Monster Hunter Wilds | Review (Xbox Series X)
Stell dir vor, du betrittst eine Welt, in der gigantische Kreaturen durch dichte Wälder streifen, in der die Luft von den Schreien der Bestien erfüllt ist und in der jeder Schritt dein letzter sein könnte. Willkommen in der Welt von „Monster Hunter Wilds“ auf der Xbox Series X, dem neuesten und vielleicht ambitioniertesten Titel der legendären Monster Hunter-Reihe. Bereit für das Abenteuer deines Lebens?
Geschichte der Monster Hunter-Reihe
Die Monster Hunter-Reihe, entwickelt von Capcom, hat seit ihrem Debüt im Jahr 2004 eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen. Ursprünglich auf der PlayStation 2 veröffentlicht, hat sich die Serie schnell zu einem weltweiten Phänomen entwickelt. Mit jedem neuen Titel wurden die Spiele größer, komplexer und zugänglicher, ohne dabei den Kern der Serie zu verlieren: das Jagen und Besiegen gigantischer Monster. Von „Monster Hunter Freedom“ auf der PSP bis hin zu „Monster Hunter World“ auf den gegenwärtigen Konsolen, hat die Serie immer wieder neue Maßstäbe gesetzt.
Und auch „Monster Hunter Wilds“ bringt einige Neuerungen mit, die sowohl Veteranen als auch Neueinsteiger ansprechen. Vor allem die „nahtlose“, offene Spielwelt, die ohne Ladezeiten erkundet werden kann, ist ein Novum. Doch das Besondere dabei ist nicht nur, dass es sich um eine offene Welt handelt, sondern auch, dass sich die Umgebung dynamisch verändert, was dazu führt, dass ihr immer wieder andere Taktiken ausprobieren könnt. Natürlich sind auch eine neue Story, neue Waffen und Rüstungen, ein erweitertes Crafting-System und – als „Stars“ der Reihe – neue Monster, die darauf warten, euch den Garaus zu machen!
Auf der Jagd nach dem weißen Geist
Die Geschichte von „Monster Hunter Wilds“ legt bereits im Intro den Fokus auf Drama. Ihr lernt den Jungen namens Nata kennen, der mit einigen Personen in einer Höhle gefangen und von einem Monster von außen bedroht wird. In letzter Sekunde wird Nata aus der Höhle geschmuggelt, um dem gefährlichen Monster zu entkommen. Aufgegriffen von einem Trupp Jäger wird Nata gerettet. Diese sind auf dem Weg in das verbotene Land. Dort wollen sie den „weißen Geist“ jagen, das ultimative Monster und Nata zurück zu seinem Stamm zu bringen. Die Story ist dabei recht gut geschrieben, steckt voller interessanter Charaktere und Einfälle. Wie bei den meisten Rollenspielen wird hier viel geredet. Wer dies nicht mag, der kann die Dialoge jederzeit überspringen.
Bevor ihr jedoch die Jagd startet, erstellt ihr im umfangreichen Editor euer Alter Ego und passt ihn oder sie euren Wünschen entsprechend an. Im Laufe der Zeit könnt ihr genretypisch euren Charakter verbessern sowie neue und bessere Rüstungsteile finden, kaufen oder verbessern. Die Kämpfe gegen die immer stärker werdenden Monster können mit vierzehn unterschiedlichen Waffentypen ausgetragen werden. Neben Ein- und Zweihändern gibt es beispielsweise auch klassische Bögen, eine Doppelklinge und so fort. Fallen, Heilmittel und Co. Werden über Ressourcen, die euch die Natur um euch rum bietet, hergestellt.
Als Begleiter steht euch erneut ein Palico, das aus der Reihe bekannte Katzenwesen, zur Seite sowie die Schmiedin Gemma, welche sich um eure Waffen und Rüstungen kümmert, die Expertin Alma sowie Wissenschaftler und Jäger. Sie alle sind im Camp anzutreffen und stehen euch mit Rat und Tat zur Seite.
Neben der Story gibt es unzählige Quests von NPCs, die ihr erfüllen könnt. Diese sind ebenfalls interessant und laden euch ein, noch mehr über die Welt von „Monster Hunter Wilds“ zu erfahren.
