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| Marc Heiland | Konsolen

Borderlands4Bild1Als langjähriger Fan der Borderlands-Reihe war ich natürlich unglaublich gespannt, wie Gearbox es schaffen würde, den Geist der Serie in Borderlands 4 auf die Xbox zu bringen. Und was soll ich sagen? Das Spiel liefert in vielerlei Hinsicht genau das, was man sich erhofft, aber auch einige Überraschungen – sowohl positive als auch kleinere Stolpersteine. Schon nach den ersten Stunden merkt man, dass Gearbox diesmal einen mutigen Schritt gemacht hat: weg von segmentierten Levels, hin zu einer wirklich offenen Welt, die nahtlos erkundet werden kann.

Die vier Regionen von Kairos sind abwechslungsreich gestaltet, von weiten Wüsten über Felsenlandschaften bis hin zu futuristischen Anlagen, und die neuen Bewegungsmöglichkeiten wie Enterhaken, Gleiter, Doppelsprünge und die Möglichkeit, ein Fahrzeug direkt herbeizurufen, sorgen dafür, dass man die Karte mit einem neuen Flow entdeckt. Gerade auf der Xbox Series X fühlt sich das alles sehr flüssig an; selbst hektische Feuergefechte mit vielen Gegnern oder Explosionen bringen die Konsole nicht ins Schwitzen. Auf der Series S merkt man hier und da kleinere Framerate-Schwankungen, aber nichts, was das Spielerlebnis ernsthaft trübt.

Die Story geht einen erfreulich frischen Weg, ohne die Tradition der Reihe zu verlieren. Pandora wird hinter sich gelassen, stattdessen erkundet man Kairos, eine Welt unter der Herrschaft eines gehirnwäschenden Diktators namens Timekeeper. Die neuen Charaktere wie Vex, Rafa, Harlowe und Amon bringen frischen Wind ins Spiel, haben aber genug Eigenständigkeit, um nicht wie Kopien alter Kammer-Jäger zu wirken. Und ja, Claptrap ist wieder da – ob man ihn liebt oder hasst, ohne den frechen kleinen Bot wäre Borderlands einfach nicht dasselbe. Die Handlung schafft es, die typischen Albernheiten und Schlagfertigkeit der Serie mit überraschend ernsthaften Momenten zu verbinden, auch wenn sie nicht ganz an die epische Tiefe eines Borderlands 2 heranreicht. Dennoch motiviert die Story enorm, die Welt zu erkunden und neue Quests anzunehmen.

Das Herzstück von Borderlands ist natürlich das Loot-System, und hier setzt Borderlands 4 neue Maßstäbe. Die Waffen sind so absurd wie kreativ: Raketenwerfer, die wie Granaten explodieren, oder Scharfschützengewehre, die Gatling-artig schießen und bei Überhitzung die Munition sparen, sorgen für jede Menge Spaß und Chaos auf dem Schlachtfeld. Die Hersteller-Kombinationen, die Effekte verschiedener Waffentypen kreuzen, bringen frische Möglichkeiten ins Spiel, und die Gegner sind clever designed: maskierte Psychos, mechanische Spinnen, kristallbedeckte Kreaturen und schwebende Kugeln fordern das volle Arsenal an Skills und Taktik. Bosskämpfe sind abwechslungsreich, mit Mechaniken, die über simples Ausweichen und Schießen hinausgehen, oft genug, um die Kämpfe spannend zu halten, ohne dass sie zu überkomplex werden. Modifikatoren bei Gegnern, wie Selbstheilung oder schwarze Löcher bei Tod, sorgen zusätzlich dafür, dass man im Kampf immer aufmerksam bleiben muss.

Borderlands4Bild2Besonders die Open-World-Struktur macht sich bemerkbar: Man kann stundenlang einfach erkunden, Nebel des Krieges lichten, Nebenquests abschließen und Aktivitäten absolvieren, ohne dass man das Gefühl hat, von der Hauptstory gezwungen zu werden. Die Möglichkeit, jederzeit zu Freunden zu teleportieren oder sich unabhängig vom Team frei zu bewegen, macht den Koop-Modus sehr angenehm. Allerdings zeigt sich hier auch ein Problem: Das Terrain ist nicht immer konsistent. Unsichtbare Wände und unebene Oberflächen, die nicht betreten werden können, wirken künstlich und bremsen gelegentlich die Freude an der Erkundung. Gearbox hat hier teilweise versucht, Grenzen optisch zu verschleiern, aber manchmal merkt man schnell, dass man einen Bereich nicht betreten kann, obwohl er verlockend aussieht.

Technisch ist die Xbox-Version insgesamt solide, insbesondere auf der Series X. Die Ladezeiten sind kurz, die Steuerung präzise, und die neuen Bewegungsoptionen lassen das Gunplay dynamischer und spaßiger wirken als in Borderlands 3. Trotzdem schleichen sich kleinere Bugs ein, besonders im Koop: Lags, Desynchronisation, gelegentliche Questprobleme oder Fortschrittsverlust können die Spielerfahrung trüben. Alleine spielt es sich etwas stabiler, aber auch hier sind kleinere Ruckler oder Menülags möglich. Glücklicherweise hat Gearbox schon Patches angekündigt und teilweise nachgereicht, die viele dieser Probleme adressieren.

Der Endgame-Grind ist typisch Borderlands: Neben Story-Missionen gibt es wöchentliche Herausforderungen, wiederholbare Bosskämpfe und wechselnde Verkaufsautomaten mit garantierter legendärer Beute. Zwar fühlen sich manche Aufgaben etwas repetitiv an, aber die große Menge an Inhalten und die vielfältigen Builds der Kammer-Jäger sorgen dafür, dass jeder Durchgang anders wirkt. Die Build-Optionen sind solide, aber nicht so tiefgehend wie bei spezialisierten Action-RPGs, dennoch erlauben die drei Fertigkeitsbäume pro Charakter interessante Synergien im Team und sorgen für abwechslungsreiche Spielweisen.

Fazit: Zusammenfassend ist Borderlands 4 auf der Xbox eine kraftvolle Mischung aus altbekannter Verrücktheit, cleverem Loot, neuen Bewegungsmöglichkeiten und einer frischen Story. Die offene Welt von Kairos, die zahlreichen Gegner, Bosskämpfe und Aktivitäten machen das Spiel zu einem großen Abenteuer, das sich 8alleine oder im Koop genießen lässt. Technische Bugs und kleinere Einschränkungen beim Terrain trüben das Bild, können aber den Spaß kaum dauerhaft bremsen. Gearbox liefert mit diesem Teil einen deutlichen Tritt nach vorne für die Serie, insbesondere nach dem eher durchwachsenen Borderlands 3, und schafft es, die Looter-Shooter-Fans erneut zu begeistern. Wer die Xbox-Version spielt, sollte sich darauf einstellen, dass einige Performance-Komponenten noch optimiert werden müssen, aber der Spielspaß überwiegt klar. Borderlands 4 ist eine rundum gelungene Evolution der Reihe – chaotisch, witzig, actiongeladen und lohnend bis in die letzten Ecken von Kairos.

Text: D. Stappen

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