Call of Duty: Black Ops 6 - Kampagnen-Test (PS5)
Es gibt Dinge, die sind so sicher, wie das „Amen“ in der Kirche. Dazu gehört unter anderem, dass (fast) alljährlich im Herbst ein neuer Ableger des „Call of Duty“-Franchise veröffentlicht wird. Die beiden größten Reihen innerhalb des beliebten "Call of Duty"-Franchise sind dabei „Modern Warfare“ und „Black Ops“. Und nachdem „Modern Warfare III“ sich keiner allzu großen Beliebtheit erfreute, soll „Black Ops 6“ von „Treyarch“ es wieder richten. Wir haben uns die Kampagne angeschaut und klären, ob der neuste Ableger an den Erfolg von „Black Ops: Cold War“ anschließen kann.
Bekannte und neue Gesichter
Wer die „Black Ops“-Reihe seit ihrem Start im Jahr 2010 verfolgt hat, der weiß, dass die Ableger zur Zeit des Kalten Krieges, aber auch in der Zukunft angesiedelt sind. Dies änderte sich mit „Black Ops 4", als man erstmals auf eine traditionelle Einzelspieler-Kampagne verzichtete, und sich auf diverse Mehrspieler-Modi, einschließlich Battle Royale ("Blackout") und Zombies fokussierte.
„Call of Duty: Black Ops Cold War" kehrte man jedoch wieder zu den Wurzeln der Serie zurück. Die Handlung fungierte als direkte Fortsetzung des ersten Teils und brachte bekannte Charaktere wie Alex Mason und Frank Woods zurück. Dabei werden reale historische Ereignisse mit fiktiven Elementen verknüpft, um eine packende Spionagegeschichte zu erzählen.
Nun, mit „Call of Duty: Black Ops 6“ schließt Tryarch exakt an diese Verknüpfung aus realen und fiktiven Elementen an und erzählt uns eine – für CoD-Verhältnisse – umfangreiche und packend inszenierte Geschichte, die den Krieg der US-Amerikaner gegen Saddam Hussein im Jahr 1991 als Aufhänger nutzt. Natürlich spielen auch die Russen eine Rolle und natürlich geht es auch wieder einmal um eine Waffe, die in den falschen Händen zu einer großen Katastrophe führen kann.
Die Geschichte beginnt mit der Entlassung von Woods und seinen Kollegen aus dem aktiven Dienst der CIA, nachdem ein Einsatz im Irak schiefgegangen ist. Auf eigene Verantwortung versuchen sie herauszufinden, was und wer hinter dem vermasselten Einsatz steckt und warum wie aus dem Nichts die paramilitärische Einheit namens „Pantheon“ auftaucht und Jagd auf sie macht.
Die rund zehnstündige Kampagne wird wieder einmal in hervorragenden Zwischensequenzen vorangetrieben, die mit jeder Menge Action garniert ist. Auch während der umfangreichen und erneut abwechslungsreichen Missionen geht es äußerst brachial zu. Die Inszenierung ist erneut der Star. Aber – und das ist besonders hervorzuheben – „Black Ops 6“ hat auch seine ruhigen Minuten, wenn es nicht auf brachiale Action und Schießbuden-Sequenzen ankommt.
Atmosphäre wird abermals großgeschrieben
Die Orte der Handlung des neuen Teils sind sehr abwechslungsreich und wurden grandios umgesetzt. Vor allem einer der Paläste Saddams und ein Casino beeindrucken und lassen und staunen, wenngleich nicht immer Zeit hierfür ist. Dabei ist es nicht nur der enorme Detailgrad, der uns begeistert, sondern auch das tolle Licht- und Schattenspiel, das sie Szenarien teils magisch anmuten lässt. Auch die Effekte können sich sehen lassen. Bei den Charakteren hingegen bleiben gemischte Gefühle zurück. Während die Protagonisten vor allem durch stellenweise sehr lebendige Mimik punkten, sehen NPCs eher altbacken aus. Dies gilt auch für die Haare von Figuren, die wie aufgeklebt wirken. Alles in allem sind wir gespannt, ob Treyarch zum Start der neuen PS5 Pro dem Spiel ein größeres grafisches Update spendieren wird, was gerade im Bereich des Raytracing das optische Erlebnis noch weiter verbessern dürfte.
Dass Treyarch bewusst auf eine Open World verzichtet und uns schlauchförmige Level bietet, ist dank der atmosphärisch dichten Level kein Problem. Schade hingegen ist, dass auch im neuen Ableger die gegnerische KI einmal mehr nicht über Schießbuden-Niveau hinauskommt. Warum das in 2024 noch sein muss, bleibt ein Rätsel.
Action bis zum Anschlag bieten die „normalen“ Level. Ganz besonders krass wird es allerdings in einem Level, welches auf Zombies und Monster setzt. Ja, ihr habt richtig gelesen: Nicht nur im Mehrspieler, sondern auch innerhalb der Kampagne tauchen die Untoten nun auf. Hier allerdings ist das Ganze zwar ziemlich abgefahren, aber dann auch passend. Mehr wollen wir euch selbstverständlich nicht verraten.
Apropos „neu und etwas unerwartet“: In „Black Ops 6“ dürft ihr sogar innerhalb der Level Geld einsacken, um eure Basis, die in einer großen Villa angesiedelt ist, auszubauen. Neben einem Trainingsbereich steht auch ein Waffenlager zur Verfügung, wo ihr unter anderem Upgrades vornehmen könnt.
Ein Wort noch zur akustischen Untermalung und zum Soundtrack: Auch hier gelingt es den Entwicklern von Treyarch eine dichte Atmosphäre aufzubauen. Sei es die hervorragend-räumliche Akustik, die sogar Dolby Atmos unterstützt, seien es die noch realistischer klingenden Waffen oder die deutschen Synchronsprecherinnen und Sprecher, die einen guten bis teilweise sehr guten Job machen. All das greift perfekt ineinander und zeigt, wie stark ein Shooter von der akustischen Wirkung getragen wird. Was mir allerdings persönlich fehlt, ist in einigen Szenen der 90er-Sound. Zwar gibt es kurze Momente, die den „musikalischen Charme“ der 1990er einfangen. Doch einige Hits hätten die Story noch etwas „runder“ gemacht. Ein kleiner Wermutstropfen: Wie gewohnt bleibt ihr in eurer Rolle stumm. Zwar gibt es Dialoge, während denen ihr verschiedene Gesprächsoptionen auswählen könnt. Diese werden jedoch von euch nur ausgewählt und nicht von eurem Alter Ego ausgesprochen und die Antworten haben keinerlei Auswirkungen auf die Handlung.
Dass Treyarch die Stärke des DualSense-Controllers nicht ausreichend umsetzt, ist schade und ein Rückschritt, da der Vorgänger hier besser aufgestellt war. So gibt es zwar Rumble-Support. Doch die Waffen fühlen sich mangels Feedback nicht realistischer und dadurch auch gleich an. Schade!
Fazit: Mit „Call of Duty: Black Ops 6“ hat Treyarch an den tollen hauseigenen Teil „Cold War“ anknüpfen können und liefert eine der besten Kampagnen der Serie. Auch wenn es einige negative Punkte, wie die strohdumme KI, nach wie vor gibt, punktet die Story durch einige interessante Momente, eine äußerst dichte Atmosphäre und einen – für CoD-Verhältnisse – recht umfangreichen Story-Modus. Wer die Reihe nur für die Singleplayer-Kampagne kauft, kann hier getrost zugreifen!
Wir bedanken uns bei Activision für das zur Verfügung gestellte Testexemplar.
U. Sperling