Split Fiction | Review (PS5 Pro)
Es gibt Entwickler, da weiß man als Spieler, dass, wenn sie ein neues Spiel herausbringen, dieses Spiel ein Kracher wird. Früher zählten Activision Blizzard oder auch BioWare dazu. In den vergangenen Jahren ist es unter anderem bei den Hazelight Studios der Fall, die im Bereich der Koop-Titel bisher jede ihrer Veröffentlichungen zum Hit gemacht haben. Das war bereits bei „A Way Out“ so und auch der zweite Titel des Entwicklerstudios, „It Takes Two“, konnte Fans in der ganzen Welt überzeugen. Mit „Split Fiction“ ist nun das dritte Spiel erschienen. Ob es an die beiden grandiosen Vorgänger anschließen kann, verrät euch der Test, den wir anhand der PS5 (Pro)-Version verfasst haben.
Wenn die Wissenschaft zur Gier wird
In „Split Fiction“ treffen zwei junge Damen aufeinander, die eine gemeinsame Leidenschaft verbindet, die aber unterschiedlicher kaum sein können. Denn Mio und Zoe sind beide Nachwuchsautorinnen, haben jedoch beide ganz verschiedene Vorlieben. Während Mio sich dem Genre der Science-Fiction verschrieben hat, schwärmt Zoe für Fantasy.
Eines Tages treffen unsere Protagonistinnen wider Willen in einem Aufzug des Verlagshauses von „Rader Publishing“ aufeinander. Während Mio noch ihren Gedanken nachhängt, wird sie von Zoe mit Smalltalk überwältigt. Kurz: Der Start hätte nicht schwieriger sein können.
In den Hallen von „Rader Publishing“ scheint es erst einmal wie in ihrem Wunschtraum zuzugehen und beide erhoffen sich, groß mit ihren Ideen herauszukommen. Doch wenig später werden sie Teil eines Experiments, welches unter der Leitung von J.D. Rader höchstpersönlich geleitet wird. Dieser behauptet, die Anwesenden Schriftsteller und Schriftstellerrinnen könnten – dank seiner Erfindung und einer brandneuen Technologie – ihre eigenen Geschichten erleben und erfahren. Während die anderen Teilnehmer dem Experiment zustimmen, weigert sich Mio standhaft, als Versuchskaninchen eingebunden zu werden. Sie droht Rader auszusteigen, was dieser schroff ablehnt. So kommt es zu einem Handgemenge, bei dem Rader Mio in die „Gedankenblase“ von Zoe stößt. So kommt, was nicht sein darf: Beide werden in einer Blase eingeschlossen und müssen von nun an gemeinsam die Geschichten der jeweils anderen und ihre eigenen Geschichten gemeinsam erleben.
Mehr wollen wir an dieser Stelle natürlich von der wirklich gut geschriebenen Story nicht verraten. Dass die Story qualitativ sehr hochwertig ist, kann man bei „Hazelight Studios“ als gegeben voraussetzen, waren doch in den beiden Vorgängern die Geschichten auch schon eine der großen Stärken des jeweiligen Titels. Und so ist es auch bei „Split Fiction“. Dass das Ganze dann auch noch komplett lokalisiert wurde und die Sprecherinnen ausgezeichnete Arbeit leisten, ist dann noch die Kirsche auf der Sahnetorte.
Wo haben die nur all diese Einfälle her?
Diese Frage haben wir uns in den rund 14 Stunden, die ihr mit der Geschichte von Mio und Zoe erlebt, häufig gestellt. Denn jedes Szenario ist komplett anders, auch wenn sich gewisse Gameplay-Elemente wiederholen. Mal sind wir in einem verwunschenen Wald unterwegs und können unsere Gestalt wandeln, um verschiedene Aufgaben und Rätsel zu bewältigen. Mal schlüpfen wir in die Rolle von Schweinen und landen am Schluss des Levels – ach! Findet es doch selbst heraus.
All diese stellenweise aberwitzigen Einfälle packen die Entwickler in stimmungsvolle Settings, die Realität mit Surrealem geschickt verbinden und immer wieder noch eine Schüppe drauflegen. Auch die Bosskämpfe sind teilweise extrem abgedreht. Dabei bleibt das Spiel fair. Sollte eine von euch sterben, muss sie bzw. er die Dreieck-Taste drücken, während die andere (oder der) weitermachen kann. Innerhalb der Bosskämpfe könnt ihr an gewissen Punkten ebenfalls einfach weitermachen, sodass es hier selten zu Frustmomenten kommt. Wenn es dennoch mal passiert, liegt es vor allem an der nicht immer optimalen Kameraposition, die euch in größeren Gefechten oder schnellen Aktionen schnell die Übersicht verlieren lässt, zumal es keine Lock-On-Funktion gibt.
Wie bei den beiden Vorgängern, so geschieht auch bei „Split Fiction“ alles in Partnerarbeit. Meist im Split-Screen, hin und wieder auf einem Bildschirm, der ab und an die beiden Figuren leider sehr klein wirken lässt, da die Entwickler so möglichst viel vom Levelaufbau zeigen wollen, seid ihr stets zu zweit unterwegs. Wer keinen menschlichen Mitspieler hat, sollte einen Bogen um den Titel machen, da er nicht mit KI-Begleiter oder online gespielt werden kann. Dies ist auch gut so, da das gemeinsame Leiden, die Freude und die Story auch nur mit einem Mitspieler aus Fleisch und Blut funktioniert.
In Sachen Grafik konnte uns „Split Fiction“ in unserer Testversion, die zugleich der Verkaufsversion entspricht, absolut überzeugen. Auf der PS 5 Pro gab es keine Einbrüche oder sonstigen Probleme zu erkennen.
Fazit: Für uns haben die Entwickler der Hazelight Studios mit „Split Fiction“ das bislang beste Spiel ihres Repertoires herausgebracht. Während die beiden Vorgänger noch auf einen Ort beschränkt waren, schöpft man hier aus dem vollen und zeigt, über welch kreatives Potenzial noch verfügt. Hier haben wir wieder einen waschechten Koop-Hit, den wir jedem absolut empfehlen können.
Wir bedanken uns bei Electronic Arts für das zur Verfügung gestellte Testexemplar.
U. Sperling