Pirates VR: Jolly Roger | Review (PCVR)
Eine Frage an alle Fans von Fluch der Karibik: Wolltet ihr, während ihr euch die Abenteuer rund um Jack Sparrow im Kino oder Heimkino angesehen habt, euch auch mal in die Rolle eines Piraten begeben? Habt ihr euch auch als Kind im Karneval oder Fasching als Freibeuter der Meere verkleidet? Dann solltet ihr jetzt vielleicht euer Augenmerk auf „Pirates VR: Jolly Roger“ werfen! Denn der aktuell für PCVR (und in 2025 noch vor die PSVR2) erschienene Titel, wartet mit Südseestränden, kristallklarem Wasser und jede Menge Kämpfe sowie einer exotischen Szenerie auf euch. Ob das Spiel Spaß macht, klären wir im Test.
Das Leben der klassischen Piraten, das nichts mit der modernen Piraterie zu tun hat, wird sei über 150 Jahren in der Literatur und seitdem es den Film gibt, auch in zahlreichen Spielfilmen gezeigt. Meist handelt es sich dabei mehr um Mythen und Legenden, als um historische Tatsachen. Doch ist es genau dieses „Seemannsgarn“, von dem wir Landratten uns immer wieder einspinnen lassen. Neben den Filmen mit Johnny Depp ist es vor allem der Roman „Die Schatzinsel“, die das Piratenleben zelebriert und stellenweise auch verherrlicht. Schätze aus Gold, die raue See, ein Leben jenseits aller Regeln und Gesetze – all das gehört mit zu den Piratengeschichten.
Dieser Mix diente auch als Grundlage des VR-Titels „Pirates VR: Jolly Roger“, in welchem ihr in die Haut eines Piraten schlüpft. Dass die Geschichte dabei mehr oder minder belanglos ist, ist sehr schade, da gerade hier eine Menge Potenzial liegengelassen wird und weit mehr möglich gewesen wäre, um die Atmosphäre und Immersion von der ersten bis zur letzten Spielminute hochzuhalten. Unser Held hat jedoch nicht einmal einen Namen, was nicht unbedingt zur Identifikation mit dem virtuellen Alter Ego beiträgt. Um alles von der to do-Liste abzuhaken, braucht ihr im Spiel vier, maximal fünf Stunden Zeit. Das Piratenspiel ist also eher ein Snack für zwischendurch.
Ihr landet auf einer tropischen Insel. Wie ihr da hingekommen seid, bleibt unklar. Schon nach wenigen Minuten, die ihr nutzt, um euch umzuschauen, fliegt euch ein Papagei entgegen und beginnt mit euch zu sprechen. Hier ein unterhaltsamer Kommentar, dort ein Hinweis – was zu Beginn ein netter Kniff ist, um andere Begleiter zu ersetzen, entpuppt sich nach spätestens einer halben Stunde als recht nervtötend, zumal manche Kommentare einfach nur dämlich sind.
Was ihr auf der Insel macht, ist recht einfach und auch monoton: Ihr erkundet die Insel, bergt Gegenstände, versucht, gegen wilde Tiere und andere Gefahren sowie Skelettpiraten zu bestehen. Mehr gibt es nicht zu tun. Das, was der Titel bietet, habt ihr in anderen Spielen unzählige Male – teilweise auch besser – gemacht. Das Klettern funktioniert ordentlich, aber manchmal erkennt das Spiel eure Gesten nicht richtig, was dazu führt, dass ihr abrutscht und fallt. Das ist vor allem dann nervig, wenn ihr nicht am letzten Speicherpunkt abgesetzt werdet.
Auch das Nutzen von Ziplines ist bekannt und nicht sonderlich originell. Die Insel bietet euch nicht sonderlich viele originelle und atemberaubende Orte und alternative Routen sind hier meist unbekannt. Was die Kämpfe betrifft, so sind sie recht monoton und langweilig. Bei Fernkämpfen ist das Nachladen nicht per Hand möglich, sondern nur über das Greifen neuer Munition aus dem Beutel, was auf Dauer ziemlich anstrengend ist. Die Nahkämpfe sind ebenfalls nicht sonderlich spannend oder gar fordernd. Gleiches gilt dann auch für die Rätsel, die immer wieder mal nach dem Prinzip Glück gelöst werden, da oftmals die Lösung nirgendwo erkenntlich ist.
Fazit: Meine Vorfreude war wirklich groß. Endlich ein tolles Piratenabenteuer in VR! Leider wurde ich schnell eines Besseren belehrt und meine Ernüchterung wechselte zu Enttäuschung, ja sogar Verärgerung. Warum haben die Entwickler nicht den Mut bewiesen, hier wirklich eine spannende, interessante und filmreife Story zu erzählen? Warum muss der Papagei als Begleiter so nerven? Warum kann ich nicht wirklich herausfordernde und spannende Kämpfe vorgesetzt bekommen? Und warum wirkt das alles hier viel zu bekannt und woanders besser inszeniert? Da nützt es auch herzlich wenig, wenn die Grafik stellenweise sehr imposant ist. So bleibt „Pirates VR: Jolly Roger“ gerade mal knapp über dem Durchschnitt und ist eher eine Kaufempfehlung, wenn der Titel im Angebot sein wird.
L. Zimmermann