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Anki Overdrive (inkl. Supertrucks) im Test

| Marc Heiland | Sonstiges

AnkiSetBild1Als Anki vor über zwei Jahren unter dem Slogan „Drive the Future“ seine Slotcar-Bahn „Anki Overdrive“ vorstellte, wurden Fans von Carrera-Bahnen und Co. hellhörig. Eine Slotcar-Bahn sollte da auf den Markt kommen, die gänzlich ohne das klassische Schienenmodell daher kommt. Stattdessen sollten die Autos ihre Streckeninformationen aus einem in die Oberfläche der Strecke integrierten Infrarotmuster erhalten. Darüber hinaus sollten die Wagen (die so genannten „Supercars“) eine gewisse „KI“, also künstliche Intelligenz besitzen und das Ganze via Smartphone gesteuert werden können. Auch wir waren neugierig. Leider hatten wir es zum Start aus zeitlichen Gründen nicht geschafft, uns eine Bahn zu schnappen. Dies wollen wir aber jetzt endlich, passend zu den neu erschienenen „Supertrucks“, nachholen. Unsere Vorfreude ist natürlich noch immer hoch...

Hightech in jeder Ecke

Bevor wir euch unsere Erfahrungen mit Anki Overdrive schildern und erklären, welche Vorteile die neuen Trucks gegenüber der Autos mit sich bringen, gehen wir erst einmal auf die Technologie, die im System schlummert ein. 

Die Gedanken, die hinter Anki Overdrive stecken, könnten einem typischen Mario Kart mit Editor entsprungen sein. Denn hier duellieren sich Fahrer mit Waffen, es gibt Power Ups und jede Menge unberechenbarer Elemente. Die Kombinierbarkeit der Streckenelemente sorgt dafür, dass ihr viele verschiedene Strecken bauen und quasi in jedem Raum eurer Wohnung auf jedem Untergrund fahren könnt. Flexibel und spontan sowie unabhängig will man somit für den Käufer von Anki Overdrive sein. Das ist doch schon mal ein gutes Vorhaben.

Doch wie funktioniert das Ganze? In jedem einzelnen Element der Anki Overdrive-Strecken ist ein kodierte Infrarot-Muster vorhanden. Hierzu bedienen sich die Entwickler so genannter „transparenter IR Tinte“, welche durch eine folierte Schicht geschützt ist. So ein Code fungiert als „Marker für die Position in der Spur (Es gibt 16 mögliche Spuren), Art der Strecke und zur Orientierung. Die Supercars übersetzen diese Information, um zu bestimmen, wo sie sich im Verhältnis zur gesamten Strecke befinden, wie schnell sie sich bewegen und in welche Richtung sie fahren.“ So liest man es auf der Homepage von Anki Overdrive. Gekoppelt mit der kostenlosen Software, welche die Strecke vorab scannt, können die Autos dann zugewiesen werden. 

Zu den Fahrzeugen lässt uns Anki wissen, dass sie „mit einem winzigen 50Mhz Computer und Infrarot-Kameras ausgestattet“ sind. „Die Kameras lesen die Infrarot-Markierungen auf der Strecke mit 500Hz, um die Position zu bestimmen und zu halten. 

Die Software der Supercars dekodiert die Streckenmarkierungen, kontrolliert das Fahrverhalten und kommuniziert mit dem Smartphone oder Tablet. Die Bluetooth Low Energy Verbindung mit dem Smartphone oder Tablet lässt das Auto sehr schnell auf Steuerungsimpulse reagieren.“ 

So viel Technik steckt also in Anki Overdrive. Nun stellt sich natürlich die Frage, ob sich die ganze Technik auch in Spielspaß übersetzen lässt und vor allem: Was kostet euch dieser „Technikspaß“?

AnkiSetBild3Fangen wir mal mit der ganz einfach zu beantwortenden Frage an. Das Starterset mit zwei Supercars, 6 90°-Kurvenelementen, einer Ladestation für vier Supercars, vier geraden Streckenelementen und einem Reifenreiniger erhaltet ihr aktuell für 179,99 Euro. Damit liegt Anki Overdrive im oberen Bereich. Mit diesem Set könnt ihr euch acht verschiedene Strecken erstellen. Wollt ihr mehr, müsst ihr dann auch tiefer in die Tasche greifen. So könnt ihr Sprungschanzen, Kurven, Kollisionsbereiche (Kreuzungen) uvm. erwerben. Das Maximum (im Bundle) gibt es für 449,99 Euro. Hiermit erhaltet ihr 23 Streckenteile, zwei weitere Autos und 7 zusätzliche Zubehörteile. Selbstverständlich könnt ihr auch nur einzelne Streckenteile wie Kurven, Kreuzungen oder Geraden kaufen. Habt ihr Lust auf die beiden neuen Supertrucks X52 und Firewheel, werden noch einmal jeweils 69,99 Euro fällig. Ihr seht also: Anki Overdrive ist nicht gerade ein preiswertes Hobby. Da stellt sich umso mehr die Frage, ob sich die Investition auch lohnt.