Offene Welt? Jein
Gerade habe ich zwar von einer „offenen“ Welt geschrieben, was für Verhältnisse der Serie eigentlich stimmt. Doch so ganz offen ist die Welt von „Wilds“ dann doch nicht. Zwar bietet euch das Spiel fünf unterschiedliche Biome mit eigens für diese Biome erschaffenen Monstern. Doch sind sie allesamt in sich geschlossen und führen über einen Pfad immer wieder zusammen. Pro Biom gibt es ein neues Basislager für euren Trupp und ganz verschiedene Dörfer. Und trotzdem fühlt sich für Veteranen der Serie das hier fast wie eine offene Welt an, da es euch geschickt vorgaukelt, alle Areale innerhalb der jeweiligen Biome erreichen zu können. Um von einem Ort zum anderen zu gelangen, müsst ihr nicht zu Fuß stundenlang durch die Gegend ziehen, sondern nutzt Saikrii. Diese großen Vögel dienen als Last- und Reittier, können jedoch weder fliegen noch kämpfen. Immerhin könnt ihr auf dem Rücken der Vögel die Monster automatisch anvisieren und einer vorgegebenen Route folgen.
Da geht noch was
Vor einem Problem, was viele Spiele mit einer mehr oder weniger offenen Spielwelt plagt, bleibt auch „Monster Hunter Wilds“ nicht verschont. Denn während einige Biome wirklich faszinierend sind, mit einer beeindruckenden Flora und Fauna sowie schicken Wettereffekten zeigen, was die Xbox Series X zu leisten imstande ist, fallen andere Gebiete im Vergleich dazu ab. Was wir dem Spiel jedoch attestieren können: Mit einem entsprechenden 4K-OLED-TV und HDR sehen vor allem die Lichtspiele und Schatten beeindruckend aus. Einzig die Charaktere – vor allem ihre Haare – können leider nicht mithalten, was sehr schade ist, geht hier doch ein wenig Immersion verloren. Auf der „Haben-Seite“ verbucht „Monster Hunter Wilds“ wiederum einen orchestralen Sound mit einer hervorragenden Abmischung, die jedes noch so feine Detail der Umgebungen darstellen kann und eine gute Vertonung.
Das Herz des Spiels – die Kämpfe
Kommen wir mal zu dem, was euch vermutlich am meisten interessieren dürfte: Die Kämpfe gegen die zahlreichen Monster, um die es ja bei einem „Monster Hunter“-Spiel schon im Titel geht. Während euch Capcom zunächst noch etwas kleinere und einfacher zu erlegende Viecher vorsetzt, um nicht schon gleich für Frustmomente zu sorgen, treten schon bald richtige Brocken auf, die euch ordentlich fordern und alles von euch abverlangen werden. Je nachdem, wie weit ihr in den Biomen vorangekommen seid, werden die Kämpfe mit der richtigen Waffe und einer guten Rüstung gut und gerne eine Viertelstunde und mehr von eurer Zeit binden. Manchmal kann es auch länger werden. Bei den letzten Gegnern kamen wir dann auch auf über eine halbe Stunde. Da die Kämpfe immer intensiver und abwechslungsreicher werden, ist die Motivation da, weiterzumachen. Schön: Schwachstellen von Monstern sind dieses Mal gut auszumachen und zu nutzen. Die gut umgesetzte Steuerung sorgt dafür, dass es mit Blocken und Ausweichen gut funktioniert. Lediglich Anfänger könnten schon mal durcheinandergeraten und im Eifer des Gefechts hin und wieder aus Versehen die falsche Taste drücken und auch das stellenweise auftretende Button-Mashing ist nicht unbedingt jedermanns Sache. Gut, dass es da Fallen gibt, die euch unterstützen sowie andere Items, die wir an dieser Stelle jedoch nicht verraten werden. Wen das alles dennoch überfordert, der kann auch per Leuchtsignal andere Charaktere oder echt Spieler rufen, um dann die Monster gemeinsam zu besiegen. Wer mag, kann auch über alle Plattformen hinweg mit Freunden spielen, da endlich Crossplay mit eingebunden wurde.
Fazit: „Monster Hunter Wilds“ ist ganz klar der beste Teil von allen, der mit einigen Neuerungen, einer guten Inszenierung, jeder Menge neuer Monster uns packenden, teils brachialen Kämpfen punktet.
Wir bedanken uns bei Capcom für das zur Verfügung gestellte Testmuster.
L. Zimmermann