teilweise nur als Lückenfüller. Sie alle haben keine richtige Hintergrundgeschichte und dienen eher als Staffage, was auch für Kay gilt. Der wirkliche Star ist Nix, der einfach nur drollig ist. Wenn er für Kay die Kohlen aus dem Feuer holt, ist man froh, dass er weder verletzt werden noch sterben kann. Die eigentlichen Charaktere sind aber nicht nur oberflächlich gezeichnet worden, sondern auch sehr leicht in die Kategorien „gut“ und „böse“ einzuordnen. Wendungen, spannende Einfälle oder ähnliches findet ihr nicht.
Da Kay keine Macht besitzt und auch ohne Lichtschwert kämpfen muss, ist sie mit ein paar Waffen und Granaten unterwegs. Da die Gegner in Stärke und vor allem Anzahl ihr deutlich überlegen sind, empfiehlt es sich, offene Gefechte zu vermeiden. Nicht nur, weil die Waffen schnell überhitzen, sondern auch, weil in vielen Missionen das Schleichen die einzige Möglichkeit bietet, zum Ziel zu gelangen. Ab und an ist da Frust vorprogrammiert, wenn ihr in einem Areal recht weit gekommen seid, und trotzdem von euren Gegnern entdeckt werdet. Dann heißt es: Neustart vom letzten automatischen Speicherpunkt.
Neben dem Schießen und dem Schleichen kommt ein dritter Gameplay-Aspekt hinzu: das gute, alte Klettern. Hier werden Erinnerungen an Lara Croft und Nathan Drake geweckt, wobei Kay weder so akrobatisch zur Sache geht, wie Ms. Croft, noch die Klettereien so packend inszeniert sind, wie bei „Uncharted“. Auch hier ist – wie bei den anderen Elementen – deutlich Luft nach oben.
Ein Punkt, der im Test wirklich Nerven gekostet hat, sind die ungenaue Karte und das „Navi“. Nicht selten stand ich in den Arealen an Punkten, wo eigentlich mein Ziel hätte sein sollen, ohne zu erkennen, wie ich dorthin kommen sollte, da die Richtungsanzeigen eher grob gehalten sind. Auch in den Weltraumgefechten, die durchaus gelungen sind, kam ich nicht selten außerhalb des Missionsgebietes an, da mir der Zielpunkt nicht gut genug angezeigt wurde.
Stimmungsvolle Atmosphäre – mit Abstrichen
In Sachen Grafik bietet euch Star Wars Outlaws stimmungsvolle Welten, die jedoch in einigen Bereichen von matschigen Texturen, Kantenflimmern und hin und wieder leichte Ruckler getrübt werden. Leider gilt dies ebenfalls für die Charaktere, deren Gesichter stellenweise nicht mehr zeitgemäß animiert sind, sich zu selten unterscheiden und nicht immer sonderlich detailreich ausgestaltet sind. Gleiches gilt auch für die Haare, wie beispielsweise bei Kay, die so auch auf der PS4 hätten durchgehen können. Besser fallen dagegen die Zwischensequenzen aus, die stellenweise durch eine tolle Kameraführung überzeugen. Die deutsche Sprachausgabe ist wiederum gelungen, die Soundkulisse sehr lebendig und gut auf die heimischen Boxen verteilt und der Score weiß in typischer Star Wars-Manier zu überzeugen.
Fazit: Mit Star Wars Outlaws geht Ubisoft auf Nummer sicher und bietet nichts, was wir nicht schon aus den Filmen oder anderen Spielen kennen. Die Story ist Durchschnitt, die Missionen nicht sonderlich vielfältig und das Gameplay hat seine Schwächen. Und dennoch macht das Spiel Spaß, was nicht zuletzt an seiner Mischung liegt und an Nix, ohne den das Spiel eines von weiteren Ubisoft-Spielen (nur ohne die überladene Karte) wäre.
Wir bedanken uns bei Ubisoft für das zur Verfügung gestellte Testmuster.
L. Zimmermann