Der Aufbau der Strecke spricht schon einmal für das System. Die einzelnen Teile sind sehr rasch miteinander verbunden. Ein „verhaken“ wie bei Carrera kann ebenso wenig vorkommen, wie das gefürchtete mögliche Abbrechen von Steckelementen, wenn man die Bahn zu kraftvoll auseinander zieht. Hier ist alles mittels Magneten miteinander befestigt, wodurch auch jüngere „Bahnbauer“ im Handumdrehen ihren Favoriten errichtet haben. Wer möchte, kann auch kleine Hindernisse im Zimmer mit einbauen. Auch Sprungschanzen sind jederzeit möglich. Dies gilt allerdings nur für die Supercars, da die Trucks die Sprünge nicht schaffen können. Gefahren werden kann (je nach Anzahl der vorhandenen Autos oder Mitspieler) gegen einen bis drei Gegner. Habt ihr nicht genug Spieler am Start, weist ihr einfach der KI die Konkurrenz zu. Cool: Häufiges Spielen belohnt Anki Overdrive mit Erfahrungspunkten. Diese setzt ihr in der „Werkstatt“ ein, um eure Fahrzeuge zu tunen oder neue Waffen zu kaufen. 

Waffen? Ja! Ihr habt richtig gelesen. Denn wo die Bahnen von Carrera kreuzbrav daher kommen, geht es bei Anki Overdrive wie bei Mario Kart daher. Denn mit an Bord ist ein ganzes Waffenarsenal. Mit diesen (und diversen Extras) könnt ihr eure Widersacher außer Gefecht setzen oder kurz vor dem Ziel verlangsamen, sodass ihr in letzter Sekunde ein scheinbar verlorenes Rennen doch noch für euch entscheiden könnt. 

Vor einem Rennen solltet ihr darauf achten, dass eure Autos / Trucks auch mit ausreichend Strom versorgt sind. Hierzu werden die Fahrzeuge in die Docking-Station gestellt. Das Aufladen geht relativ fix und dauert keine zehn Minuten. Ein klarer Pluspunkt für Anki Overdrive. Allerdings hält eine Akkuladung auch nur ca. 15-20min. Wer also viel spielt, muss seine Supertrucks / Supercars auch häufig an den Strom hängen. 

Darüber hinaus müsst ihr noch die kostenlose Anki Overdrive ab auf euer iPhone oder Android Smartphone laden. Ohne diese App könnt ihr nämlich gar nicht erst ins Anki Overdrive-Universum starten. Und hier ist ein ziemlich großer Schwachpunkt des Systems zu erkennen: Denn leider funktioniert die App nicht mit allen Smartphones. Nun mag man ja meinen, dass das bei älteren Modellen vielleicht gerade noch zu verzeihen ist. Doch selbst bei aktuellen Modellen, wie einigen von Sony und Huawei, funktioniert die Anki Overdrive App nicht korrekt. So etwas darf nicht sein! 

Wenn sie aber funktioniert, dann leistet sie gute Arbeit. Vor jedem Start muss die von euch gebaute Bahn gescannt werden, auch dann, wenn sie eigentlich schon im Smartphone gespeichert wurde. Das ist ein wenig nervig, aber ok. Das Scannen funktioniert, in dem die Fahrzeuge die Bahn mehrmals abfahren. Um euch schnell mit der (sehr guten und leicht nachvollziehbaren) Steuerung vertraut zu machen, gibt es ein Testrennen. 

Bei Anki Overdrive gilt (im Gegensatz zur klassischen Slotcar-Bahn) das Motto: Wer bremst verliert! Denn die Gegner sind auf höheren Stufen so flott unterwegs, dass Bremsen hier nur hilft, wenn ihr andere Mitstreiter aus der Bahn werfen könnt. Das von Carrera bekannte aus der Kurve fliegen kommt ihr nicht vor. Um euer Fahrzeug zu beschleunigen, müsst ihr das virtuelle Gaspedal bedienen. Neben Gas und Bremse befinden sich auf dem App-Display zwei große Buttons für zwei Waffen. Um diese auszulösen, müsst ihr einmal oder mehrfach hintereinander den Button antippen. Die Umsetzung erfolgt unmittelbar und ohne größere Verzögerung. Um eurem Kontrahenten in die Spur zu fahren, müsst ihr das Smartphone kippen. Auch das klappte in unseren Tests problemlos. 

AnkiSetBild2Kräftemessen mit den neuen Supertrucks

Natürlich haben wir während unseres Tests ein ganz besonderes Augenmerk auf die neuen Supertrucks gelegt. Diese unterscheiden sich nicht nur dadurch, dass sie massiger und bulliger sind, als die kleinen und wendigen Supercars. Sie können auch noch eine höhere Endgeschwindigkeit erreichen, wenngleich sie länger für die Beschleunigung benötigen, als die kleinen Rennboliden. Nur eines mögen sie – wie gesagt – nicht: Sprünge und steile Kurven. 

So richtig Spaß machen die neuen Supertracks im ebenfalls neuen „Rage“-Modus. Während eines Rennens mit Highspeed lädt sich das so genannte „Rage-Meter“ auf. Ist es komplett gefüllt, so nimmt der Supertruck ordentlich Fahrt auf uns kann die Supercars von der Piste schießen. Klasse ist auch die Möglichkeit, mit den Supercars den Truck übernehmen („Takeover Modus“) und dann die eigenen Autos autonom weiter fahren lassen zu können. Das machte im Test ebenfalls eine Menge Spaß und ist sowohl alleine gegen die KI, als auch mit anderen Supercars und menschlichen Mitstreitern spielbar. Mit Einführung der Trucks spendiert Anki dem System auch noch neue Waffen: X52 verfügt über die „Pulse Ram“, während Freewheel die „Gravity Tap“ besitzt, um Gegner zu verlangsamen. 

Warum Anki jedoch den Karriere Modus ersatzlos gestrichen hat, den man ja mit den Supercars spielen darf, ist mir persönlich schleierhaft. Dafür gibt es „Race“, „Battle“, „King of the hill“ und die „Time trial“. Beim Rennen geht es über eine Distanz von wahlweise 15, 30 oder 45 Runden gegen andere Fahrzeuge mit Waffeneinsatz oder ohne. Beim „Battle“ besteht die Aufgabe darin, den Gegner verschieden oft (je nach Einstellung) mit seinen eigenen Waffen aus dem Weg zu räumen. Beim dritten Modus im Bunde, dem „King of the hill“ spielt ihr fast identisch zum „Battle“, bekommt jedoch für gewonnene Gefechte Punkte, die euch zum „King“ machen. Nach Gewinn des Titels, bzw. der Krone, müsst ihr diese verteidigen. Last but not least gibt es noch die „Time trial“. Logischerweise fahrt ihr hier gegen die Zeit. Erst ihr, dann die Gegner. Derjenige, der die Runden in der kürzesten Zeitspanne absolviert, hat gewonnen. 

Fazit: Ist Anki Overdrive die Carrera Bahn 2.0? Diese Frage werden sich Fans der weltweit beliebtesten Slotcar Serie vielleicht stellen. Die Antwort ist: Ja und nein. Ja, weil die Idee der Slotcars hier um eine neue Komponente, des rein digitalen erweitert und zeitgemäß ins 21. Jahrhundert geführt wird. Nein, da eigentlich kaum noch etwas an die klassische Bahn erinnert. Denn der Einsatz von Waffen erinnert doch eher an Mario Kart, als an die 8klassische Slotcar Bahn und auch die Karriere gibt es so bei den analogen und digitalen Carrera Bahnen nicht. Macht Anki Overdrive dadurch automatisch mehr Spaß? Jein. Zu Beginn auf jeden Fall. Doch mit der Zeit wird Anki Overdrive etwas zu monoton. Die Trucks sind zu stark, die Gegner stellenweise zu schnell hoch gelevelt. Außerdem schummelt die KI hin und wieder und Anki Overdrive hat auch mit manchen Android Endgeräten echte Probleme. So etwas darf einfach nicht sein! Hinzu kommt, dass die zahlreichen Parcours-Erweiterungen für Fans und Sammler so richtig ins Geld gehen können. Denn Anki lässt sich sein Overdrive ordentlich versilbern. Anki Overdrive ist daher eher etwas für Käufer, denen es nicht so sehr aufs Geld ankommt bzw. auf jüngere Spieler mit hoher Affinität zu mobilen Geräten. 

Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Anki für das zur Verfügung gestellte Testexemplar.

U. Sperling

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